Ein Herz für Kinder
Rund um die Uhr um Gesundheit und Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen bemüht – vom Säugling bis zum Teenie: das Tullner Team der Kinder- und Jugendheilkunde.

Ein Teil des Teams der Kinder- und Jugendheilkunde im Universitätsklinikum Tulln mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Salzer (Mitte) und Stationsleitung DKKS Irene Ulrich (links daneben)

Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Salzer impft den kleinen Gabriel gegen Mumps-Masern-Röteln.

DGKS Karin Lohner wechselt den Venflon von David (8). Er hat eine leichte Gehirnerschütterung. Fotos: Felicitas Matern
Freud und Leid liegen in der Kinder- und Jugendheilkunde nah beieinander: Das Frühchen, das sechs Wochen vor dem Geburtstermin zur Welt kam, entwickelt sich prächtig. Der Zustand des kleinen Meningitis-Patienten verschlechtert sich immer mehr. Das Fach deckt die ganze Bandbreite der Medizin ab. Ein Team von 18 Ärztinnen und Ärzten sowie 31 Pflegekräften kümmert sich im Universitätsklinikum Tulln liebevoll und kompetent um größere und kleinere Patienten. Die Abteilungsleitung liegt seit beinahe zwanzig Jahren in den erfahrenen Händen von Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Salzer. Als besondere Herausforderung dieses Fachs nennt er: „Als Kinderarzt ist man Mediziner und Pädagoge zugleich. Man braucht zum einen das Fachwissen und die Fähigkeiten eines Arztes, um die verschiedensten Krankheitsbilder erkennen und behandeln zu können. Gleichzeitig muss man mit Kindern und Eltern behutsam und geduldig vorgehen.“ Freundlichkeit, Ruhe und Einfühlungsvermögen sind laut Salzer die Grundvoraussetzungen für die Arbeit an der Abteilung. Und zudem müsse man stressresistent und belastbar sein, denn kränkelnde Kinder und besorgte Eltern zählen sicher zu den anstrengendsten Patienten.
Neonatologie & Pädiatrie
Die Abteilung besteht aus zwei Stationen – der Neonatologie und der Pädiatrie. Die Neonatologie ist ein Spezialfach der Kinderheilkunde für zu früh geborene oder kranke Babys, Neonatologen wie Salzer sind Fachärzte für Pädiatrie mit einer dreijährigen Zusatzausbildung. In Tulln stehen zehn Betten für jährlich rund 200 kleine Patienten bereit. Sie bleiben je nach ihren Bedürfnissen zwischen zwei Tagen und acht Wochen auf der Abteilung, abgeschirmt von anderen Kindern, sagt der Primarius: „Frühgeborene sind einem extrem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Und für diese Patientengruppe benötigen wir spezielle Kenntnisse und besondere Geräte.“ Rund zehn Prozent aller Neugeborenen benötigen nach der Geburt eine neonatologische Versorgung. Das Tullner Team arbeitet eng mit den anderen Geburtenstationen im Land zusammen: Täglich kommt ein Kinderarzt aus Tulln in die Landeskliniken Klosterneuburg, Hollabrunn und Korneuburg zur Visite, auch am Wochenende. Und zu allen Kaiserschnitten und Risikogeburten werden die Kinderärzte aus Tulln beigezogen. So werden optimal Ressourcen gebündelt. „Wir betreuen 2.000 Geburten pro Jahr, allein in Tulln sind es 900“, nennt Salzer eine beeindruckende Zahl.
Die Neonatologie liegt ihm besonders am Herzen, viel hat sich hier getan in den letzten Jahren: „Ab der 22. Woche – also nach etwas mehr als der halben planmäßigen Schwangerschaftsdauer – haben Kinder heute eine Überlebenschance. Bereits ab einem Geburtsgewicht von einem halben Kilo.“ Als Salzer vor 30 Jahren zu arbeiten begann, war eine Geburt in der 30. Schwangerschaftswoche für das Kind eine höchst riskante Angelegenheit.
Am liebsten an seinem Job mag er, ein gesundes Neugeborenes unmittelbar nach der Geburt anzuschauen: „Das ist der einzige Moment, in dem alle Menschen gleich sind. Dann geht das eine Baby heim in eine gut bürgerliche Familie, das andere geht in schlechtere Wohnverhältnisse. Von da an haben sie andere Chancen im Leben.“
Volle Ambulanz
Salzer ist auf so vieles stolz an seiner Abteilung: Der reguläre Ambulanzbetrieb läuft hervorragend, sein Team hat alle Hände voll zu tun – gab es 1996 nur 500 ambulante Fälle, kommt man nun im Schnitt auf jährlich 13.000 Fälle. Auch die Spezialambulanzen, beispielsweise zu Diabetes, Entwicklungsneurologie, Lungen- und Herzerkrankungen, sollten ausgebaut werden, um das Wissen um seltene Krankheiten hier zu bündeln.
Hervorragend funktioniert auch die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, wie etwa der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Gynäkologie. Aus dieser Kooperation hat sich im Lauf der Jahre wegen des Bedarfs ein Schwerpunkt herauskristallisiert: die Betreuung Neugeborener von psychisch kranken Müttern oder Drogenmüttern. Seit 2010 kümmert sich ein interdisziplinäres Team (Kinderschutzgruppe) um diese Mütter – gemeinsam wird geschaut, ob die Mutter in der Lage ist, ihr Baby zu versorgen, es wird versucht, der Mutter zu helfen. In der Hälfte der Fälle klappt das, in der anderen nicht, bedauert Salzer: „Oft ist es schwierig anzusehen, wenn eine Mutter alle Hoffnungen in ihr Baby legt, um endlich ein Leben ohne Drogen zu beginnen und letztlich scheitert.“ Viele Male habe er das miterlebt, einfach sei das nie: „Aber es tröstet zu wissen, dass es dem Baby besser geht, wenn es woanders untergebracht ist.“
Tolle Teamarbeit
Von Seiten der Pflege ist die Diplomierte Kinderkrankenschwester Irene Ulrich für die Abteilung zuständig. Eine herausfordernde Aufgabe, der sie sich gerne stellt. Das Pflegeteam besteht aus
31 Mitarbeiterinnen – es arbeiten tatsächlich nur weibliche Pflegekräfte an der Abteilung –, die ein breites Spektrum der Pflege abzudecken haben. Von der Neonatologie, also der Pflege von Frühgeborenen, bis zur Betreuung und Pflege von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren.
Die optimale Qualität in der Betreuung ist Irene Ulrich ein wesentliches Anliegen. Gibt es doch immer wieder viele Neuerungen und Herausforderungen. Seit 31 Jahren arbeitet Ulrich im Haus und freut sich über bisher Erreichtes: „Bei den letzten Patientenbefragungen waren wir immer bei den besten Neonatologien in Niederösterreich. Ich bin stolz auf die tolle Arbeit des gesamten Teams.“
Das Team der Abteilung:
18 Ärztinnen & Ärzte
31 Pflegekräfte
Aufgaben & Kompetenzen
An der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde werden Patienten vom Säugling bis zum Jugendlichen mit akuten und chronischen Krankheitsbildern behandelt.
Kinder mit internistischen Erkrankungen, aber auch mit chirurgischen Eingriffen und allen anderen Teilgebieten der Kinderheilkunde werden an der Station medizinisch und pflegerisch bestens betreut. Für schulpflichtige Kinder steht während des stationären Aufenthalts eine Lehrerin zur Verfügung. Weiters ist die Mitaufnahme eines Elternteils möglich.
Der Schwerpunkt der Neonatologie liegt in der Betreuung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen. Neben den „Normalbetten“ gibt es eine intensivtherapeutische Einheit.
Informationen: www.tulln.lknoe.at





