Innovative Medizin gegen die Studienflut
1.300 Gesundheitsexperten aus 60 Ländern diskutierten beim Cochrane Colloquium in Wien, wie man das Wissen für die Praxis nutzbar machen kann.
Über 500 klinische Studien erscheinen wöchentlich neu, im Vergleich zum Jahr 1980 hat sich die Zahl verfünffacht. Es gibt über 25.000 medizinische Fachjournale. Beim 23. Cochrane Colloquium in Wien diskutierten Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern daher ihre Ansätze, wie Ärzte trotz dieser Flut an medizinischen Studien am neuesten Stand des Wissens bleiben können.
„Wichtig ist dabei auch, wie Mediziner und Patienten leichter an unabhängige, wissenschaftlich gesicherte Gesundheitsinformationen gelangen können. Cochrane Österreich leistet hier einen wesentlichen Beitrag“, betont NÖGUS-Vorsitzender LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka. Der Kongress wurde von Cochrane Österreich und der Donau-Universität Krems organisiert. Hinter dem internationalen Forschungs-Netzwerk Cochrane, einer Non-Profit-Organisation, stehen 37.000 Mediziner, die die Ergebnisse aus den besten Studien nach strengen wissenschaftlichen Kriterien in Übersichtsarbeiten zusammenfassen.
Ärztliche Rechercheteams benötigen heute noch Wochen bis Monate, um aus der Flut an wissenschaftlichen Studienergebnissen zu einer einzigen Krankheit die beste Therapie zu finden. Künftig werden Supercomputer diese Aufgabe innerhalb weniger Minuten erledigen. Dass dies ansatzweise schon funktioniert, zeigt etwa IBM anhand seines Großrechners „Watson“. Schon heute lassen sich Computer als Spamfilter für wissenschaftliche Publikationen einsetzen, um relevante von nicht relevanten Studien zu trennen. Computerunterstützte Systeme und Datenbanken werden auch mithelfen, dass Behandlungsrichtlinien für Ärzte automatisch online aktualisiert werden, sobald es neue Studienergebnisse gibt. Aktuell vergehen etliche Jahre, bis neue medizinische Erkenntnisse in den Behandlungsalltag einfließen. So können Mediziner ganz einfach am neuesten Stand bleiben.
Schon jetzt können sich Ärztinnen und Ärzte der NÖ Landes- und Universitätskliniken durch einen Service rasch auf den neuesten Stand des Wissens bringen lassen: Das EbM-Ärzteinformationszentrum ermöglicht es ihnen, ihre Patienten nach wissenschaftlich gesicherten Informationen zu versorgen (www.ebminfo.at). Medizinische Anfragen können per Webformular auf der Homepage gestellt werden. Auf Basis einer Literatursuche in mehreren medizinischen Datenbanken wird ein evidenzbasiertes Antwortdokument erstellt, das neben einer kompakten Antwort auch die Suchstrategie und eine Referenzliste enthält. Die Website www.ebminfo.at bietet neben der Anfragemöglichkeit ein nach Fachgebieten gegliedertes umfangreiches Archiv mit ausgearbeiteten Antworten auf Fragen aus den Kliniken. Das Service wird durch eine Kooperation mit dem NÖ Gesundheits- und Sozialfonds ermöglicht.






