Einzigartig
Das Rheuma-Kompetenzzentrum Stockerau ist erste Anlaufstelle für ein Krankheitsbild mit vielen Gesichtern.

Ein Teil des Teams der Inneren Medizin 2: (v.l.) Dr. Katharina Scheichel, Karina Schuhmann (Sekretariat), OA Dr. Christoph Deutsch, OÄ Dr. Judith Sautner, OA Dr. Bernhard Rintelen (1. Oberarzt), Barbara Orth (Sekretariat), Petra Jedinger (Sekretariat), OA Dr. Thomas Nothnagl, OÄ Dr. Ulrike Stummer, Abteilungsvorstand Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb, OA Dr. Martin Steindl und OA Dr. Harsono Mai

DGKS Gabriela Rippel,Leitung Station D

DGKS Erna Augustin,Leitung Station E
Der Volksmund sagt: „Ob früher oder später, Rheuma kriegt ein jeder.“ Ganz so schlimm ist es nicht, entwarnt Prim. Doz. Dr. Burkhard Leeb:
„Das ist sehr allgemein gefasst. Man muss hier genau unterscheiden, denn Rheuma hat viele verschiedene Gesichter – von der schmerzhaften, aber gesamt gesehen wenig gefährlichen Form bis hin zur gar nicht so unangenehmen, aber akut lebensgefährlichen Ausformung.“ Leeb leitet die 2. Medizinische Abteilung im LK Stockerau und hat hier seit 1999 einen Rheuma-Schwerpunkt etabliert, das NÖ Kompetenzzentrum für Rheumatologie mit mittlerweile 5.500 Patientenkontakten im Jahr.
Das Einzugsgebiet ist groß – das nördliche Niederösterreich und rund ein Drittel Wiens. Darüber hinaus werden die Landeskliniken Amstetten, Gmünd, Neunkirchen und Zwettl mit Liaisondiensten mitbetreut. Das Kompetenzzentrum ist das einzige Aus- und Weiterbildungszentrum für Internistinnen und Internisten für das Zusatzfach Rheumatologie in Niederösterreich.
Therapeutischer Blumenstrauß
Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet Rheuma „fließender Schmerz“ – und genau
dadurch wird Rheuma in erster Linie definiert: durch Schmerzen im Bewegungsapparat. Rund 400 verschiedene Erkrankungen werden unter diesem Überbegriff zusammengefasst und können Knochen, Knorpel, Bänder, Sehnen, Muskeln und Organfunktionen wie etwa Niere und Lunge betreffen. Als echtes Volksleiden zählen sie zu den Hauptursachen für Arbeits und Erwerbsunfähigkeit. Ob auf Zuweisung eines Arztes oder selbstständig, vorwiegend sind es Schmerzen, die Betroffene in das Rheuma-Kompetenzzentrum führen.
Bei der Aufnahme können die Rheumatologen schon zu 95 Prozent anhand der klinischen Untersuchung und des Aufnahmegesprächs die Beschwerden einer Erkrankung des rheumatischen Formenkreises zuordnen. Bildgebende Verfahren, Ultraschall und Labor unterstützen diese Diagnose und zeigen, wie aktiv die Erkrankung gerade ist.
Gerade bei den seltenen Erkrankungen ist die eindeutige Diagnose oft sehr schwierig, weiß Leeb: „Erfahrung ist hier sehr wichtig, im Laufe der Jahre hat man bereits viel gesehen. So sind etwa Kollagenosen sehr selten und auch schwer zu erkennen. Rheuma hat nun mal viele verschiedene Erscheinungsformen.“
Nach der Diagnose verordnet der Rheumatologe die passende individuelle Therapie, wie Leeb es blumig umschreibt: „Der Rheumatologe pflückt die passende Blume aus einem therapeutischen Strauß – von Medikamenten über Physio- und Ergotherapie bis hin zu Psychologie und Diäten.“
Früher war Rheuma ein schweres Schicksal, heute ist es eine managbare Erkrankung mit durchaus guten Aussichten auf Besserung, sagt Leeb: „Vor Rheuma muss man sich nicht fürchten. Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr gut geworden. Man sollte nur frühzeitig auf Beschwerden reagieren und zum Arzt gehen.“
In den letzten 35 Jahren hat der erfahrene Rheumatologe viele Entwicklungen miterlebt: „Ich war der Erste in Österreich, der einer Patientin ein Biologikum verabreicht hat, 1992 im Krankenhaus Lainz. Das sind Therapien, die in der Folge die Behandlung revolutioniert haben.“
Forschung dringend nötig
Neben der klinischen Routine legt Leeb großen Wert auf Forschung: „Eine Kombination aus klinischer Rheumatologie und wissenschaftlicher Auseinandersetzung macht ein Kompetenzzentrum aus.“ Dass das Zentrum weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt ist und die „rheumatische Welt“ weiß, wo Stockerau liegt, freut Leeb besonders. Er ist eingeladener Redner auf vielen Kongressen, war vor kurzem am Weltkongress für Osteoarthritis in Malaga, im Oktober wird er in Barcelona referieren. Leeb leitet zudem das Karl-Landsteiner-Institut für Klinische Rheumatologie.
Am meisten stolz ist er aber auf sein Team, das von Anfang an mit Freude und Begeisterung dabei war und diesen erfolgreichen Weg erst
ermöglicht hat. Die Abteilung Innere Medizin 2 ist unterteilt in zwei Bettenstationen, DGKS Gabriela Rippel leitet die Station D mit Rheuma- Schwerpunkt, DGKS Erna Augustin leitet Station E. Rippel ist seit 25 Jahren im Klinikum tätig, seit dem Jahr 2000 an der Abteilung Innere Medizin 2 und schätzt die abwechslungsreiche Tätigkeit.
Gearbeitet wird nicht nach einem Schema, sondern jeder Patient wird individuell behandelt, sagt sie: „Im Hauptfokus steht, zuallererst die Schmerzen zu lindern. Wir verabreichen viele Schmerzinfusionen.“
Doch nicht nur Rheuma-Erkrankungen werden an der Abteilung behandelt, sondern sämtliche Krankheitsbilder der Inneren Medizin. Zusätzlich betreut die Station E in der Nacht die Erstversorgungsambulanz mit – eine große Herausforderung für Erna Augustin und ihr Team: „In der Ambulanz betreuen wir etwa acht Patienten pro Nacht. Der Aufwand wird immer größer.“ Sie und ihr Team meistern diese Aufgabe mit Bravour. Das sei nur möglich mit „einem der flexibelsten Teams im Haus“.
Rheuma-Tag Stockerau
12. Oktober 2016, 12.30–17:15 Uhr, City Hotel Stockerau (Hauptstraße 49)
Informationsveranstaltung für Betroffene, Angehörige und Interessierte
Expertinnen und Experten aus dem LK Stockerau halten Vorträge zu den
Themen: „Update in der Rheumatologie“, „Jung und Rheuma“,
„Rheuma und Haut“ usw.
Informationen & Programm: www.rheumaliga.at
Aufgaben & Kompetenzen
Die 2. Medizinische Abteilung ist unterteilt in zwei stationäre Bereiche sowie
zwei Ambulanzen: Rheuma-Ambulanz, Ergotherapie und physikalischtherapeutische
Einrichtungen.
Der Schwerpunkt der Abteilung innerhalb der internistischen Fachdisziplin
liegt auf der Behandlung rheumatischer Krankheitsbilder. Bei den rheumatischen
Erkrankungen liegt der Schwerpunkt auf der Behandlung entzündlicher
rheumatischer Erkrankungen, Kollagenosen und anderer autoimmunologischer
Erkrankungen, degenerativer Erkrankungen der großen tragenden Gelenke, der
Wirbelsäule sowie der kleinen Gelenke. Akute weichteilrheumatische Erkrankungen,
die einer häuslichen Behandlung nicht mehr zugängig sind, werden ebenfalls
aufgenommen. Pro Jahr werden etwa 2.800 Patientinnen und Patienten
stationär und 5.500 ambulant behandelt.
Informationen: www.stockerau.lknoe.at





