Die Motivier-Managerin

Regionalmanagerin NÖ Mitte Christa Stelzmüller, MAS

„Tun“ ist ihr Lieblingswort, und sie beherrscht ihre Arbeit von Grund auf: Christa Stelzmüller begann als Krankenschwester. Heute ist sie Regionalmanagerin.

Resolut und freundlich wirkt die schlanke, blonde Frau, handfest, entschlossen. Eine, die zupacken kann. Eine, die sich gerne auseinandersetzt, die dahinterschauen will, verstehen will, und Lösungen sucht und findet. Ihr Lieblingswort ist „Tun“. Christa Stelzmüller, 49, ist Regionalmanagerin für die Region NÖ Mitte mit den Landeskliniken St. Pölten-Lilienfeld, Krems, Tulln und Klosterneuburg. Regionalmanager in der NÖ Landeskliniken- Holding tragen die gesamte Ergebnis-Verantwortung für ihre Versorgungsregion. Eine Riesenverantwortung; Stelzmüller sieht sie als Privileg: „Es ist wunderbar, die größte Region mitgestalten zu dürfen und für die Zukunft zu arbeiten. Ich lege mit meinem Team und in Abstimmung mit den Experten in der Holding-Zentrale die strategischen Ziele und Richtlinien fest und begleite mit den Kliniken das Umsetzen im Alltag.“ Klingt kompliziert. „Naja“, sagt Stelzmüller lachend, „es geht nur so. Die Menschen in den Kliniken sind die Experten – sie müssen den Weg gehen. Mein Job ist, ihnen die Richtung zu geben und sie zu motivieren. Wenn es gelingt, gemeinsam Schritte zu setzen, haben wir die Gesundheitsstruktur ein Stück weit mitgestaltet.“

 

Der „klassische“ Weg

Was qualifiziert Stelzmüller für diese vieldimensionale Aufgabe? Ihre Entwicklung nennt sie „den klassischen Weg“. Der begann mit der Ausbildung zur Krankenschwester in Oberösterreich, der Liebe wegen wechselte sie nach Wien und arbeitete dort 18 Jahre lang im AKH, dem größten Krankenhaus Österreichs. Sie kennt alles: den Turnusdienst mit 48 Wochenstunden, Radeldienste, 12-Stunden-Dienste. Von der Vertretung der Stationsleitung stieg sie zur Stationsschwester auf. Damals, 1991, hatte sie eine außerordentliche Herausforderung zu bewältigen, die sie heute ein „Riesenglück“ nennt: Ihre Station, die Neurologie, war die erste, die vom alten ins neue AKH übersiedelte. Das brachte ihr wichtige Erfahrungen – und überraschende Erlebnisse. So war ein Wachmann völlig perplex, als in den riesigen neuen Gebäuden tatsächlich Menschen auftauchten: „Was machen Sie denn da?“ Pionierarbeit eben, Erfahrungen, die sie heute brauchen kann. Logisch, dass Stelzmüller irgendwann Oberschwester wurde – die „Innere Medizin 1 und 2“ war ihr Startplatz, dort musste sie die konkurrierenden Abteilungen in der Pflege zusammenführen. Schwierige Menschen in einer schwierigen Situation, wie sie heute sagt, konkurrierende Gruppen – ein guter Übungsplatz, um Konfliktlösung zu trainieren. Als Oberschwerster inskribierte sie an der Wirtschaftsuniversität Wien den berufsbegleitenden Studiengang Krankenhaus-Management; drei Jahre Schulbank neben Beruf und Familie – und das berufsgruppen-übergreifend – „gerade das nützt mir bis heute“. Oberin für Personal und Personalentwicklung und stellvertretende Pflegedirektorin im AKH wurde sie während des Studiums – Verantwortung für 2.700 Mitarbeiter in der Pflege. Und dann war es Zeit für den nächsten Schritt: Stelzmüller bewarb sich als Pflegedirektorin in Krems – am letzten Tag der Bewerbungsfrist – und war im Auswahlverfahren erstgereiht. Im April 1998 trat sie ihren Dienst an und blieb acht Jahre. Als im LK St. Pölten-Lilienfeld die Kollegiale Führung neu besetzt wurde, bewarb sie sich dort und startete im Februar 2008. Zwei Monate später wurde sie Regionalmanagerin für NÖ Mitte.

 

Ab ins kalte Wasser

Ihr Mann, Instrumentenbauer, ein Freiberufler, konnte sich diese Aufgabe nicht für sie vorstellen. Tatsächlich ist sie „ganz anders als das, was ich bisher gemacht habe“, ein Sprung ins kalte Wasser. Statt operativem Umsetzen im Pflegealltag sind tragfähige Zukunftsstrategien ihr täglich Brot. Statt mit den Pflegeteams arbeitet sie jetzt mit allen Berufsgruppen. Das kennt sie aus der Zeit an der Wirtschaftsuni. Jetzt, in der sich entwickelnden Landeskliniken-Holding, geht es aber um mehr: um das Zusammenführen von fünf Kliniken, um sinnvolle Kooperationen statt Wettbewerb, um das Miteinander in der Region. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, ist sich Stelzmüller der Härte für alle Beteiligten bewusst. „Konkurrenz zwischen den Kliniken war gestern; Kooperation ist für viele Menschen wirklich neu.“ So hat die Region NÖ Mitte Kinder- und Jugendabteilungen in St. Pölten, Krems und Tulln. Nun soll nicht mehr jede Abteilung das gesamte Spektrum in den Ambulanzen anbieten – sondern jede Abteilung soll ihre Spezialitäten entwickeln. Da geht es um Fallzahlen – und um die Angst, Aufgaben und Macht – zu verlieren. „Die Primarii müssen sich für diese Überlegungen öffnen. Über Jahrhunderte war das anders, das ist mir bewusst. Es ist oft Knochenarbeit, ihnen zu zeigen, dass es einen Nutzen aus den Veränderungen gibt, dass Angst unnötig ist.“ Es sei ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, diese Gräben zu überwinden – in allen Abteilungen. „Wenn es uns gelingt, diese Aufgaben gemeinsam zu lösen, werden wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen.“

 

Neues Selbstverständnis für Führungskräfte

Die Holding sieht sie als „ganz junge Organisation mit sehr großen Aufgaben“. Führungskräfte aus Medizin und Pflege müssen jetzt gemeinsam auch wirtschaftliche Verantwortung übernehmen. Das ist wirklich neu, und wir sind dabei, die Führungskräfte dafür auszubilden. Machen ihr derartige Herausforderungen nicht Angst? „Nein“, sagt sie, und man glaubt es ihr, „es motiviert mich, Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.“ Die Holding sei „kein gemachtes Nest“, das schätzt sie. Und sieht sich nicht als Einzelkämpferin, sondern liebt die Arbeit im Team. Drängt sich die Frage auf, die Männer nie gestellt bekommen: Wie lässt sich diese Karriere mit drei Kindern vereinbaren? „Ich hab mir immer die richtigen Männer ausgesucht“, lacht die 49-Jährige. Das erste Kind, heute 30, kam in der Ausbildungszeit zur Welt; beim Jüngsten, 17, übernahm ihr Mann die Betreuung – und brachte das hungrige Baby zum Stillen ins Klinikum. Damals waren Stillpausen – dreimal täglich 15 Minuten – gesetzlich geregelt, und Stelzmüller, die lange stillte, nützte diese Chance für ihr Baby. Am Krankenbett steht sie schon lang nicht mehr. „Das Kerngeschäft hab ich beim Wechsel von der Stations- zur Oberschwester verlassen. Das war eine drastische Veränderung. Ich hab mit elf Jahren schon gewusst, was ich beruflich machen will – und plötzlich hatte ich nichts mehr mit Patienten zu tun.“ Doch dann entdeckte sie, dass Mitarbeiter-Führung ähnliche Zugänge braucht wie Patienten-Betreuung: „Es geht auch hier um Wahrnehmung, Respekt und Unterstützung. “ Riki Ritter-Börner

Word-Rap

Die besten Eigenschaften: Ich bin ein fröhlicher, optimistischer Mensch – das ist eine Grundeinstellung, sie wurde mir in die Wiege gelegt.

Die schlechteste Eigenschaft: Ich halte mich für ungeduldig. Doch ich habe gelernt, die Ungeduld meist im Zaum zu halten.

Die Familie: Drei Kinder, zwei Enkel – um die kümmere ich mich am Wochenende.

Das Beste am Beruf: Dass mir meine Arbeit Spaß macht und ich einen „weltbesten“ Chef habe.

Entspannen – womit? Gärtnern, da hole ich mir meine Kraft. Mein Mann hat noch nie den Rasen gemäht, das mache ich. Im Winter sind es die Zimmerpflanzen, um die ich mich kümmere. Und ich kaufe mir immer Blumen.

Austoben, Bewegen: Walken, joggen, Rennrad fahren – aber nicht regelmäßig. Und mit dem von meinem Mann selbst gebauten Paddelboot unterwegs sein.

Besonderes Highlight: Jährlich zu Pfingsten die Regatta in Venedig – 37 km in der Lagune.

 

 

+++ Erschienen in der Ausgabe GESUND + LEBEN INTERN 02/2010 +++