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Neue interventionelle Therapie bei Schlaganfall – Denn jede Stunde zählt …

Ein Schlaganfall ist die Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn. Jährlich erleiden in Österreich etwa 20.000 Menschen einen Schlaganfall. Das bedeutet, dass es im Durchschnitt alle sechs Minuten zu einem Schlaganfall kommt. Über die neue interventionelle Schlaganfalltherapie sowie Wissenswertes rund um das Thema Schlaganfall berichtet Prim. Priv.-Doz. Dr. Stefan Oberndorfer, Leiter der Abteilung für Neurologie am Landesklinikum St. Pölten.


Prim. Priv.-Doz. Dr. Stefan Oberndorfer, Leiter der Abteilung für Neurologie am Landesklinikum St. Pölten

Die Mediziner unterscheiden grundsätzlich einen ischämischen von einem hämorrhagischen Schlaganfall. Beim ischämischen Schlaganfall, der ca. 85% aller Schlaganfälle ausmacht, kommt die Durchblutung durch ein verstopftes Gefäß zum Stillstand. Die Nervenzellen werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und sterben ab. Die restlichen 15% sind Hirnblutungen, die als hämorrhagische Schlaganfälle bezeichnet werden. 

Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfette, Blutzuckerentgleisungen sowie Rauchen und Bewegungsmangel. Bedeutsam für die Prävention eines Schlaganfalles ist es, diese beeinflussbaren Lebensstilfaktoren zu modifizieren.  

Wie erkennt der Laie einen Schlaganfall? Gemäß Prim. Priv.-Doz. Dr. Stefan Oberndorfer sind die klassischen Frühsymptome plötzlich auftretende Probleme beim Sprechen, halbseitige Lähmung und Sehstörungen wie Gesichtsfeldausfälle oder Doppelbilder. Sollten diese neurologischen Symptome auch nur vorübergehend für Minuten oder Stunden andauern, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da diese kurzen Ausfallsymptome Vorboten eines Schlaganfalles sein können. Spezielle Schlaganfall-Einheiten, sogenannte „Stroke-Units“, wie im Landesklinikum St. Pölten, sind darauf spezialisiert, akute Schlaganfälle zu diagnostizieren und zu behandeln.

Bei der heutigen akuten Schlaganfalltherapie stehen uns mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Einerseits kann bei ischämischen Schlaganfällen versucht werden, Blutgerinnsel mittels eines Medikamentes aufzulösen. Wenn der Schlaganfall allerdings zu groß ist, d.h. wenn ein größeres Gefäß verstopft ist, dann greift diese „Lyse-Therapie“ allerdings nicht mehr.  

Für jene Patientinnen und Patienten wird nun seit Mai 2013 die neue interventionelle Schlaganfalltherapie am Landesklinikum St. Pölten in Kooperation mit der Abteilung für Radiologie, der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, der Abteilung für Neurochirurgie und in Kooperation mit dem Landesklinikum Tulln angeboten. Mithilfe eines Katheters, der über die Leiste durch Blutgefäße bis ins Gehirn eingeführt wird, kann der gefäßverstopfende Thrombus herausgezogen werden. 

Auch die Kombination mit der vorher erwähnten „Lyse-Therapie“ ist möglich.  Bei schweren ischämischen Schlaganfällen oder bei ausgedehnten Blutungen kann auch die Intervention durch den Neurochirurgen in der akuten Schlaganfallbehandlung notwendig werden.  

Bei allen Interventionen in der akuten Schlaganfalltherapie zählt besonders der Faktor Zeit, denn „Time is Brain“. Je früher die Patientinnen und Patienten auf eine Schlaganfallabteilung gebracht werden, desto besser sind die Chancen auf ein gutes Ergebnis.  

Die moderne Schlaganfalltherapie ist, wie viele Fächer der modernen Medizin, fächerübergreifend zu verstehen. Die interdisziplinäre Kooperation mit anderen Fachabteilungen ist dabei wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Behandlung.  „Die neue interventionelle endovaskulären Schlaganfalltherapie ist mittlerweile im Landesklinikum St. Pölten etabliert und die persönliche Erfahrung bestärkt uns, in diese Richtung weiter zu investieren. Sie stellt eine sinnvolle und wichtige Erweiterung der bestehenden Schlaganfalltherapie dar“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Oberndorfer.