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Über die Grenzen hinweg

„Healthacross in practice“ geht in die nächste Runde: Mittlerweile haben sich hundert tschechische Patienten im Landesklinikum Gmünd behandeln lassen – ein europaweites Vorzeigeprojekt in Sachen grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung.


Die Tschechin Hana Vávrová mit Dolmetscherin Mag. Marie Laláková.

Ende Mai wurde die 100. ambulante tschechische Patientin im LK Gmünd behandelt: Helena Rajzová (r.) mit Dolmetscherin Mag. Marie Lalakova

(v.l.) DGKS Carmen Hammer und OÄ Dr. Janka Stuhl

Oberärztin Dr. Barbara Dienstl

Gmünd und Ceské Velenice waren bis 1919 eine Stadt. Die Region ist auf tschechischer Seite medizinisch nicht gut versorgt: Der nächste Notarztwagen ist über 30 km entfernt, das nächste Krankenhaus gar 60 km. Dipl. KH-BW Karl Binder, Kaufmännischer Standortleiter im Landesklinikum Gmünd, erklärt: „Daher gab es bereits im Jahr 2002 die Idee und erste Bestrebungen einer Mitversorgung der tschechischen Patienten im Landesklinikum Gmünd.“ Nach vielen Vorarbeiten dürfen seit 25. Februar Patienten aus der Region nach Österreich kommen, um sich im Landesklinikum Gmünd betreuen zu lassen: Das EU-Pilotprojekt „healthacross in practice“ in Gmünd soll finanzielle, rechtliche und medizinische Aspekte der gemeinsamen Versorgung austesten. Die tschechischen Patienten werden von ihren praktischen Ärzten bei Bedarf nach Gmünd überwiesen, die Kosten der Behandlungen trägt der südböhmische Projektpartner. Häufige Leistungen sind Krampfadernverödungen, Diagnostik von Venenerkrankungen, Magen- und Darmspiegelungen oder die Entfernung kleiner Tumore.

Sprachbarriere überwinden

„Seit dem Projektstart haben wir im Schnitt eine Behandlung pro Tag“, erzählt Oberärztin Dr. Barbara Dienstl von der Chirurgischen Abteilung. „98 Prozent der Patienten gaben an, dass sie mit unseren Leistungen sehr zufrieden waren.“ Auch die Sprachbarriere sei kein Problem, sagt sie: „Wir haben staatlich zertifizierte und gerichtlich beeidete Dolmetscher im Haus, die sich mit medizinischen Fachausdrücken bestens auskennen, und sehr viel tschechischsprachiges Personal. Außerdem sprechen viele tschechische Patienten recht gut Deutsch.“ Auch Diplomkrankenschwester Carmen Hammer ist vom Projekt überzeugt: „Wir hatten Bedenken, dass ausländische Patienten einen großen Mehraufwand bedeuten würde, aber in der Praxis läuft das Projekt einfach nebenbei mit – und das ganze Team steht hinter der Idee.“

Testphase verlängert

Wegen des großen Erfolges läuft die Testphase statt bis Ende Mai noch bis Sommer. Über eine Weiterführung wird bereits kräftig verhandelt. „Die ausgesprochen hohe Zufriedenheit der südböhmischen Bevölkerung zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, freut sich die Pflegerische Standortleiterin DGKS Herta Weissensteiner. Ende Mai wurde bereits der hundertste tschechische Patient behandelt – ein Beleg für die hohe Akzeptanz, weiß der Ärztliche Standortleiter, Prim. Dr. Michael Böhm: „Das zeigt auch die Notwendigkeit der Maßnahme.“


Einen ausführlichen Bericht finden Sie in GESUND&LEBEN 05/13 sowie auf www.gesundundleben at

Informationen:

www.healthacross.at

Das Team um Mag. Elke Ledl mit Maria Ganner, MA, Mag. (FH) Carina Kainz, MA, und Mag. (FH) Judith Willert ist für EUProjekte und grenzüberschreitende EU-Aktivitäten des NÖGUS und der NÖ Landeskliniken- Holding zuständig.