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Österreichweit neue schonende OP-Methode für schwerkranke Patientinnen und Patienten

An der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 am Universitätsklinikum St. Pölten wurde im Oktober 2015 erstmals eine neue Operationstechnik zur Implantation von Bauchdialysekathetern durchgeführt.


(v.l.) Prim. Dr. Martin Wiesholzer, Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 am Universitätsklinikum St. Pölten, Bianca Hauer, Stv. Pflegedirektorin, Landesrat Mag. Karl Wilfing, Patientin Maria Groissenberger aus Kilb, DGKS Michaela Mittelstrasser, Koordinatorin Peritonealdialyse und OA Dr. Bernhard Kirsch

(v.l.) Landesrat Mag. Karl Wilfing, Patientin Maria Groissenberger aus Kilb und OA Dr. Bernhard Kirsch

„Bei der durch Oberarzt Dr. Bernhard Kirsch entwickelten Methode erfolgt die Implantation des Bauchdialysekatheters endoskopisch mithilfe einer nur 2 mm dicken Kamera. Der Eingriff kann somit unter örtlicher Betäubung, d.h. ohne Vollnarkose, durchgeführt werden. Dies ermöglicht Patientinnen und Patienten mit hohem Narkoserisiko - zum Beispiel bei fortgeschrittenem Herzversagen - neue Behandlungsoptionen. Das zeigt einmal mehr, dass in unseren Landes- und Universitätskliniken medizinische Leistungen der Spitzenmedizin entwickelt und durchgeführt werden“, betont Landesrat Mag. Karl Wilfing.

Mit der sogenannten Bauchdialyse (Peritonealdialyse) werden Patientinnen und Patienten mit Nierenversagen seit Jahren erfolgreich behandelt. Dabei wird ein Schlauch durch die Bauchdecke implantiert, über welchen danach regelmäßig eine Zuckerlösung in die Bauchhöhle gefüllt bzw. wieder abgelassen werden kann. Über das Bauchfell, die innere Auskleidung der Bauchhöhle, werden dadurch Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit abgegeben und in weiterer Folge aus dem Körper entfernt.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass auch Patientinnen und Patienten mit anderen Erkrankungen, neben dem chronischen Nierenversagen, von dieser Therapie profitieren. Insbesondere Menschen mit weit fortgeschrittenem Herzversagen, bei welchen andere Therapiemethoden nicht mehr greifen, profitieren oft in besonderem Maße von einer Bauchdialyse. Leider blieb diesen Patientinnen und Patienten bisher diese Therapie oft verwehrt, da aufgrund der schweren Erkrankung eine Vollnarkose zur Implantation des Bauchdialysekatheters zu riskant war.

Am Universitätsklinikum St. Pölten wurde im Oktober 2015 erstmalig eine an der Klinischen Abteilung für Inneren Medizin 1 entwickelte, neuartige Operationstechnik zur Implantation von Bauchdialysekathetern erfolgreich durchgeführt.

Die Neuerung dabei ist, dass nur extrem kleine Geräte zum Einsatz kommen, wodurch die normalerweise notwendige Vollnarkose nicht mehr erforderlich ist, sondern der Eingriff mit einer Kombination von Lokalanästhesie und einer leichten Sedierung (Dämmerschlaf) schmerzfrei durchgeführt werden kann. Die Implantation erfolgt dabei unter Sicht, mit Hilfe einer nur 2 mm dicken Kamera (Peritoneoskop) in der Bauchhöhle, wodurch der Eingriff sehr sicher ist.

Die Operationstechnik wurde vom leitenden Oberarzt der Dialysestation, Dr. Bernhard Kirsch, Klinische Abteilung für Innere Medizin 1, federführend entwickelt und ermöglicht nun auch Patientinnen und Patienten mit weit fortgeschrittenem Herzversagen mittels Bauchdialyse zu behandeln.

„Mit der neuen Technik können wir schwerkranken Menschen mit Herzversagen zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität verhelfen“, so Kirsch, der diesen Eingriff erstmalig durchgeführt hat.

Maria Groissenberger, der Patientin, welche als erste nach dieser Methode operiert wurde, geht es den Umständen entsprechend gut. Sie leidet an schwerer Herzinsuffizienz und war vor dem Eingriff durch ständige Atemnot und massive Wasseransammlungen im Körper geplagt gewesen. Diese Symptome haben sich nun vollständig zurückgebildet. 

 „Ich bin sehr zufrieden und OA Dr. Kirsch wirklich dankbar. Vor dem Eingriff war es kein Leben mehr, ich brauchte bei jedem Handgriff Hilfe und bekam kaum Luft. Zu Hause bin ich nun über Nacht an das Dialysegerät angeschlossen. Beim Anschließen brauche ich von meiner Schwiegertochter Hilfe und das Abschließen kann ich nach einer Einschulung durch das Personal im Klinikum selbst übernehmen. Ich komme nur noch zu einzelnen Kontrollterminen ins Klinikum“, so Maria Groissenberger, die diese Woche ihren 75. Geburtstag im Kreise ihrer Familie auswärts in einem Gasthaus feiern konnte.

Der Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 am Universitätsklinikum St. Pölten, Prim. Dr. Martin Wiesholzer, zeigt sich zuversichtlich, dass in Zukunft solche Eingriffe direkt auf der Dialysestation im Eingriffsraum möglich sein werden. Die erste Operation war im Operationssaal in Zusammenarbeit mit OA  Dr. Peter Luszczak von der Klinischen Abteilung für Chirurgie, unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Götzinger, erfolgt.