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Medizin ohne Grenzen

Im Rahmen des EU-Projekts „Healthacross in Practice“ wurden bereits über 1.600 tschechische Patienten im Landesklinikum Gmünd behandelt.


(v. l.) Dipl. KH-BW Karl Binder (Kaufm. Standortleiter LK Gmünd), LH-Stv. und NÖGUS-Vorsitzender Mag. Wolfgang Sobotka, DGKS Herta Weissensteiner, MBA (pflegerische Standortleiterin LK Gmünd), Prim. Dr. Michael Böhm (Ärztl. Standortleiter LK Gmünd), Mag. Elke Ledl (Abteilungsleiterin EU-Projekte beim NÖGUS). Foto: NLK Filzwieser

Niederösterreich hat schon seit einigen Jahren begonnen, Kooperationen mit den Nachbarregionen im Gesundheitsbereich aufzubauen. Unter der Federführung des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) und mit Hilfe von EU-Fördermitteln wurden erste grenzüberschreitende EU-Projekte und Kooperationen ins Leben gerufen. Hierzu zählt unter anderem das Projekt „Healthacross in Practice“ zur Behandlung tschechischer Patienten am LK Gmünd. Das Landesklinikum liegt direkt an der Staatsgrenze zu Tschechien. Bisher konnten tschechische Patienten aus dem Nachbarort České Velenice nicht in Gmünd behandelt werden, außer sie hätten die Behandlungskosten selbst bezahlt. Das nächste Krankenhaus auf tschechischer Seite liegt 60 km entfernt, der nächste Notarztwagen über 30 km. Besonders in Notfällen kann das nahegelegene Krankenhaus auf der anderen Seite der Grenze lebensrettend sein, erklärt LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka: „Kooperationen über die Grenzen hinweg bringen auch eine bessere Auslastung und mehr Einnahmen für unsere Kliniken. Und damit haben wir mehr Wertschöpfung und sichern Arbeitsplätze in der Region. Das Landesklinikum Gmünd löst in der Region eine Wertschöpfung von 25,2 Mio. Euro pro Jahr aus und sichert damit rund 750 Arbeitsplätze.“

Eng zusammenarbeiten

Tschechische Patienten können nun in der Ambulanz des LK Gmünd behandelt werden – bereits über 1.600 haben das in Anspruch genommen. In Zukunft sind auch stationäre Behandlungen geplant. „Die Behandlung erfolgt innerhalb bestimmter Ordinationsstunden, akute medizinische Notfälle werden umgehend behandelt.
Dolmetscher und tschechischsprachige Mitarbeiter helfen bei der Kommunikation zwischen Patient und Krankenhauspersonal“, sagt Prim. Dr. Michael Böhm, Ärztlicher Standortleiter. Derzeit laufen Gespräche mit den Sozialversicherungen, um die ambulante Behandlung tschechischer Patienten in Gmünd auf stationäre Behandlung zu erweitern.
Medizinische Versorgung ohne Grenzen soll für die Menschen in naher Zukunft selbstverständlich sein. Dazu zähle auch, dass Niederösterreicher medizinische Leistungen in angrenzenden Ländern in Anspruch nehmen können. Hier gelte es neue Wege in der Zusammenarbeit zu finden, die Behandlungsqualität sicherzustellen und Vorbehalte bei der Bevölkerung abzubauen und Vertrauen zu stärken. Die medizinische Ausrüstung in Tschechien entspreche mittlerweile den westeuropäischen Standards. Weitere EU-Projekte mit Südböhmen, Südmähren und der Slowakei sollen Lern­effekte und Nutzen für alle Seiten mit sich bringen, beispielsweise eine Strahlenbehandlung in Znaim oder eine Rehabilitation in Südböhmen für Niederösterreicher. Zukünftige Partnerschaften im Rettungswesen werden sicherstellen, dass niederösterreichische und tschechische Rettungskräfte im Grenzgebiet eng zusammenarbeiten. Denn gerade in Akutfällen zählt jede Minute. Die Grenzen müssen auch in der Gesundheitsversorgung fallen.

Informationen: www.healthacross.eu

Broschüren für alle Niederösterreicher:

  • Medizinische Behandlung in Europa – Worauf muss ich achten?
  • Sprachführer Tschechisch für das Gesundheitswesen
  • Ihre Rechte als österreichischer Patient in Tschechien