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Familienfreundliche Landeskliniken

Nur wenn Eltern und pflegende Angehörige Beruf und Betreuungspflichten gut unter einen Hut bringen, können sie auch mit ganzer Kraft im Job zupacken. Für die NÖ Landeskliniken-Holding und das Land NÖ ist Familienfreundlichkeit daher ein wichtiges – und gelebtes – Gebot.


DGKS Christa Grosz

Landesrat Mag. Karl Wilfing

Mag. Erika Meinolf

DGKS Angela Kroitzsch

Mag. Andreas Achatz

Dipl. KH-BW Beatrix Moreno-Huerta

Prim. Dr. Heinz Jünger

Dipl. KH-BW Helmut Krenn

Was brauchen Eltern, damit sie in ihrer Arbeit wirklich voll da sein können? Wie lassen sich Nachtdienste und herausfordernder Krankenhaus-Alltag gut mit Betreuungsverpflichtungen vereinbaren? Was brauchen Familien, damit es ihnen gut geht? Und nicht zuletzt: Welche Unterstützungen brauchen Angehörige, die sich für eine bestimmte Zeit mehr um einen schwerkranken Elternteil kümmern müssen?
Klar ist, dass diese Fragen einem verantwortungsbewussten Arbeitgeber nicht gleichgültig sein können. Denn wie gut man als Eltern und Angehörige mit den Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben zurechtkommt, ist mitentscheidend für die Qualität der Arbeitsleistung. Deshalb lud GESUND&LEBEN INTERN zu „Im Dialog“ und bat um Meinungen,  Erfahrungsberichte und Bilanzen zum Thema.

DGKS Christa Grosz, MBA, akad. Sozialmanagerin, Pflegedirektorin LK Hochegg:
„Ich erlebe das Landesklinikum als sehr familienfreundlich: Flexible Dienstzeiten, Turnusdienste und die Sicherheit, genau zu wissen, wann man arbeiten wird, erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf enorm. Ich habe als Mutter die meiste Zeit 40 Wochenstunden gearbeitet und die Erfahrung gemacht: Irgendwie geht es sich immer aus. Als Führungskraft habe ich zeitweise 30 Stunden gearbeitet – so lässt sich Führungs­arbeit mit Familienarbeit vereinen. Wir sollten derartige Modelle noch mehr unterstützen und die Pflegekräfte in Führungspositionen ermuntern, Teilzeit zu nutzen bzw. trotz Kindern Führungspositionen anzustreben. Was ich für sehr wichtig halte, ist, dass Eltern in der Karenz tageweise im Klinikum arbeiten können – so halten sie den Kontakt zum Klinikum und haben beim Wiedereinstieg eine kürzere Einschulungszeit.“

Landesrat Mag. Karl Wilfing, seine Ehefrau arbeitet im LK Mistelbach:
„Familienfreundlichkeit ist dem Land Niederösterreich als Arbeitgeber wichtig. Wir haben Kindergärten in den Landeskliniken verankert, weil wir wissen, dass es für die Arbeitszufriedenheit der Eltern enorm wichtig ist, ihre Kinder gut betreut zu wissen. Auch die Möglichkeit für Eltern, in Teilzeit zu arbeiten, ist entscheidend – so kann jeder das Arbeitszeitmodell wählen, das seinen privaten Bedürfnissen entspricht.
Väter nützen bei uns überdurchschnittlich gut die Möglichkeit, in Karenz zu gehen – die Arbeitsplatzsicherheit ist dabei vor allem für Männer ein sehr wesentlicher und nicht zu unterschätzender Faktor. Denn Angst um den Arbeitsplatz ist eine große Belastung – das fällt bei uns weg.
Dass die Landeskliniken familienfreundlich sind, belegen zahlreiche Auszeichnungen, die sie bereits dafür bekommen haben. Unsere ehemalige Landeshauptmann-Stellvertreterin Liese Prokop hat uns bereits vor vielen Jahren die Leitlinie gegeben, Familienland Nummer eins zu sein – daran arbeiten wir, auch als Arbeitgeber, da wollen wir Vorbild sein.“

Mag. Erika Meinolf, Leiterin Abteilung Recht und Personal:
„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist der NÖ Landesklinken-Holding bzw. mir ein großes Anliegen. Entsprechend unserer Vision des Leitbildes, nämlich ‚unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der größte Wert unseres Unternehmens‘ werden in der Abteilung Recht und Personal im Rahmen der Zuständigkeit für Personalentwicklung für die Kliniken und die Zentrale gezielte Weiterentwicklungsmaßnahmen u. a. im Bereich Familie und Beruf für Führungskräfte erarbeitet und durchgeführt, z. B. Führungskräfteentwicklungsseminare für die erste und mittlere Managementebene. Des Weiteren erstellen wir Bildungsangebote speziell für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, z. B. ‚Familie und Beruf – ein Hut oder 2 Paar Schuhe‘, ‚Zurück in den Job‘ etc. und organisieren Mitarbeitergesprächsschulungen, um die Führungskräfte zu unterstützen, professionell systematisch Mitarbeitergespräche führen zu können, denn gut ausgebildete Führungskräfte erkennen die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und können auf diese optimal eingehen. In der Zentrale der NÖ Landeskliniken-Holding ist die Abteilung Recht und Personal für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Holding und des NÖGUS vom Recruiting über die Erstellung der Dienstverträge, Integration bis organisatorische Änderungen und allfällige Austritte zuständig. Wir sind sehr bemüht, auf familiär bedingte Bedürfnisse einzugehen. Dies erfolgt durch Gewährung von flexiblen Arbeitszeiten und individuell angepassten Teilzeit-Modellen sowie die Möglichkeit, über die gesetzliche Karenzzeit hinaus unbezahlten Urlaub für Kinder- und Familienbetreuung in Anspruch zu nehmen sowie Kinderbetreuung in Ferienzeiten direkt am Dienstort zu nutzen.“

DGKS Angela Kroitzsch, Pflegedirektorin LK Horn:
„Die Waldviertel-Kliniken wurden bereits 2005 beim Bundeswettbewerb für familienfreundliche Arbeitgeber ausgezeichnet. Wir haben uns sehr intensiv mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auseinandergesetzt. Zum Glück fordern nicht alle unserer zahlreichen jungen Mitarbeiterinnen mit Kindern alles ein, was sie haben könnten, denn sie haben am Land meist ein starkes Umfeld, das sie in der Familienarbeit unterstützt. Wichtig finde ich, dass auch Führungskräfte in der Pflege in Teilzeit arbeiten können – es nützt diesen Führungskräften und ist gleichzeitig eine Chance für jene, die sie während ihrer Abwesenheit vertreten. Beim Papa-Monat fände ich es besser, wenn ihn Väter in der Zeit der Einschulung des Kindes nutzen. In Väter-Karenz zu gehen finde ich dagegen sehr gut – diese Väter gehen schon nach drei, vier Monaten ganz anders mit den Kindern um, auch später. Wo wir sicher künftig mehr anbieten müssen, ist die Unterstützung für pflegende Angehörige.“

Mag. Andreas Achatz, Leiter LAD2-B Personalangelegen­heiten des Landes NÖ:
„Das Land NÖ bietet eine breite Palette an sozialen, unterstützenden Maßnahmen, wie Mutter-Vaterkarenz, Papa-Monat für alle Bediensteten, die Freistellung für die Pflege eines behinderten Kindes oder die Familien-Hospiz-Freistellung. Bei der Arbeitszeit der Ärzte bietet Niederösterreich als Vorreiter tatsächlich familienfreundliche Maßnahmen, das ist uns sehr wichtig. Wir haben in den Landeskliniken bereits 14 Betriebskindergärten, die sehr gut angenommen und noch ausgebaut werden. Dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Karenz tageweise im Einsatz sein können, fördert die Nähe zum Beruf – hilft aber auch den Landeskliniken, weil sie die Mitarbeiter fallweise einberufen können – das ist ein sehr gutes Instrument. Es gibt Pflegefrei­stellung für pflegende und betreuende Angehörige sowie die Familien-Hospiz-Freistellung. Das Land NÖ als Arbeitgeber bietet aber auch noch viele andere Vorteile, die es in der Privatwirtschaft nicht gibt, wie Weihnachtsgeld für Kinder, Studien­beihilfen, Kinderzulagen, Jubiläumsgelder, Dienstkleidung und auch die Chance, für die Familie das Essen aus der Klinikküche mitzunehmen – bei wirklich hervorragender Qualität der Speisen, da hat sich sehr viel getan.“

Dipl. KH-BW Beatrix Moreno-Huerta, Kaufmännische Direktorin LK Tulln:
„Auch im kaufmännischen Bereich gibt es unterschiedliche Dienstzeiten, zum Beispiel den Wechseldienst in der Aufnahme und im 24-Stunden-Infodienst. Er wird sehr gerne genutzt, weil man dann Tagesfreizeit hat. Durch Teilzeit kommt man zum Beispiel zu einer Regelung, dass man nur zweimal pro Woche Dienst hat. In Tulln haben wir seit 1975 einen Betriebskindergarten plus Hort, Montag bis Freitag von 06:30–19:30 Uhr, auch im Juli und August, der nur in Sonderfällen wie Weihnachten zu ist. Er nimmt Kinder ab eineinhalb Jahren auf. Ich habe ihn selber in Anspruch genommen, ich war alleinerziehend und mein Kind acht Jahre alt, als ich stellvertretende Kaufmännische Direktorin wurde. In der Privatwirtschaft hätte ich diese Unterstützung nicht gefunden. Was ich auch gut finde, ist unsere Flexibilität: Im Schreibdienst teilen sich zum Beispiel zwei Mitarbeiterinnen eine Stelle – sie machen sich alleine aus, wann wer von ihnen da ist, das funktioniert gut.“

Prim. Dr. Heinz Jünger, Ärztlicher Direktor LK Krems:
„Vor 20 Jahren haben Ärzte noch über 100 Stunden gearbeitet, 15 Nachtdienste pro Monat – auch ich war so kaum bei meiner Familie, als meine Kinder klein waren. Wir haben es trotzdem geschafft, weil mich meine Frau sehr unterstützt hat und wir ein gutes Netzwerk hatten. Heute ist die Arbeitszeit schon deutlich reduziert und wir arbeiten weiter daran. Das müssen wir auch, denn die Generation Y fordert ein, dass sich Arbeit und Familie besser vereinbaren lassen. Das Ärzte-Arbeitszeitgesetz fordert den konsequenten Abbau der Überstunden, was in Krems ganz gut funktioniert – wir sind in Krems de facto bei 44 Wochenstunden und versuchen von den 24-Stunden-Diensten wegzukommen. Wir bekommen immer mehr Anträge auf Teilzeitarbeit bei Ärztinnen und Ärzten. Derzeit arbeiten acht Prozent in Teilzeit, sehr viele Eltern nutzen diese Möglichkeit. Ich sehe kein Problem darin. Ich bin sehr froh, dass wir diese Teilzeit-Angebote haben – dadurch sind wir tatsächlich konkurrenzfähig, und das ist enorm wichtig in Zeiten des Ärztemangels. Wir spüren das auch in der Praxis: Die Nachfrage nach Teilzeit steigt.“

Dipl. KH-BW Helmut Krenn, Kaufmännischer Geschäftsführer NÖ Landeskliniken-Holding:
„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die Geschäftsführung der NÖ Landeskliniken-Holding etwas sehr Wesentliches. Vieles ist bereits sehr gut, das sollte uns allen bewusst sein. Wir haben Standards erreicht, die in der Privatwirtschaft sehr selten sind – ein Umstand, der von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sicher sehr geschätzt wird. Bei der flexiblen Arbeitszeit gibt es in den Landeskliniken etwa 100 Modelle, aus denen man wählen kann. Das ist zwar administrativ eine große Herausforderung und kostet auch. Aber es braucht bei uns niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er eines dieser Modelle in Anspruch nimmt. Auch wer ein halbes Jahr in Väter-Karenz geht, braucht sich nicht um den Arbeitsplatz sorgen, wie es in der Privatwirtschaft oft der Fall ist. In meiner Zeit als Regionalmanager hat ein Assistent der Geschäftsführung Zwillinge bekommen und ein halbes Jahr Vater-Karenz genommen. Das ist zwar organisatorisch eine Herausforderung, aber wir unterstützen diese Väter und sehen es für ihr berufliches Fortkommen nicht nachteilig. Mit den Arbeitszeit-Regelungen versuchen wir, unsere Ärztinnen und Ärzte zu schützen. 2008/09 hatten wir noch viele 120-Stunden-Wochen, da konnten wir ein Bewusstsein schaffen, dass das nicht die Zukunft sein kann. Seither haben wir 440 Vollzeit-Arbeitsplätze für Ärzte neu geschaffen. Die Kindergärten in den Häusern bieten allen Mitarbeitern die Möglichkeit, das Betreuungsangebot ohne Verpflichtungen zu nützen – das ist nicht selbstverständlich. Man zahlt auch nur, was man wirklich braucht – auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir bemühen uns als NÖ Landeskliniken-Holding auch immer, Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu bieten, wir haben ein hohes Verständnis für den Bedarf und versuchen sehr intensiv, diese Arbeitskräfte zu integrieren. All dies sind Herausforderungen für unsere Führungskräfte – wir bemühen uns, sie in vielfältiger Weise mit Programmen und Weiterbildungen zu unterstützen. Niederösterreich war das erste Bundesland, das den Regress für pflegende Angehörige abgeschafft hat. Ich bin stolz auf unser Land, das in vielen Dingen Vorreiter ist – wir leben die soziale Modellregion, und das ist uns als NÖ Landeskliniken-Holding sehr wichtig.“

Was Land NÖ & NÖ Landeskliniken-Holding tun (Auszug)                  

  • Karenzurlaub bei Geburt eines Kindes sowie Teilzeitbeschäftigung zur Betreuung der Kinder
  • Papa-Monat
  • Freistellung für die Pflege eines behinderten Kindes
  • Familien-Hospiz-Freistellung
  • tageweiser Einsatz während der Karenz
  • Weihnachtsgeld für Kinder, Studienbeihilfen, Kinderzulagen, Jubiläumsgelder

Führungs- und Steuerungsinstrumente, welche u. a. dazu dienen, dass die Führungskräfte bestmöglich über die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern informiert sind und dies entsprechend berücksichtigen:

  • Leitbild
  • Fort- und Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte der ersten und mittleren Managementebene
  • systematisches Mitarbeitergespräch: persönliches Gespräch zur Arbeitssituation und dem Arbeitsumfeld, Arbeitsaufgaben und Ziele
  • Mitarbeiterbefragung: anonyme Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwecks Kenntniserhalt zur Optimierung von Arbeitsbedingungen
  • jährliches Bildungsprogramm