Gletscherbergtour auf die Wildspitze (3.770 m)
DGKP Stefan Reiterer und vier Kollegen aus dem LK Horn machten eine Gletscherbergtour auf die Wildspitze (3.770 m), den zweithöchsten Berg Österreichs, in den Ötztaler Alpen. Ein Bericht von DGKP Stefan Reiterer.
Vorgeschichte
Schon seit unserer Besteigung des Dachsteines im vorigen Jahr diskutierten wir immer wieder, welchen Berg wir heuer besteigen sollten. Es gab viele Vorschläge vom Großglockner, Großvenediger usw. Schlussendlich wurde es die Wild¬spitze, denn ein „Kindergeburtstag“ durfte die Tour ja nicht werden. Die Wildspitze ist der zweithöchste Berg Österreichs und liegt in Tirol in den Ötztaler Alpen. Wir planten den Aufstieg über das Pitztal und dem Taschachferner Gletscher.
Auf ins „Heilige Land“
Am 10. September 2012 war es dann soweit, und wir machten uns mit dem Gewerkschaftsbus auf den Weg ins Tiroler Land. Bei der Tour auf die Wildspitze waren Anita, Kurt, Raimund, Eduard, Willi & Stefan dabei. Die Fahrt in die Berge hatten wir an einem Werktag etwas unterschätzt, und so konnten wir erst gegen 17 Uhr unsere Rucksäcke in Mandarfen (1.675m) am Ende des Pitztales schultern. Die erste Stunde unseres Aufstieges hatte Alm ähnlichen Charakter. Wir marschierten eine Forststrasse entlang, wobei uns viele grasende Kühe, Ziegen und Schafe begleiteten. Nach 1,5 Stunden Marsch erreichten wir die Materialseilbahn des Taschachhauses (Deutsche Alpenvereinshütte), welche Ausgangsbasis für unsere Gletschertour war. Nun übergaben wir unsere schweren Rucksäcke der Materialseilbahn, und konnten die restliche Stunde unseres Aufstieges auf die Hütte ohne schweren Ballast bewältigen. Das benötigte Material für eine Gletschertour (Helm, Klettergurt, Berg¬stöcke, Seil, Karabiner, Eisschrauben, Steigeisen, Eispickel, Erste Hilfe Paket usw.) darf man nicht unterschätzen. Kurz vor 20 Uhr erreichten wir das Taschachhaus (2.434m). Das Hüttenteam verwöhnte uns anschließend mit einem leckeren Abendessen. Unser Bergführer Rochus (alias „Meister Eder – Rufus“) erwartete uns auch schon ungeduldig, kamen wir ja erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit an. Nach dem Abendessen machte Rochus mit uns das Briefing für die morgige Bergtour. Vor dem Schlafen gehen kontrollierte jeder von uns noch seine Ausrüstung auf Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit. Um 22 Uhr war Hüttenruhe. Wir übernachteten alle gemeinsam in einem Lager, da war schnell einschlafen angesagt, denn es war vorteilhaft vor den Schnarchern zur Ruhe zu kommen. In der Nacht konnte keiner von uns so richtig gut schlafen, denn auf dieser Seehöhe muss sich der Körper erst mal anpassen. Da wir „Flachlandler“ natürlich alle Regeln des Akkli¬matisierens negierten, mussten wir mit unruhigem Schlaf rechnen. Wir kompensierten die Müdigkeit am Morgen mit Motivation und Adrenalin (typisch Intensivpfleger).
Gipfelmarsch
Um 3.45 Uhr war Tagwache. Der Hüttenwirt hatte schon Frühstück für uns vorbereitet, und wir stärkten uns noch ordentlich für unseren Gipfelmarsch. Danach machte jeder seine Ausrüstung fertig, und um 4.45 Uhr war Abmarsch von der Hütte Richtung Gipfel. Die erste Zeit benötigten wir natürlich Stirnlampen, weil es ja noch stockfinster war. Ungefähr 1 Stunde lang stiegen wir von der Hütte über felsiges Terrain auf, bis wir den Zustieg zum Taschachferner Gletscher erreichten. Nun mussten wir uns neu adjustieren, um auch sicher am Gletscher unterwegs zu sein. Wir legten unsere Steigeisen an, hatten Wanderstöcke und Eispickel bei der Hand und gingen von nun an in Seilschaft. Der Gletscher ist eigentlich leicht zu besteigen, weil er ein flaches Höhenprofil hat, jedoch die Wegstrecke die wir zurücklegten ist nicht zu unterschätzen. Eine weitere Komponente, die den Aufstieg für uns erschwerte, war unser Bergführer Rochus. Das Tempo, dass er uns vorgab, war zwar akzeptabel, jedoch hatten wir mit seiner Kontinuität etwas Probleme. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir beim Aufstieg keine Pause machten. Wenn wir etwas zu uns nehmen wollten, mussten wir das quasi im Gehen erledigen. Er begründete dies mit der doch langen Gehzeit (Auf- und Abstieg ungefähr 10 Stunden) und einer für den nächsten Tag angesagten Schlechtwetterfront. Ab 6.30 Uhr erhellte die Sonne schön langsam den Gletscher und die Berge rundherum, womit wir nun eine wunderschöne Aussicht hatten. Wunderbar war auch der erste Anblick des Gipfels der Wildspitze. Ab einer Seehöhe von zirka 3.000m veränderte sich die Beschaffenheit des Gletschers, nun war er immer mehr mit Schnee bedeckt. Es war zwar kein Neuschnee, trotzdem musste man nun mehr aufpassen, weil die Gletscherspalten jetzt nur mehr schwierig zu erkennen waren. Das Wetter war stabil und meistens sonnig, und schön langsam näherten wir uns dem Gipfel. Ab einer Höhe von 3.300m wurde es etwas steiler zum Gehen, und riesige imposante Gletscherspalten begleiteten unseren Weg. Die letzten Höhenmeter auf den Gipfel mussten wir wieder über felsiges, zum Teil gefrorenes Terrain, aufsteigen. Um 10.45 Uhr erreichten wir, mit den einen oder anderen Wehwehchen, den Gipfel der Wildspitze (3.770 m). Jawohl wir hatten es geschafft! Schön ist das Gefühl so einen hohen Berg bestiegen zu haben. Der Ausblick war leider etwas eingeschränkt, da immer wieder Nebel- und Wolkenfelder die Sicht beeinträchtigten. Manche von uns spürten nun auch schon den niedrigeren Luftdruck, und waren gehörig außer Atem. Außerdem war am Gipfel gerade sehr viel los, da es noch einige andere Bergwanderer gab die von der anderen Seite der Wildspitze aufstiegen, und die Platzverhältnisse eher bescheiden waren. Nach einer kurzen Rast und einigen Beweisbildern beschlossen wir wieder den Rückweg anzutreten. Der Abstieg folgte über dieselbe Route wie der Aufstieg. Nun hatten wir noch die Möglichkeit einige schöne Bilder zu machen, wenn es das Tempo unseres Bergführers zuließ. Der Abstieg ist eigentlich genauso mühsam wie der Aufstieg, da eine große Belastung vor allem auf die Knie- und Oberschenkelmuskulatur einwirkt, und die Ermüdung nach einer langen Tour eintritt. Viele imposante Eindrücke konnten wir trotzdem noch beim Abstieg von Gletscher und Bergwelt mitnehmen. Pausen waren auch beim Abstieg Mangelware, und so erreichten wir um 15 Uhr wieder das Taschachhaus. Nun konnten wir aber bei strahlendem Sonnenschein den Gipfelerfolg mit unserem Rochus feiern. Der Hüttenwirt verköstigte uns mit so manchem Schmankerl, und wir konnten einen gemütlichen Ausklang unseres Bergtages genießen. Manche aus unserer Truppe konnten den Ausklang nicht so viel abgewinnen, und zogen dem lustigen Treiben lieber das Bett vor, um ihrem schmerzenden Körper Ruhe zu gönnen. Um 20 Uhr zog dann eine Schlechtwetterfront auf, die Regen und Gewitter mitbrachte. In den nächsten Tagen fiel dann Schnee bis in die Hüttenregion. Da hatten wir im Nachhinein gesehen viel Glück, dass das Wetter noch für unsere Bergtour ausgehalten hat.
Heimreise
Am nächsten Tag genossen wir noch das Frühstücksbuffet im Taschachhaus. Danach stiegen wir bei Regen ab ins Tal und fuhren mit unserem Bus zurück in die Heimat. Insgesamt legten wir bei dieser Bergtour eine Wegestrecke von ungefähr 35 Kilometern (mit 4.190 Höhenmetern) zurück. Bei der Heimfahrt hatten wir dann noch viel Zeit für die Nachbesprechung und Zielsetzung für neue Touren. Ob es wieder so eine Hochgebirgstour wird, mag ich bezweifeln. Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch Kollegen für so eine derartige Tour begeistern kann!? Aber das ist wie immer, eine andere Geschichte…!






