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Kleinrath: Studium abgeschlossen

DGKS Ilse Kleinrath, MBA, Stationsleitung der Neurologischen Abteilung im Landesklinikum Hochegg, schloss das MBA-Studium General Management (Spezialisierung Gesundheitsberufe) mit dem Titel Master of Business Administration ab.


Das Thema ihrer Abschlussarbeit lautet „Auswahlkriterien für den Einsatz von Antidekubituslagerungssystemen bei Schlaganfallpatienten“, eine quantitative Erhebung von Theorie und Praxis an den neurologischen Abteilungen in den NÖ Landeskliniken: Das Thema Dekubitus gilt als ein Qualitätsmerkmal in der Pflege und die Auswahl von Antidekubitussystemen in der Schlaganfallversorgung stellt im Pflegalltag eine besondere Herausforderung dar. Die Arbeit gibt einen Überblick über die Literatur zum Thema Dekubitus und Schlaganfall und zitiert Leitlinien und „Best Practices“ für die Dekubitusvorsorge und -behandlung.

Um zu testen, ob die Konzepte aus der Literatur in der Praxis tatsächlich angewandt werden, wurde eine multizentrische Studie unter Beteiligung von diplomierten Pflegepersonen auf neurologischen Abteilungen in den NÖ Landeskliniken durchgeführt.

Die Studienergebnisse

Die Ergebnisse aus der Befragung von Pflegepersonal zeigen, dass der Nationale Expertenstandard Dekubitusprophylaxe und die Rahmenbedingungen für ein Dekubitus Management in der Praxis noch nicht zur Gänze umgesetzt werden. Aus den erhobenen Daten geht hervor, dass bei der Risikobewertung nach der medizinischen Diagnose Schlaganfall viele Kriterien - wie sie auch in der Literatur beschrieben sind - beachtet werden, aber einige wie das Pflegeziel, gefährdete Körperregion, Möglichkeiten der Eigenmobilität, Nebenwirkungen der Systeme, Kosten und Komfort für den Patienten nicht genannt werden.

Die abgeleiteten Maßnahmen bei Dekubitus-gefährdeten Schlaganfallpatienten werden sehr unterschiedlich getroffen. Die Erhöhung der Lagewechselfrequenz und auch die Kissenlagerung, sowie Weichlagerungsmatratzen und Wechseldruckmatratzen werden in der Praxis angewendet.

Bei Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, soll aufgrund der in der Literatur beschriebenen Nebenwirkungen vom Einsatz von motorbezogenen Weichlagerungssystemen oder Wechseldrucksystemen zur Dekubitusprophylaxe und Dekubitustherapie Abstand genommen werden.  Wie in der Literatur beschrieben, sind nach Risikoeinschätzung mittels Braden-Skala und dem Hautassessment eine entsprechende Prophylaxe und das geeignetste Antidekubitussyteme auszuwählen, wobei die erste Priorität weiterhin die Dekubitusprophylaxe ohne technische Hilfsmittel hat.  Der Einsatz von Risikoskalen wird in der Literatur nicht zwingend vorgeschrieben, aber als Dokumentationsinstrument empfohlen.

Der Zeitpunkt für die Risikobeurteilung sollte individuell festgelegt werden,  jedoch zumindest in den ersten sechs Stunden nach der stationären Aufnahme erfolgen. Bei jeder Veränderung des Gesundheitszustandes soll eine erneute Beurteilung erfolgen. In der Praxis werden die Norton- und die Braden-Skala eingesetzt. Die Interpretation der Skalen und die abgeleitenden Maßnahmen sind sehr unterschiedlich. Eine Richtlinie für Maßnahmen, die sich aus der Risikoeinschätzung ergeben, würde die Arbeit der Pflegenden erleichtern. Für den Schlaganfallpatienten ist es wichtig, einen Bewegungsförderungsplan zu erstellen, der besondere Bedürfnisse, Risikofaktoren und die Ergebnisse der Hautbeobachtung berücksichtigt.

Als Priorität gilt immer die Bewegungsförderung und die Motivation des Patienten zur Bewegung, aber auch das richtige Lagern und die Umlagerung des Patienten sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Die Untersuchung zeigt, dass die Lagerungsintervalle individuell auf den Patienten abgestimmt sind, was auch den Empfehlungen aus der Literatur entspricht. Die ständige Ermunterung der Schlaganfallpatienten zur Bewegung ist ein wichtiger Teil der Dekubitusprophylaxe, durch die Bewegung wird die Wahrnehmung stimuliert und Wahrnehmung führt zu Bewegung. Es ist notwendig, dass vom interdisziplinären Team alle Maßnahmen zur Bewegungsförderung ergriffen werden.

Die Dekubitusprophylaxe bei Schlaganfallpatienten soll alle Pflegkonzepte, die Bewegung fördern und scherkraftarme Mobilisierungstechniken möglich machen, beinhalten. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass dem Pflegepersonal Schulungsmöglichkeiten geboten werden, die das Wissen über Pflegkonzepte wie Kinästhetik, Bobath- Konzept und Basale Stimulation vermitteln. Bewegungsfördernde Maßnahmen sind in vielen Fällen aber nicht ausreichend, auch technisch unterstützte Antidekubitussysteme sind einzusetzen.

Die Erhebung zeigt, dass häufig Weichlagerungsmatratzen und Wechseldruckmatratzen eingesetzt werden. Für die technisch unterstützte Dekubitusprophylaxe und bei bestehendem Dekubitus ist aber der Einsatz von Mikrostimulationssytemen mit den wenigsten Nebenwirkungen verbunden. Die Studie zeigt, dass Mikrostimulationsmatratzen in der Praxis nicht sehr bekannt sind, so werden diese Systeme auch nur vereinzelt eingesetzt. Es gilt aber auch für diese Antidekubitusmatratzen, dass Umlagerungsmaßnahmen durch den Einsatz nicht ersetzt werden können. Für die Dekubitusprophylaxe im Sitzen werden Sitzkissen aus viskoelastischen Schaumstoff und mit Luftkammern, aber auch Gelsitzkissen verwendet. Über den Einsatz von Sitzkissen liegen in der Literatur wenig Ergebnisse und Empfehlungen vor, außer das vom Einsatz von Gelkissen aufgrund der Nichtwirksamkeit abgeraten wird.

Da es noch keine Sitzkissen oder andere Hilfsmittel gibt, die auch im Sitzen eine optimale Druckentlastung gewährleisten, ist es wichtig, dass von Fachleuten wie Physio- oder Ergotherapeuten, Pflegefachkräften oder Ärzten das Sitzverhalten beurteilt wird. Die Literatur besagt, dass akut Dekubitus gefährdete Patienten nicht länger als zwei Stunden am Stück im Rollstuhl oder Stuhl sitzen sollten. 

Zusammenfassung und Ausblick

Für die Zukunft ist es wichtig, dass die von den Experten erstellten Leitlinien in der Praxis umgesetzt werden. Es ist unumgänglich, dass die erstellten Leitlinien geschult und auch in der Praxis angewendet werden. Eine entsprechende Richtlinie, welche Antidekubitussyteme im Zusammenhang mit der medizinischen Diagnose mit den geringsten Nebenwirkungen verbunden sind, würde für die Anwender mehr Sicherheit bringen. Über Wirkungen und Nebenwirkungen von Antidekubitussytemen, den Einsatz und die Grenzen von Risikoskalen und Hautassessment besteht Schulungsbedarf. In diesem Zusammenhang wäre auch eine Befragung zum Wissensstand der Pflegenden auf den Gebieten der Bewegungsförderung und Lagerungsmöglichkeiten zur Reduktion von Schäden durch Druck, Reibe- und Scherkräfte angebracht.

Anhand der Arbeit ist zu sehen, wie komplex die Pflege bei Patienten mit Schlaganfall ist. Daher ist es notwendig, dass Pflegepersonen in der Fachrichtung Neurologische Pflege eine Spezialausbildung erhalten. 

 

Berufserfahrung:

Kleinrath: Studium abgeschlossen  DGKS Ilse Kleinrath, MBA, Stationsleitung der Neurologischen Abteilung im Landesklinikum Hochegg, schloss das MBA-Studium General Management (Spezialisierung Gesundheitsberufe) mit dem Titel Master of Business Administration ab. Das Thema ihrer Abschlussarbeit lautet „Auswahlkriterien für den Einsatz von Antidekubituslagerungssystemen bei Schlaganfallpatienten“, eine quantitative Erhebung von Theorie und Praxis an den neurologischen Abteilungen in den NÖ Landeskliniken: Das Thema Dekubitus gilt als ein Qualitätsmerkmal in der Pflege und die Auswahl von Antidekubitussystemen in der Schlaganfallversorgung stellt im Pflegalltag eine besondere Herausforderung dar. Die Arbeit gibt einen Überblick über die Literatur zum Thema Dekubitus und Schlaganfall und zitiert Leitlinien und „Best Practices“ für die Dekubitusvorsorge und -behandlung. Um zu testen, ob die Konzepte aus der Literatur in der Praxis tatsächlich angewandt werden, wurde eine multizentrische Studie unter Beteiligung von diplomierten Pflegepersonen auf neurologischen Abteilungen in den NÖ Landeskliniken durchgeführt. Die Studienergebnisse Die Ergebnisse aus der Befragung von Pflegepersonal zeigen, dass der Nationale Expertenstandard Dekubitusprophylaxe und die Rahmenbedingungen für ein Dekubitus Management in der Praxis noch nicht zur Gänze umgesetzt werden. Aus den erhobenen Daten geht hervor, dass bei der Risikobewertung nach der medizinischen Diagnose Schlaganfall viele Kriterien - wie sie auch in der Literatur beschrieben sind - beachtet werden, aber einige wie das Pflegeziel, gefährdete Körperregion, Möglichkeiten der Eigenmobilität, Nebenwirkungen der Systeme, Kosten und Komfort für den Patienten nicht genannt werden. Die abgeleiteten Maßnahmen bei Dekubitus-gefährdeten Schlaganfallpatienten werden sehr unterschiedlich getroffen. Die Erhöhung der Lagewechselfrequenz und auch die Kissenlagerung, sowie Weichlagerungsmatratzen und Wechseldruckmatratzen werden in der Praxis angewendet. Bei Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, soll aufgrund der in der Literatur beschriebenen Nebenwirkungen vom Einsatz von motorbezogenen Weichlagerungssystemen oder Wechseldrucksystemen zur Dekubitusprophylaxe und Dekubitustherapie Abstand genommen werden.  Wie in der Literatur beschrieben, sind nach Risikoeinschätzung mittels Braden-Skala und dem Hautassessment eine entsprechende Prophylaxe und das geeignetste Antidekubitussyteme auszuwählen, wobei die erste Priorität weiterhin die Dekubitusprophylaxe ohne technische Hilfsmittel hat.  Der Einsatz von Risikoskalen wird in der Literatur nicht zwingend vorgeschrieben, aber als Dokumentationsinstrument empfohlen. Der Zeitpunkt für die Risikobeurteilung sollte individuell festgelegt werden,  jedoch zumindest in den ersten sechs Stunden nach der stationären Aufnahme erfolgen. Bei jeder Veränderung des Gesundheitszustandes soll eine erneute Beurteilung erfolgen. In der Praxis werden die Norton- und die Braden-Skala eingesetzt. Die Interpretation der Skalen und die abgeleitenden Maßnahmen sind sehr unterschiedlich. Eine Richtlinie für Maßnahmen, die sich aus der Risikoeinschätzung ergeben, würde die Arbeit der Pflegenden erleichtern. Für den Schlaganfallpatienten ist es wichtig, einen Bewegungsförderungsplan zu erstellen, der besondere Bedürfnisse, Risikofaktoren und die Ergebnisse der Hautbeobachtung berücksichtigt. Als Priorität gilt immer die Bewegungsförderung und die Motivation des Patienten zur Bewegung, aber auch das richtige Lagern und die Umlagerung des Patienten sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Die Untersuchung zeigt, dass die Lagerungsintervalle individuell auf den Patienten abgestimmt sind, was auch den Empfehlungen aus der Literatur entspricht. Die ständige Ermunterung der Schlaganfallpatienten zur Bewegung ist ein wichtiger Teil der Dekubitusprophylaxe, durch die Bewegung wird die Wahrnehmung stimuliert und Wahrnehmung führt zu Bewegung. Es ist notwendig, dass vom interdisziplinären Team alle Maßnahmen zur Bewegungsförderung ergriffen werden. Die Dekubitusprophylaxe bei Schlaganfallpatienten soll alle Pflegkonzepte, die Bewegung fördern und scherkraftarme Mobilisierungstechniken möglich machen, beinhalten. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass dem Pflegepersonal Schulungsmöglichkeiten geboten werden, die das Wissen über Pflegkonzepte wie Kinästhetik, Bobath- Konzept und Basale Stimulation vermitteln. Bewegungsfördernde Maßnahmen sind in vielen Fällen aber nicht ausreichend, auch technisch unterstützte Antidekubitussysteme sind einzusetzen. Die Erhebung zeigt, dass häufig Weichlagerungsmatratzen und Wechseldruckmatratzen eingesetzt werden. Für die technisch unterstützte Dekubitusprophylaxe und bei bestehendem Dekubitus ist aber der Einsatz von Mikrostimulationssytemen mit den wenigsten Nebenwirkungen verbunden. Die Studie zeigt, dass Mikrostimulationsmatratzen in der Praxis nicht sehr bekannt sind, so werden diese Systeme auch nur vereinzelt eingesetzt. Es gilt aber auch für diese Antidekubitusmatratzen, dass Umlagerungsmaßnahmen durch den Einsatz nicht ersetzt werden können. Für die Dekubitusprophylaxe im Sitzen werden Sitzkissen aus viskoelastischen Schaumstoff und mit Luftkammern, aber auch Gelsitzkissen verwendet. Über den Einsatz von Sitzkissen liegen in der Literatur wenig Ergebnisse und Empfehlungen vor, außer das vom Einsatz von Gelkissen aufgrund der Nichtwirksamkeit abgeraten wird. Da es noch keine Sitzkissen oder andere Hilfsmittel gibt, die auch im Sitzen eine optimale Druckentlastung gewährleisten, ist es wichtig, dass von Fachleuten wie Physio- oder Ergotherapeuten, Pflegefachkräften oder Ärzten das Sitzverhalten beurteilt wird. Die Literatur besagt, dass akut Dekubitus gefährdete Patienten nicht länger als zwei Stunden am Stück im Rollstuhl oder Stuhl sitzen sollten.  Zusammenfassung und Ausblick Für die Zukunft ist es wichtig, dass die von den Experten erstellten Leitlinien in der Praxis umgesetzt werden. Es ist unumgänglich, dass die erstellten Leitlinien geschult und auch in der Praxis angewendet werden. Eine entsprechende Richtlinie, welche Antidekubitussyteme im Zusammenhang mit der medizinischen Diagnose mit den geringsten Nebenwirkungen verbunden sind, würde für die Anwender mehr Sicherheit bringen. Über Wirkungen und Nebenwirkungen von Antidekubitussytemen, den Einsatz und die Grenzen von Risikoskalen und Hautassessment besteht Schulungsbedarf. In diesem Zusammenhang wäre auch eine Befragung zum Wissensstand der Pflegenden auf den Gebieten der Bewegungsförderung und Lagerungsmöglichkeiten zur Reduktion von Schäden durch Druck, Reibe- und Scherkräfte angebracht. Anhand der Arbeit ist zu sehen, wie komplex die Pflege bei Patienten mit Schlaganfall ist. Daher ist es notwendig, dass Pflegepersonen in der Fachrichtung Neurologische Pflege eine Spezialausbildung erhalten. 

 

Berufserfahrung:                     

1982–1985 Pulmologische Abteilung
1985–2001 Orthopädische Abteilung, Stationsleitung
2001 – laufend, Neurologische Abteilung, Landesklinik Hochegg, Stationsleitung

Ausbildung:

2012 MBA in General Management (Spezialisierung Gesundheitsberufe)
2011 Akademische Betriebsorganisatorin
2011 Akkreditierung zertifizierte Wundmanagerin
1988 Akademie für höhere Fortbildung in der Krankenpflege Mödling, Sonderausbildung für Stationsführung
1978–1982  Krankenpflegeschule am AÖ Krankenhaus Wiener Neustadt