Reisen mit Kindern: Universitätsklinikum Tulln gibt wertvolle Tipps
Kinder reisen gerne, sie lernen gerne neue Gegenden kennen und freuen sich, ihre Eltern in ungewohnten Situationen zu erleben. Für die Eltern ist das Reisen mit Kindern auch vollkommen anders und neu, früher waren sie bei den Reisen nur für sich selbst verantwortlich.

Landesrat Mag. Karl Wilfing (links) und Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Salzer, Leiter der Klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum Tulln (rechts), mit Laurenz Hartenstein (Mitte)
„Sommerzeit ist Reisezeit! Wir alle freuen uns auf unseren wohlverdienten Urlaub. Damit Sie Ihren Urlaub mit Ihren Liebsten in vollen Zügen genießen können, gibt Ihnen Prim. Univ. Prof. Dr. Hans Salzer wertvolle Tipps mit auf den Weg. Durch das Klima und die neue Umgebung können sich viele gewohnte Verhaltensmuster, wie das Schlafen ändern, was leicht zu Stress und Minderung des Erholungseffektes bei den Eltern führen kann. Ein guter Reiseplan, der auf das Alter der Kinder Rücksicht nimmt, macht sich bezahlt. Das Reiseziel sollte auch mit dem Kinderarzt besprochen werden. Dabei kann abgeklärt werden, ob es in dem jeweiligen Zielland bestimmte Dinge für Kinder zu beachten gibt, wie zum Beispiel eine Malariaprophylaxe oder Ähnliches. Der Impfstatus soll auf alle Fälle überprüft werden“, so Landesrat Mag. Karl Wilfing.
Hier die Tipps von Prim. Univ. Prof. Dr. Hans Salzer, Leiter der Klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum Tulln:
Autoreisen: Machen sie regelmäßig Pausen, am besten auf Plätzen, die für Kinder attraktiv sind (Spielplatz). Oder wenn das Kind leicht im Auto schläft, organisieren Sie die Fahrt während der Schlafenszeit des Kindes.
Flugreisen: Langstreckenflüge sind für Klein- und Vorschulkinder langweilig, meist stellt sich nach 1-2 Stunden oftmals die erste Ungeduld ein, da der Bewegungsdrang nur schwer unterdrückt werden kann. Wenn es sich einrichten lässt, ist es günstiger in der Schlafenszeit des Kindes zu fliegen. Für Babies ist das Fliegen oft problemloser, Neugeborene sollten allerdings in den ersten 14 Tagen gar nicht fliegen. Die Luft im Flugzeug ist trocken, das kann zu Hustenreiz führen, deshalb sollten die Kinder während des Fluges viel trinken. Durch die Veränderungen des Luftdrucks, vor allem während des Starts und der Landung, kann es zu einem unangenehmen Gefühl in den Ohren kommen, viele Kinder beginnen am Anfang des Sinkfluges vor der Landung zu weinen. In der Start- und Landephase können Säuglinge durch Nuckeln am Schnuller den Druck im Ohr ausgleichen. Größere Kinder sollten ebenfalls trinken, auch Kaugummikauen ist hilfreich.
Hat das Kind einen Schnupfen oder eine verstopfte Nase, helfen abschwellende Nasentropfen (siehe Reiseapotheke) vor dem Start und vor der Landung.
Am Urlaubsort:
Unfallverhütung: In ungewohnter Umgebung kann es leichter zu Unfällen kommen. Am besten erkundet man gemeinsam mit dem Kind die Umgebung, um sichere und gefährliche Orte zu identifizieren. Oft entsprechen die Sicherheitsbestimmungen für Spielgeräte in Urlaubsländern nicht unseren Normen, Klettergerüste, Schaukeln etc. sollten erst von den Eltern kontrolliert werden, bevor die Kinder sie alleine benützen dürfen.
Ein Kind sollte nie, auch wenn es zu Hause im Hallenbad oder Pool schon relativ gut schwimmt, ohne Aufsicht im Meer baden oder am Strand spielen. Man soll sich auch nicht verlassen, dass andere Gäste auf das Kind aufpassen, während man im Liegestuhl döst oder sich an der Poolbar unterhält.
Sonnenschutz:
Alle Sonnenschutzmittel für Kinder sollten schon zu Hause besorgt und, vor allem bei Kindern mit empfindlicher Haut, ausprobiert werden. Am Urlaubsort gibt es oft andere Sonnenschutzmittel, die möglicherweise nicht vertragen werden. Alle Produkte sollten wasserfest sein und einen möglichst hohen Sonnenschutzfaktor aufweisen. Die Apotheken haben viele Produkte, die für Kinder geeignet sind und oft auch nur einmal täglich aufgetragen werden müssen.
Zusätzlich sind Kappen und Hüte mit breiten Krempen ein wichtiger Sonnenschutz. Säuglinge sollten nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden, sondern sich nur im Schatten eines Schirmes oder Baumes aufhalten. Bei Hitze ist viel zusätzliche Flüssigkeit besonders wichtig.
Durchfall und Erbrechen:
Die häufigsten Erkrankungen von Kindern während des Urlaubs sind Infektionen des Magen- Darmtrakts, die sich in Durchfall und/oder Erbrechen äußern. Die meisten Keime werden über die Nahrung übertragen, Eiswürfel, offenes Speiseeis oder Wasser aus der Wasserleitung können Infektionsquellen sein. Vorsicht ist vor allem bei Straßenverkäufern außerhalb der Hotelanlage geboten. Für Säuglinge ist Stillen der beste Infektionsschutz, die Fertignahrung sollte mit einem Mineralwasser hergestellt werden, oder das Leitungswasser muss mindestens 10 Minuten lang abgekocht werden. Beikost wird am besten aus Gläschen verabreicht. Für ältere Kinder gilt der Grundsatz wie für alle Tropenreisende: „Peel it, cook it, boil it, or forget it.“
Wenn es zur Ansteckung gekommen ist, das Kind erbricht und Durchfall hat, ist es wichtig dem Kind Flüssigkeit zuzuführen, die es behält. Dazu ist eine Elektrolytlösung (siehe Reiseapotheke) sehr gut geeignet. Nahrungskarenz für feste Speisen für ca. 24 Stunden und löffelweise Verabreichung der kalten Elektrolytlösung hilft meistens. Bei älteren Kindern helfen auch schwarzer Tee, Zwieback und Soletti. Sollte das Erbrechen nach 24 Stunden noch immer nicht aufgehört haben, oder wenn sich der Zustand des Kindes verschlechtert (Bewusstseinseintrübung) oder wenn blutige Durchfälle beobachtet werden, muss auch am Urlaubsort ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden.
Reiseapotheke:
Grundsätzlich sollte vor allem bei Babies und Kleinkindern doch bei Erkrankung ein Arzt aufgesucht werden. In allen Urlaubsregionen gibt es englisch- oder deutschsprechende Ärzte, das Hotelpersonal ist da sicher behilflich.
Eine Reiseapotheke sollte folgenden Inhalt haben:
Der Kinderarzt sollte die Dosis für das Kind bestimmen!
· Alle Dauermedikamente, die das Kind nehmen muss
· Impfpass
· Fieberthermometer
· Pflaster, kleines Verbandszeug
· Desinfektionsmittel
· Fieber und Schmerzmittel
bei Schmerzen oder Fieber ab ca 38,5° bis 39°
Zäpfchen können in warmen Gegenden leicht schmelzen, Tropfen und Säfte sind sinnvoller.
· Antihistaminikum, gegen Allergie und Juckreiz
· Bei Erbrechen und Durchfall
· Nasentropfen
· Augentropfen
· Ohrentropfen
· Salben und Cremen
· Insektenschutz





