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Patientensicherheit: NÖ Kliniken sind Vorreiter

Am 17. September 2015 findet zum ersten Mal der Internationale Tag der Patientensicherheit statt. Unter dem Schwerpunktthema „Hygiene und Vermeidung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen“ sind alle im Gesundheitswesen tätigen Unternehmen aufgerufen zu zeigen, was sie für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten leisten.


(v.l.) Dr. Markus Klamminger, Landesrat Mag. Karl Wilfing, Dr. Gerald Bachinger

„Wenn es um Patientensicherheit geht, sind Niederösterreichs Landeskliniken Vorreiter in Österreich. In Niederösterreich sind im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern alle Kliniken unter einem gemeinsamen Dach. Das ermöglicht eine strategische Planung und die Bildung von medizinischen Schwerpunkten an den einzelnen Standorten. Je höher die jeweiligen Fallzahlen, desto besser geschulte Ärzte und Ergebnisse“, stellt Landesrat Mag. Karl Wilfing bei einer Pressekonferenz mit Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger und dem medizinischen Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding Dr. Markus Klamminger fest.

Das Ziel Niederösterreichs sei, Erreichbarkeit in der Fläche und Schwerpunkte in der Spitzenmedizin zu gewährleisten. „Ein Beispiel für die umfassende Qualitätssicherung in den NÖ Kliniken ist die Messung von Ergebnisqualität aus Spitalsdaten, die in Niederösterreich bereits seit 2010 in Verwendung ist. Nachdem das Bundesministerium für Gesundheit die Qualitätsindikatoren übernommen hat, sind diese nun unter dem Projekttitel „Austrian Inpatient Quality Indicators (A-IQI)“ für alle Kliniken in Österreich verpflichtend vorgeschrieben“, so der Landesrat weiter.

„Ein wesentlicher Bestandteil zur kontinuierlichen Verbesserung im Rahmen dieser Ergebnisqualitätsmessung sind die so genannten Peer Review Verfahren: Gibt es statistische Auffälligkeiten bei ausgewählten Indikatoren, werden die Krankengeschichten von Abteilungsvorständen (den „Peers“) aus ganz Österreich geprüft und im Anschluss gemeinsam in einem kollegialen Dialog Verbesserungsvorschläge erarbeitet“, erklärt Dr. Markus Klamminger.

Ein weiteres Beispiel für noch mehr Patientensicherheit ist das Critical Incident Reporting System (CIRS), das von der Luftfahrt übernommen wurde und dazu dient, kritische Ereignisse zu erfassen und zu analysieren. 2014 wurde dazu ein Pilotprojekt an den Standorten Amstetten, Baden, Mödling, Hainburg, Horn, Allentsteig, Korneuburg, Mistelbach, Neunkirchen und Wiener Neustadt implementiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dabei die Möglichkeit, Beinahe-Fehler anonym zu melden. Ziele des CIRS sind die Fehler- und Risikoprävention, die Weiterentwicklung und Stärkung der Sicherheitskultur in der Organisation, auf Patientensicherheit optimierte Strukturen und Prozesse, intensives Lernen aus Beinahe-Fehlern.

Selbstverständlich tragen auch umfangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Stärkung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit zur Patientensicherheit bei.

“In den vergangenen Jahren sind sehr viele wichtigen Initiativen und Maßnahmen zur Hebung der Patientensicherheit erfolgt; wir sind auf dem richtigen Weg und weitere Schritte müssen noch folgen“, betont Dr. Gerald Bachinger, NÖ Patientenanwalt.

 

3 weitere Beispiele aus den Kliniken:

 

Simulationszentrum – Landesklinikum Hochegg

Ähnlich wie Piloten am Flugsimulator können Ärztinnen und Ärzte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege kritische Situationen simulieren und dadurch realitätsnah trainieren. Realitätsnahe Simulatoren (Neugeborene, Kinder, Erwachsene, und sogar eine Schwangere Puppe) lassen die Kursteilnehmer rasch vergessen, dass es sich nicht wirklich um echte Patienten handelt. Um realistische Arbeitsbedingungen für typische Behandlungssituationen zu schaffen, stehen am Simulationszentrum in Hochegg ein Operationssaal sowie Räumlichkeiten, die als Notaufnahme, Schockraum, Intensiv- oder Normalstation adaptiert werden können, zur Verfügung.

Onkologie Informationssystem

Das Onkologie Informationssystem soll eine noch bessere Behandlung für Krebspatientinnen und -patienten gewährleisten. Dazu werden sämtliche Informationen wie  Behandlungsergebnisse, interdisziplinäre Fallbesprechungen, Medikationen, etc. in einer gemeinsamen Datenbank gespeichert und damit zeit- und ortsunabhängig verfügbar. Wird ein Patient/eine Patientin in einem Klinikum operiert und in einem anderen weiterbehandelt, sind alle Daten vollständig, auf dem aktuellen Stand und einheitlich dokumentiert.

Elektronische Dokumentation

Aktuell wird auf Pilotstationen in den drei Landeskliniken Wiener Neustadt, Scheibbs und Hainburg eine elektronische Medikationsunterstützung sowie teilweise eine voll integrierte medizinisch-pflegerische Dokumentation inklusive elektronischer Fieberkurve getestet, wobei die Integrationstiefe im Landesklinikum Hainburg am höchsten ist.

In der papierlosen Fieberkurve werden für jede Patientin/jeden Patienten individuell alle medizinischen Ereignisse und Werte dokumentiert. Dazu zählen unter anderem die Dokumentation von Operationen, Wunden, Kathetern oder Drainagen, die ärztlichen Anordnungen an das Pflegepersonal oder an Kolleginnen und Kollegen und die Codierung von Haupt-, Neben-, Aufnahme- und Entlassungsdiagnosen. Elektronische Leistungsanforderungen, wie beispielsweise eine Labor- oder Röntgenanforderung, können direkt aus der Fieberkurve getätigt werden.