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Über schwere Krankheitsverläufe gemeinsam reden

Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen lassen interdisziplinäre Teams erkennen, wie sie die gemeinsame Arbeit kontinuierlich und strukturiert verbessern können.


Gemeinsam reden.

Margarita Amon, BA, Leiterin der Abteilung Strategische Qualitätsentwicklung

Die regelmäßige strukturierte Besprechung besonders schwerer Krankheitsverläufe, sogenannte Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen, sind eine Methode zur konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vorgehensweise: Ärzte und Pflegekräfte, die bei der Betreuung der Patienten mitgewirkt haben, analysieren gemeinsam und fachübergreifend die Pflege- und Behandlungsverläufe. Dabei achten sie darauf, was sie künftig besser machen wollen und lernen damit für die Zukunft.

„Wir wollen die Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen zukünftig auch in den NÖ Landeskliniken etablieren“, sagt Dr. Robert Griessner, Medizinischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken- Holding. „Denn es geht in Zukunft noch viel mehr um die interdisziplinäre Zusammenarbeit, wenn Behandlungssicherheit und Behandlungsqualität weiterhin stimmen und wachsen sollen.“ Griessner ist Vorstandsmitglied der Initiative Qualitätsmedizin (IQM), die sich als Zusammenschluss von Krankenhäusern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz um eine bessere Qualität und Sicherheit der medizinischen Versorgung kümmert und die sich derzeit auch mit dem Besprechungsformat für besonders schwere Krankheitsverläufe beschäftigt.

„Ein weiterer Vorteil von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen ist, dass sie sich ideal zur Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte eignen“, berichtet Griessner. Die Leiterin der Abteilung Strategische Qualitätsentwicklung der NÖ Landeskliniken-Holding, Margarita Amon, BA, arbeitet in der IQM derzeit mit anderen Experten an einem Leitfaden, der in verschiedenen Kliniken in Deutschland erprobt wird. Amon: „Wir sind in der Pilotphase, erste Ergebnisse zeigen uns, dass wir mit den Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen neben den Peer Review Verfahren ein weiteres starkes Werkzeug für die Qualitätssicherung bekommen.“

Besonders wirksam sei es durch die gemeinsame Besprechung von Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten, weil sie so gemeinsam eine bessere Vorgehensweise erarbeiten. Dabei werden Therapieentscheidungen für das Team nachvollziehbar gemacht und in Kenntnis der Erfolge und Misserfolge diskutiert. So heißt es aus dem Vorreiter in Deutschland, dem Uniklinikum Charité in Berlin: „Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen sind eine qualitätssichernde Maßnahme, die sowohl kontrollierend, korrigierend als auch präventiv wirkt.“ Dort werden diese berufsgruppen- und disziplinübergreifenden Konferenzen derzeit in allen Intensiv- und Intensivüberwachungsbereichen etabliert, später auch in allen Abteilungen ohne Intensivbereiche. Die Struktur der Besprechungen ist vorgegeben. Eine gezielte Moderation gewährleistet, dass die Diskussion strukturiert und zielführend verläuft sowie der Umgang miteinander sachlich und wertschätzend ist.

Zwei Mitarbeiter pro Bereich besuchen eine spezielle Schulung für Moderatoren dieser Besprechungen. Der Fokus in der Konferenz liegt immer auf den Schlussfolgerungen für die Zukunft: Wie können wir Maßnahmen und Abläufe kontinuierlich verbessern, damit wir weiterhin optimale Behandlungsergebnisse erreichen und sichern? Durch die Dokumentation der Konferenzergebnisse sind Veränderungsprozesse von den Teams vor Ort selbst nachprüfbar.