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Der Umsetzer

Dr. Markus Klamminger ist in der Holding- Zentrale für fast alle Fragen rund um Medizin und Pflege zuständig.


Markus Klamminger, Leiter Abteilung Medizinische und Pflegerische Betriebsunterstützung und stv. Medizinischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken- Holding

„Unsere Patientinnen und Patienten sind in einer Ausnahmesituation, und ihre Angehörigen auch. Das unterscheidet unsere Arbeit ganz wesentlich von der in anderen Bereichen“, betont Dr. Markus Klamminger, stellvertretender Medizinischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding. Der gelernte Chirurg leitet die umfassende Abteilung Medizinische und Pflegerische Betriebsunterstützung. In sein Aufgabengebiet gehören zahlreiche Fachbereiche, von Psychiatrie und Notarztwesen bis hin zu Qualitätsthemen sowie Mitarbeiter- und Patientenbefragung. Ihm ist es wichtig, die besondere Situation der Menschen immer im Auge zu haben, mit denen es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken Tag für Tag zu tun haben. Aber er weiß auch, dass die Arbeit schwierig sein kann, weil die Patienten immer fordernder werden: „Was sich unsere Ärztinnen und Ärzte und unsere Pflegekräfte jeden Tag an Beschwerden anhören müssen, ist teilweise wirklich ungerechtfertigt.“ Trotzdem, Patienten und ihre Familien seien eben in einer Ausnahmesituation. „In solchen Fällen stelle ich mich voll und ganz hinter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont Klamminger.

Praktische Erfahrungen im Flüchtlings-Camp

Dass er Arzt werden will, hat der dreifache Vater, Jahrgang 1960, schon mit 16 gewusst: Als seine Eltern beruflich ins Ausland mussten, lebte er bei Tante und Onkel, einem Ärztepaar, in Senftenberg bei Krems. Die Diskussionen rund um Krankheit und Heilen zogen ihn in ihren Bann. Also studierte er Medizin in Wien, arbeitete zwischendurch bei seinem Onkel im Institut für Physikalische Medizin, famulierte im Krankenhaus Krems und studierte weiter. Ziel: Landarzt. Weil er auf den Turnusplatz in Krems zwei Jahre warten musste, nahm er gemeinsam mit seiner Frau die Chance wahr, zwei Monate in einem Kurden-Camp im Iran im Auftrag der UNO und in Begleitung des Österreichischen Bundesheeres zu arbeiten. 11.000 Kurden waren dort auf 1.500 Metern Höhe in Zelten untergebracht. Und jede Menge Möglichkeiten, bei der Arbeit in der chirurgischen Ambulanz unter sehr eingeschränkten Bedingungen zu lernen und erste OP-Erfahrungen zu sammeln: Granatsplitter entfernen, verschiedene Verletzungen versorgen, Wunden nähen. Mit seiner Frau, ebenfalls Ärztin, feierte er den ersten Hochzeitstag im Flüchtlingslager. Sie ist heute unter anderem Arbeitsmedizinerin in der NÖ Landeskliniken- Holding und Koordinatorin der Arbeitsmediziner in den Landeskliniken (siehe G&L INTERN 06/2012).

Vom Krankenhaus in den NÖGUS

Im Turnus in Krems entschied sich Klamminger für die Chirurgie statt für das Landarzt-Leben, absolvierte die Facharztausbildung ebenfalls in Krems und wurde Oberarzt. Mit knapp 40 stellte er sich die Frage, ob er später noch einmal die Chance bekommen würde, etwas Neues zu beginnen, oder ob er lieber gleich etwas wagen sollte – und wechselte als Prüfarzt in den NÖ Gesundheits- und Sozialfonds NÖGUS. Seinen jetzigen Chef, den Medizinischen Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding, Dr. Robert Griessner, lernte er dort kennen – und ist seither in enger Zusammenarbeit mit ihm verbunden. Griessner sei der Stratege, sagt Klamminger, und er eher der Operative, der Umsetzer. Mit der Gründung der NÖ Landeskliniken-Holding übernahm er die damals noch sehr kleine Medizin- Abteilung. Seither ist die Abteilung gewachsen, heißt jetzt „Medizinische und Pflegerische Betriebsunterstützung“ und hat ein sehr breites Aufgabenspektrum.

Ein Team von Experten

In seinem Arbeitszimmer steht ein Playmobil- Krankenhaus, ein Geschenk seiner Kinder zum 50er. „Das ist ganz praktisch, wenn man sich Abläufe im Klinikum vorstellen will“, grinst er. Seine Stärke? „Das leere Blatt ist nichts für mich. Aber wenn es darum geht, aus verschiedenen Möglichkeiten die beste Lösung herauszuarbeiten, Probleme gemeinsam zu lösen und zu entscheiden, wie wir etwas machen, das liegt mir, das kann ich gut.“ Und er witzelt, „vor allem weiß ich sofort, warum was nicht geht.“ Das Ermöglichen guter Arbeit ist sein Ziel – sowohl für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen er gern den Rücken frei hält, als auch für die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegekräfte und anderen medizinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Landeskliniken. Die circa 240 Primarärztinnen und -ärzte kenne er zwar noch nicht alle persönlich, aber bereits sehr viele von ihnen. Der gute Kontakt zu ihnen sei ihm ein großes Anliegen, denn „je öfter man mit jemandem redet, desto einfacher ist die Zusammenarbeit.“ Mit Dr. Peter Denk und Mag. Barbara Weibold hat er zwei hochqualifizierte und weit über die Landesgrenzen hinaus anerkannte Psychiatrie-Experten in der Abteilung, mit Dr. Martin Bayer einen immer noch praktisch tätigen und langjährig erfahrenen Notarzt an der Hand, der die Ausbildung der Notärzte erneuert hat und den Kontakt zu allen Blaulicht-Organisationen ausbaut.

Herzensthema Pflege

Ganz besonders am Herzen liegt ihm der gesamte Themenbereich Pflege. Seinen Bereichsleiter, Roman Gaal, kennt er seit gut zehn Jahren aus dem NÖGUS und vertraut dem anerkannten Experten voll und ganz. Gerade im Bereich Pflege zeichnen sich einige Veränderungen ab: „Wir müssen immer mehr zur interdisziplinären Zusammenarbeit kommen – wie zum Beispiel auf den IAS (siehe Seite 12). Früher gab es richtige Mauern zwischen Ärzten und Pflege – da ist schon viel geschehen. Wir brauchen mehr gegenseitige Wertschätzung und ein gutes Miteinander. Denn die Pflege wird künftig mehr Aufgaben von den Ärzten übernehmen müssen.“

Sorge um Ärztenachwuchs

Will er irgendwann wieder praktisch arbeiten, am Krankenbett? „Ich bin 13 Jahre weg vom Fenster, das müsste ich wieder neu lernen“, sagt er nachdenklich. Aber ist gleich wieder Feuer und Flamme, wenn es um „seine“ Themen geht – den Ärztemangel zum Beispiel. „Das ist ein Riesenthema“, weil die Unis derzeit zu wenig Nachwuchs ausbilden. Gab es früher in Wien pro Jahr 1.000 Absolventen, sind es heute nur mehr 550 – von denen 20 Prozent ins Ausland gehen – und dabei braucht allein die NÖ Landeskliniken-Holding pro Jahr über 300 Turnusärzte. Die NÖ Landeskliniken- Holding und die Personalabteilung des Landes setzen alles daran, Jungärzte möglichst früh an die Häuser zu holen – angefangen bei den Maturanten. Auch auf die neue Karl Landsteiner Medizinuniversität in Krems hofft Klamminger – immerhin ist das Land NÖ beteiligt und die Landeskliniken- Holding arbeitet mit drei Häusern an der völlig neuen Medizinerausbildung direkt am Krankenbett mit. Wichtig im Turnus sei ein hervorragendes Ausbildungsangebot. „Wir versuchen sehr viel, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Und leider ist das Thema noch nicht allen Abteilungsleitern in den Kliniken ein Anliegen“, weiß Klamminger. „Viele bemühen sich redlich.“ In der Facharztausbildung müsse es zu einer Rotation der Jungärzte durch mehrere Kliniken in der Region kommen. Auch einmal in einem kleinen Haus zu arbeiten sei eine wichtige Erfahrung für jeden Jungarzt, ist Klamminger überzeugt: „Das würde die Zusammenarbeit der Häuser viel mehr fördern und auch zwischenmenschlich erleichtern.“ Zusammenarbeiten, gut kommunizieren und neue Wege suchen und gehen – das sei vor allem Aufgabe aller Führungskräfte in der Holding-Zentrale und in den Kliniken. Denn der Veränderungsprozess in der NÖ Landeskliniken-Holding sei noch lang nicht abgeschlossen: „Wir werden auch weiterhin aufgerufen sein, Strukturen zu verändern. Das ist schmerzlich und schwer, aber unbedingt notwendig. Ich verstehe, wenn vor allem Ärzte nichts verändern wollen. Doch ohne Veränderungen wird es nicht gehen.“ Aber schließlich seien Veränderungen auch Chancen, und die gelte es zu sehen, zu ergreifen und im Sinne des Gemeinsamen umzusetzen.

Infobox

Abteilung Medizinische und Pflegerische Betriebsunterstützung

Leitung: Stv. Medizinischer Geschäftsführer Dr. Markus Klamminger

Stv. Abteilungsleiterin: Dr. Elisabeth Pauly, MSc

Sekretariat: Sabrina Hubmayr

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Martin Bayer Mag. Sandra Büchse

wHR Dr. Peter Denk, MAS

Roman Gaal, MSc, MAS

Martin Gessl, MA

Doris Haselmann, BA

Mag. (FH) Karina Leoni-Fuchs

Mag. Gerlinde Mayer

Karin Rosenstingl

Christoph Sauer, MA

Dr. Susanne Schöberl

Ing. Andreas Semmelweiß, MSc

Mag. (FH) Michaela Wabro

Mag. Barbara Weibold, MBA