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Reform als Chance

Die Novelle der Pflegeausbildung ist keinGrund sich Sorgen zu machen, wissen Expertinnen und Experten der NÖ Landeskliniken-Holding. Denn die Pflege stehe im Zentrum der Versorgung.


„Wir Pflegekräfte stehen durch die Reform noch deutlicher im Zentrum der Versorgungsarbeit, bei uns laufen alle anderen Leistungen von Ärzten und Therapeuten zusammen.“ Doris Fahrnberger Schober,MSc, Pflegedirektorin LK Waidhofen/Ybbs

„Die Pflegefachassistenz darf sehr viele Aufgaben eigenverantwortlich übernehmen. Damit kann der gehobene Dienst noch mehr von dem übernehmen, wofür er ausgebildet ist.“ Regina Kern, MBA, MSc, Pflegerische Klinikleitung LK Lilienfeld

„Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Die Reform bringt große Chancen für alle Berufsgruppen.“ Roman Gaal, MSc, MAS, Leitung Abteilung Pflege, nicht ärztliche Gesundheitsberufe und Ausbildung

„Sollte sich der Bedarf an Pflegekräften– etwa durch Zunahme von komplexen Krankheitsbildern wie zum Beispiel Demenz – ändern, wird man die Ausbildungsangebote anpassen.“ Annabell Heiss, BA, MA, MA, Bereich Ausbildung, Abteilung Pflege, nicht ärztliche Gesundheitsberufe und Ausbildung

Es ist die größte Veränderung in der Pflege seit 1969 – die jüngste Novelle zum Gesundheitsund Krankenpflege-Gesetz. Aber was heißt das schon? Denn seit 1997 gab es mehr als zehn Novellen dieses Gesetzes, sagt Roman Gaal, Leiter der Abteilung Pflege, nicht ärztliche Gesundheitsberufe und Ausbildung in der Holding-Zentrale. Er nennt die Novelle eine große Chance – für die Kliniken ebenso wie für alle Mitarbeitenden im Bereich Pflege: „Gemeinsam mit
der Arbeitsgemeinschaft der Pflegedirektionen kann ich nur sagen: Fürchtet euch nicht!“

Neu ist, dass es nun ein dreistufiges System in der Pflege gibt (siehe auch Kasten unten): Die bisher nach einem Jahr ausgebildete Pflegehilfe heißt künftig Pflegeassistenz. DiePflegefachassistenz – mit zweijähriger Ausbildung – entlastet den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege sowohl bei pflegerischen Tätigkeiten als auch bei therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen. Und beim gehobenen Dienst gibt es künftig für alle die generalistische dreijährige Ausbildung. Sie wird schon derzeit immer mehr in den Fachhochschulen absolviert und soll ab 2024 auch nur mehr dort angeboten werden. Statt der bisherigen speziellen Grundausbildungen zur Kinder- und Jugendlichenpflege oder psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege als Vollausbildung gibt es nun nach den drei Jahren eine
Spezialisierung – wie in anderen Pflegebereichen auch (siehe Kasten).

Kein Grund zur Verunsicherung

Das war es dann auch schon mit den wesentlichen Neuerungen. Trotzdem seien viele Pflegekräfte verunsichert durch die jüngste Novelle, weiß Doris Fahrnberger-Schober, MSc, Pflegedirektorin im LK Waidhofen/Ybbs. Doch dafür
gebe es keinen Grund, sagt die Expertin: „Ich bin seit fast 30 Jahren in der Pflege und habe schon viele Reformen erlebt. Und ich weiß, dass jede Umstellung mit Ängsten verbunden ist – aber dafür sehe ich keinen Grund: Diese Reform ist eine große Chance, die natürlich auch Herausforderungen
bringt. Die Arbeitsorganisation in den Kliniken verändert sich durch das dreistufige System. Aber damit wird noch deutlicher, dass wir Pflegekräfte die Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung durch den Pflegeprozess
begleiten und damit im Zentrum der Versorgung stehen.“

Wie die Neuregelung in der Praxis umgesetzt wird, werde nun von den Pflegedirektionen der einzelnen Kliniken individuell erarbeitet, betont Holding-Experte Roman Gaal: „Die ARGE der Pflege arbeitet derzeit intensiv an der Umsetzung, und es wird von Klinik zu Klinik und von Station zu Station passende Lösungen geben.
Denn es geht ja immer um die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um ihre Qualifikationen, Leistungen und darum, dass jede und jeder seine Fähigkeiten einbringen kann.“ Und die Lilienfelder Pflege-Chefin Regina Kern ergänzt: „Die Zauberformel lautet nach wie vor: Wer macht was wann zu welcher Zeit und mit welcher Qualifikation? Es geht darum, dass jeder und jede das tut, wofür sie oder er ausgebildet ist. Dass das dannletztendlich auch wirtschaftlicher ist, steht nicht im Fokus. Die Reform ist eine Chance für alle
Berufsgruppen – darum geht es hier.“ Hilfs- bzw. pflegefremde Tätigkeiten werden dabei von anderen Berufsgruppen wie Servicekräften geleistet, für die keine klassische Qualifikation im Sinne des GuKG benötigt wird. Das System wird durch den Einsatz von „geringer qualifiziertem“ Personal nicht automatisch günstiger oder billiger – sondern erst durch den Einsatz von hochqualifiziertem
Personal mit einem breiten eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich kann eine flexible und auf den Patientenbedarf abgestimmte Arbeitsaufteilung realisiert werden. Kern und Fahrnberger-Schober sehen in der Reform vor allem die große Chance, mit den anderen Berufsgruppen innerhalb der Kliniken besser ins Gespräch zu kommen: „Wir arbeiten dafür eng mit Verwaltung und Ärzteschaft zusammen – zum Beispiel mit der Küche wegen der Essenszeiten. Oder mit der Reinigung, denn in der Tagesklinik brauchen wir sie im Gegensatz zu den Stationen erst, wenn die Patienten fertig sind. Für die Pflege bedeutet das, dass wir mehr Wissen über das gesamte Management des Klinikums erwerben und dadurch mitgestalten können – und das ist eindeutig eine Aufwertung.“

 

Was ist neu?
Statt Pflegehilfe und gehobener Dienst gibt es künftig drei Stufen:
1 Das Berufsbild der bisherigen Pflegehilfe, nunmehr Pflegeassistenz,
bildet die Basis einer abgestuften professionellen Gesundheits- und
Krankenpflege. Die Pflegeassistenz arbeitet nach Anordnung und unter
Aufsicht. Die Ausbildung dauert ein Jahr. Die Ausbildung erfolgt in den
Pflegeschulen der NÖ Kliniken. Das Berufsbild enthält nicht mehr hauswirtschaftliche
und logistische Aufgaben; diese sollen von anderen Berufen
übernommen werden, wie zum Beispiel von Servicekräften.

2 Die neu geschaffene Pflegefachassistenz mit zweijähriger Ausbildung
entlastet den gehobenen Dienst bei pflegerischen, therapeutischen und
diagnostischen Maßnahmen. Die Pflegefachassistenz arbeitet nach Anordnung,
aber eigenverantwortlich ohne verpflichtende Aufsicht. Ausgebildet
werden Pflegefachassistenzen in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen
der NÖ Kliniken. Sie erhalten Zugang zur Berufsreifeprüfung.

3 Der gehobene Dienst erhält seine generalistische Ausbildung ab 2024
nur mehr an Fachhochschulen. Spezialisieren kann man sich erst nach
dieser dreijährigen Grundausbildung, und zwar auf:
-Kinder- und Jugendlichenpflege
-Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege
-Intensivpflege
-Anästhesiepflege
-Pflege bei Nierenersatztherapie
-Pflege im Operationsbereich
-Krankenhaushygiene
-Wundmanagement und Stomaversorgung NEU
-Hospiz- und Palliativversorgung NEU
-Psychogeriatrische Pflege NEU

 

War um man sich nicht fürchten muss

  • Die Zauberformel lautet nach wie vor: Wer macht was wann zu welcher Zeit und mit welcher Qualifikation?
  • Die Frist für die finale Überführung der Ausbildung für den gehobenenDienst an die Fachhochschule ist großzügig und endet erst 2024.
  • Durch die zweijährige und damit kürzere Ausbildung der Pflegefachassistenz werden in kürzerer Zeit mehr hochqualifizierte Pflegekräfte bereit stehen, die eigenverantwortlich arbeiten dürfen.
  • Die Pflegefachassistenz wird nicht den gehobenen Dienst ersetzen, sondern ihm die Chance eröffnen, sich noch mehr mit jenen hochqualifizierten Leistungen zu befassen, für den er ausgebildet ist.
  • Die Novelle ist zwar eine große Veränderung, doch seit 1997 gab es bereits mehr als zehn Novellen dieses Gesetzes.
  • Für die Pflegehilfe ist die Umwandlung in die Pflegeassistenz eine klare Aufwertung, denn sie wird durch Hauswirtschafts- und Servicekräfte entlastet.
  • Weil nach wie vor 50 Prozent der Ausbildung in den Kliniken geleistet wird, ist die Reform eine große Chance, den Bedarf und Bedürfnisse der Kliniken in die Schulen und Fachhochschulen rückzuspiegeln und damit für gut ausgebildete Pflegeassistenzen, Pflegefachassistenzen und gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege zu sorgen.
  • Auch hinsichtlich der Zahl der Pflegekräfte muss man sich keine Sorgen machen: Sollte sich der Bedarf – etwa durch Zunahme von komplexen Krankheitsbildern wie zum Beispiel Demenz – ändern, wird man die Ausbildungsangebote anpassen.
  • Im nächsten Bildungskatalog der NÖ Landeskliniken-Holding gibt es zahlreiche Angebote, damit alle Mitarbeitenden