Schnittpunkt Mensch – Maschine – Interdisziplinarität
In einem Kooperationsprojekt der Neurologischen Abteilung und des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation am Landesklinikum St. Pölten wird gemeinsam eine neue, moderne Lokomotions-Laufbandtherapie von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten genutzt.

(v.l.) Prim. Priv.-Doz. Dr. Stefan Oberndorfer, Leiter der Abteilung Neurologie und Prim. Dr. Gerda Deistler-Ruß, Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation am Landesklinikum St. Pölten, mit Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ihrer Abteilungen
Seit mehr als 10 Jahren hat sich am Institut für Physikalische Medizin im Rahmen der Mobilisierung und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten jeglichen Alters, mit Gehstörungen verschiedenster Ursache (z. B. nach Operationen am Bewegungs- und Stützapparat, nach Unfällen, inkompletten Querschnittlähmungen), die Lokomotionstherapie auf dem Laufband als sehr effektiv erwiesen. Auf dem modernen Laufband kann nun auch ein Teil der neurologischen Patientinnen und Patienten mit Gangstörungen, vor allem nach Schlaganfällen, Schädel-/Hirnverletzungen, Hirnblutungen, Multipler Sklerose, mit effektiver Gewichtsentlastung behandelt werden.
Die sogenannte Lokomotion entwickelte sich bereits nach den ersten Monaten zu einem Erfolgsmodell und wird vom Patienten als auch vom Personal durchwegs positiv beurteilt. So wird die zeitgemäße Früh- und Spätrehabilitation möglichst vieler Patientinnen und Patienten gewährleistet.
Das Prinzip der Lokomotions-Laufbandtherapie beruht zum einen auf grundlegenden plastischen Eigenschaften des Zentralen Nervensystems, zum anderen auf Mechanismen der neuronalen Gangkontrolle. Patientinnen und Patienten mit Gehstörungen können bei Bedarf durch eine spezielle Aufhängevorrichtung, eine Art Gurtkonstruktion, von ihrem Körpergewicht entlastet werden. Durch die Reduktion des Eigengewichts wird es dem Patienten möglich, sich beim Gehen unter physiotherapeutischer Hilfestellung und Anweisung ganz auf die Bewegung der Beine zu konzentrieren.
Weiters wird durch diese Gurtaufhängung eine optimierte Sicherheit gewährleistet und erspart den Therapeutinnen und Therapeuten die sehr kräfteraubende Haltearbeit einer normalen Gangschulung. Damit können die in der Therapie erarbeiteten motorischen Fähigkeiten als Vorbereitung zum Gehen durch die hohe Anzahl von Wiederholungen schneller automatisiert werden. Es kommt zu einer raschen Steigerung von Gehstrecke, Ausdauer und Gangtempo in einem physiologischen Bewegungsablauf.
„Aus Sicht der Physikalischen Medizin und Rehabilitation zeigt sich das neue funktionelle, gerätegestützte Lokomotionssystem als sehr patienten- und benutzerfreundlich. Dennoch möchte ich festhalten, dass auch durch ‚robotergestützte’ Methoden die Physiotherapie von ‚Menschen für Menschen’ nicht ersetzbar ist“, betont Frau Primaria Dr. Gerda Deistler-Ruß, Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation am Landesklinikum St. Pölten. „Als zusätzlich positiv hat sich die Auswirkung auf die psychische Verfassung unserer Patientinnen und Patienten erwiesen – oft ‚auf einem Schlag’ aus ihrem normalen Leben gerissen - erfahren sie auf dem Laufband ‚Normalität’, fassen so wieder Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und entwickeln dadurch große Bereitschaft aktiv an ihrem Rehabilitationsprozess mitzuarbeiten“, erklärt Prim. Priv. Doz. Dr. Stefan Oberndorfer, Leiter der Abteilung Neurologie am Landesklinikum St. Pölten.





