Pflegeausbildung für die Zukunft
Wie sieht die künftige Ausbildung aus und wo lernt man Pflege am besten? Die NÖ Antwort heißt ZETT Zentrum für Entwicklung- Training- Transfer.

Schülerinnen beim Training der Blutabnahme im ZETT

Eine Schülerin trainiert Blut abnehmen am Übungsarm.

Theoretischer Unterricht im ZETT.

Auch der Verbandwechsel wird geübt.
36 Studierende starteten im vorigen Herbst mit dem Bachelor-Pflegestudium an der IMC Fachhochschule in Krems. Damit gibt es neben den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen einen zweiten Ausbildungsweg zur Diplomierten Pflegekraft in NÖ. Genehmigt hat das der NÖ Gesundheits- und Sozialfonds NÖGUS 2012 – damit war klar, dass es auch praktische Trainingsmöglichkeiten für Studierende geben muss. Das Konzept dazu heißt „dritter Lernort“, und damit befassten sich ab Ende 2011 Expertinnen und Experten einer vom NÖGUS eingerichteten Plattform, an der sich Vertreter der Pflegedirektionen, der Schuldirektionen und der Lehrerschaft der Schulen sowie der IMC Fachhochschule beteiligten. Sie erarbeiteten eine gemeinsame Sicht zur Pflegeausbildung und zum Pflegeberuf allgemein und konzipierten den dritten Lernort: „ZETT Zentrum für Entwicklung-Training-Transfer“ läuft derzeit als Pilotprojekt in den Landeskliniken Korneuburg, St. Pölten, Wiener Neustadt und Zwettl. An den NÖ Gesundheits- und Krankenpflegeschulen wird der dritte Lernort bereits teilweise in die Ausbildung integriert; Korneuburg und Wiener Neustadt haben im Landesklinikum ehemalige Pflegestationen zu entsprechenden Trainingsräumen gemacht, in Zwettl wird die Interdisziplinäre Aufnahmestation herangezogen und in St. Pölten gibt es Trainingsräume an der Schule. Nun wird das Projekt für zwei weitere Jahre fortgesetzt und soll dann in den Regelbetrieb übernommen werden.
Interdisziplinäre Zukunft
ZETT soll ein ganzes Spektrum an Aspekten abdecken:
- Aufbau von Trainingsmöglichkeiten für alle Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungen (FH-Studiengang und Diplomausbildung der GuKPS, Pflegehilfeausbildungen)
- Aufbau einer zusätzlichen Zukunftsperspektive und Professionalisierung der NÖ Gesundheitsund Krankenpflegeschulen in Zusammenarbeit mit den Kliniken
- Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Lehre und Praxis
- später Aus-, Fort- und Weiterbildungen in der Pflege, Kurse und Trainings für Wiedereinsteiger und Umsteiger; für medizinisch-technische Dienste und Hebammen; Trainingszentren für die Ärzteschaft bis hin zu Kursen für pflegende Angehörige
Ziel der Pilotprojekte an den vier Standorten von ZETT ist es, bestehende Ressourcen (personell und strukturell) optimal zu nutzen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit anzuregen und zu leben. Die Projekte werden von der Plattform ZETT und von Pflegewissenschaftlern begleitet und evaluiert.
Von der Theorie zur Praxis
Hinter dem Kürzel ZETT verbirgt sich somit ein neues Ausbildungssystem, das im geschützten Bereich von speziellen Übungsräumen simuliertes praktisches Training für die künftige Arbeit an Patientinnen und Patienten ermöglicht. Hier können Pflegekräfte verschiedene Handlungsabläufe üben, trainieren und das Gelernte reflektieren, damit die Anforderungen im Arbeitsalltag in bestmöglicher Qualität und zur Zufriedenheit der Patienten erledigt werden können. Hier gewinnen Pflege-Neulinge Sicherheit im Umgang mit den Patienten und mit verschiedenen Materialien, Geräten und Techniken und transferieren theoretisches Wissen in funktionierende Arbeitsabläufe. Wichtig dabei ist das Üben im geschützten Rahmen, in dem Fehler passieren dürfen, weil diese die Grundlage für weiteren Lernzuwachs und das Erlangen von basaler Handlungssicherheit sind. Erst dann arbeiten die Neulinge erstmals und unter Aufsicht an realen Patientinnen und Patienten – und das mit weit mehr Sicherheit als in der bisherigen Ausbildung. Was dann noch nicht wie selbstverständlich funktioniert, kann in ZETT weiter geübt und perfektioniert werden.
Stufenweises Training
Das Lernangebot im ZETT orientiert sich am Prinzip des stufenweisen Lernens und umfasst:
- Fähigkeits- und Fertigkeitstraining: z. B. Injektionen und Infusionen verabreichen, Blutabnahme, Trainieren von Gesprächen (Konfliktgespräche, Beratungsgespräche), Mobilisation und Positionierungen von Patienten
- Simulationen: Komplexe Situationen durch verschiedene Personen darstellen, Rollenübungen mit realen Rollenträgern (z. B. Aufnahme von Patienten, Übergabe/Übernahme frischoperierter Patienten)
- Erfahrungs-/Erkundungswerkstatt: z. B. erstmaliges Handling verschiedener technischer Geräte (z. B. Monitoring), unterschiedliche neue Verbandsmaterialien kennen lernen
- Fallbesprechung: z. B. Vernetzung von theoretischen Inhalten mit praktischen Anforderungen, Analyse von Realsituationen
- Reflexion: z. B. Optimierung von Entscheidungen und Handlungsoptionen, Weiterentwicklung, Fehlermanagement (Fehler als Chance sehen)
- Strukturierte klinische Prüfungsanforderung (Objective Structured Clinical Examination, OSCE): z. B. Sicherstellung von korrektem Handling, Transfersicherung, Sicherstellung/Zertifizierung von bereits erworbenen Kompetenzen
- Patienten- und Angehörigen-Schulung und Beratung: z. B. Erlernen von korrektem Handling, technische Pflegeverrichtungen, Umgang mit schwierigen Situationen
- Kompetenzerweiterung und Updates: z. B. für Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen oder neu eingestellte Mitarbeiter
ZETT bedeutet Mehrwert
Für Patienten bedeutet ZETT mehr Sicherheit durch professionelle Riskmanagement-gestützte Anwendungen sowie die Optimierung von Prozessen, dadurch erhöhte Qualität, Effektivität und Effizienz. Patienten erleben kompetentes und sicheres pflegerisches Handeln. Der Rechtsträger profitiert davon, dass kritische Prozesse systematisch trainiert werden, um menschliches Versagen weitgehend zu vermeiden.
ZETT professionalisiert die angebotenen Dienstleistungen und optimiert die Prozesse, was zur Imageverbesserung für die Gesundheitsinstitution durch höhere Qualität, Patientenzufriedenheit und geringere Häufigkeit von Fehlern führen soll. Für (anleitendes) Fachpersonal auf den Stationen soll ZETT eine Entlastung bringen, weil Basisfertigkeiten bereits trainiert sind und so mehr Zeit für die Praxisanleitung in jenen Bereichen bleibt, die ausschließlich an realen Patienten erlernt werden können.





