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Viele Erfolge, vieles auf Schiene

Was ist geschafft? Und was sind die nächsten Schritte? Für GESUND&LEBEN INTERN zogen Mag. Andreas Achatz, Dr. Robert Griessner und Dipl. KH-BW Helmut Krenn Bilanz und sprachen über die Pläne für 2013.


Mag. Andreas Achatz, Dipl. KH-BW Helmut Krenn und Dr. Robert Griessner

Die enge Zusammenarbeit der NÖ Landeskliniken- Holding mit den Rettungsorganisationen trägt bereits Früchte: Das gegenseitige Verständnis wächst, und damit letztlich die Qualität der Versorgung.

Das Mitarbeiter-Handbuch geht im Laufe des Jahres an 20.000 Menschen in den Kliniken und in der Holding- Zentrale – eine Mappe, in der man auch alle persönlichen Arbeitsdokumente verwahren kann.

Maturanteninfo im LK Horn: Über 20 Schülerinnen und Schüler kamen, einige ließen sich auch mit den Ärzten fotografieren: Dr. Andreas Kranner (seit eineinhalb Jahren im LK Horn) und OA Dr. Harald Schöchtner (seit 1997 im LK Horn) mit Anna Wodak, Stefanie Grötz, Moritz Fraberger, Christina Lachmayr

Notarzt Dr. Josef Liedermann schneidet mit der Bergeschere am Auto unter Anleitung von LM Patrik Leopold (v.r.)

Die Arbeitsmedizin-Koordinatorin Dr. Gabriela Klamminger bei einer Dienstbesprechung inmitten ihrer Kolleginnen und Kollegen, die künftig enger zusammenarbeiten werden – zum Wohle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (mehr in G&L INTERN 06/2012).

Sie sind ein starkes Team, das gut miteinander kann. Was sie eint, ist der Wunsch, die NÖ Landeskliniken- Holding gut in die Zukunft zu führen. Das Team: der Kaufmännische Geschäftsführer Dipl. KH-BW Helmut Krenn, der Medizinische Geschäftsführer Dr. Robert Griessner und der Leiter der für die Landeskliniken-Bediensteten zuständigen Abteilung LAD2-B des Landes, Mag. Andreas Achatz.

Erfolge 2012

Das vergangene Jahr war das fünfte, in dem alle Krankenhäuser in Niederösterreich unter dem Dach der NÖ Landeskliniken-Holding vereint sind. In vielen Bereichen ist das Zusammenwachsen zu einem Gesundheitsunternehmen mittlerweile abgeschlossen, die Phase der Konsolidierung nähert sich dem Ende. „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich der Alltag schon längst normalisiert, die Jahre der dauernden Change-Prozesse neigen sich dem Ende zu“, weiß Helmut Krenn. „Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht laufend weiterarbeiten und es auch Veränderungen geben wird, ja, sogar geben muss. Denn wer stehen bleibt, fällt zurück, und das wollen wir uns weder für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch für Patientinnen und Patienten leisten.“

Bessere Regelung für Ärzte

Für Andreas Achatz ist einer der wichtigsten Erfolge das neue Spitalsärztegesetz (SÄG), das nach langen, aber schließlich sehr konstruktiven Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen wurde. „Die deutliche Besoldungsreform war fällig und hilft uns, für Ärztinnen und Ärzte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Wir erreichen damit den Gleichklang mit dem Krankenanstalten- Arbeitszeitgesetz (KA-AZG). Langfristig muss die strikte Einhaltung des KA-AZG sichergestellt sein.“ Und Helmut Krenn betont: „Das ist wirklich ein großer Erfolg, denn damit sinkt die Wochenarbeitszeit auf ein verträgliches Ausmaß. Wichtig ist, dass Ärzte nicht mehr Unmengen an Überstunden machen und machen müssen, um ein ansprechendes Gehalt zu bekommen.“ Die neue Überstundenregelung tritt zwar erst 2014 in Kraft, die positiven Auswirkungen seien aber bereits jetzt deutlich zu spüren, weiß Robert Griessner: „Ärzte aus den anderen Bundesländern staunen immer wieder über unsere Regelung – das hilft uns langfristig auch, dem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken.“ (mehr zum SÄG in G&L INTERN 05/2012)

Erfolgsfaktor Peer Review

In den NÖ Landeskliniken laufen einige Programme, die helfen, Fehler zu vermeiden – beim Riskmanagement werden von erfahrenen Expertinnen und Experten sämtliche Abläufe auf mögliche Fehlerquellen durchleuchtet, was für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastend wirkt: Mit einer Checkliste können gewisse Faktoren nicht vergessen werden, und man muss auch nicht jedes Mal daran denken, was besonders in stressigen Situationen hilft. Das Qualitätsmanagement trägt ebenso zur Fehlervermeidung und Entlastung bei. Doch dieser Prozess geht noch weiter: Ein großer Erfolg ist die Änderung der Fehlerkultur in den Abteilungen der Landeskliniken durch die Peer-Review- Verfahren. Grundlage sind die A-IQI (Austrian Inpatient Quality Indicators), die von der NÖ Landeskliniken-Holding in Zusammenarbeit mit deutschen und Schweizer Kliniken erarbeiteten Qualitätsindikatoren aus Routinedaten zur Messung der Ergebnisqualität (das System wurde übrigens von allen anderen Bundesländern übernommen!). Zeigen sich bei den Ergebnissen der einzelnen Abteilungen Abweichungen, analysiert ein Primararzt aus einem anderen Haus die entsprechenden Krankenakten und die Abläufe in der betroffenen Abteilung.

Internationaler Austausch

Robert Griessner: „Anfangs waren die Primarärzte eher kritisch eingestellt, aber mittlerweile sehen alle Beteiligten, dass sie eine Menge lernen und ihre Ergebnisqualität verbessern können.“ (mehr dazu in G&L INTERN 03/2012) Ein besonderer Erfolg sind auch die österreichweiten und internationalen Peer Reviews: Primarärzte der NÖ Landeskliniken untersuchen Abteilungen in anderen österreichischen Kliniken sowie in deutschen und Schweizer Kliniken – unter anderem in verschiedenen Unikliniken. Im Austausch kommen Ärzte dieser Krankenhäuser in die Abteilungen der NÖ Landeskliniken. Griessner: „Unsere Ärzte schätzen diesen Austausch sehr, denn selbst die Reviewer lernen eine Menge und viele von ihnen wissen, dass ähnliche Probleme auch in ihrer Abteilung auftreten könnten und können vorbeugen.“

Notarztwesen auf neuer Basis

Äußerst positiv fällt die Bilanz des neuen Kompetenzbereichs Notarztwesen in der Holding- Zentrale aus: Leiter Dr. Martin Bayer, selbst seit vielen Jahren aktiver Notarzt, hat gemeinsam mit der Ärztekammer völlig neue Konzepte für die Aus- und Weiterbildung entwickelt und bereits einige Notarztrefresher-Kurse im Vorjahr abgehalten, zuletzt im Oktober. Robert Griessner: „Bayer weiß aus Erfahrung, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzkräften existenziell ist – deshalb gibt es bei diesen Kursen auch immer wieder Einheiten, wo unsere Notärzte zum Beispiel lernen, mit der Feuerwehr vor Ort optimal zu kooperieren. Woher weiß ein Feuerwehrmann, wie die Notarztversorgung genau abläuft und was unbedingt sofort sein muss und was einerseits noch ein paar Minuten warten kann? Und andererseits lernen die Notärzte zum Beispiel, wie eine Hydraulik-Schere funktioniert oder wie man ein auf der Seite liegendes Fahrzeug sichert.“ Und Bayer arbeitet auch an der Kooperation mit 144 Notruf Niederösterreich und an einer noch besseren Versorgung von Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten sowie schwer verletzten Unfallopfern.

Großbaustelle Landeskliniken

Viel Geld fließt in die Baustellen an den verschiedenen NÖ Landeskliniken. Helmut Krenn: „Da haben wir im Vorjahr einige Meilensteine zu verzeichnen, die sich in der Zukunft deutlich lohnen werden – zum Beispiel die beiden Logistikzentren für Wiener Neustadt und St. Pölten. Mit ihnen sparen wir uns in den Kliniken künftig Platz, was man bei den Neubauten jetzt schon spürt, denn sie werden ja regelmäßig durch die Logistikzentren versorgt und müssen nicht mehr alles selber lagern.“ In den Zentren werden auch die OP-Sets gereinigt, sterilisiert und komplett an die Kliniken ausgeliefert. Und die zentralen Apotheken ermöglichen höchste Qualität. Auch heuer wird an vielen Kliniken gebaut (mehr zu den zahlreichen Bauaktivitäten lesen Sie im aktuellen GESUND&LEBEN 01+02/2013).

Erfolge im Einkauf

Viele Millionen Euro kann die NÖ Landeskliniken- Holding allein durch den gemeinsamen Einkauf bei Stents und Implantaten sowie dem chirurgischen Naht- und Klammermaterial einsparen – ein enormes Potenzial, das allerdings hart erarbeitet wird. Denn erst die Zusammenarbeit der führenden Ärzte der Kliniken mit den Einkaufs- und Rechtsexperten der NÖ Landeskliniken- Holding (für die Ausschreibungen) ermöglicht diese enormen Einsparungen. Und, das ist Helmut Krenn besonders wichtig: „Wir machen das nicht über die Köpfe der Nutzer hinweg, sondern mit ihnen gemeinsam: Sie nennen die Qualitäten, die die Produkte aufweisen müssen, und suchen dann aus, welche der in Frage kommenden Produkte angeschafft werden.“ Noch sind nicht alle Produkte durch den zentralen Einkauf durchgearbeitet, und da ist auch noch Spielraum zum Sparen, weiß Krenn. „Aber mit Gewalt tun wir da gar nichts. Die Qualität muss stimmen, das ist das Ziel.“

Integrierte Abteilungsplanung

Die 2. Führungsebene wird im Laufe des Jahres weitgehend flächendeckend in die Unternehmenssteuerung einbezogen. Das Schlüsselwort heißt „Integrierte Abteilungsplanung“, das Ergebnis beschert den einzelnen Kliniken mehr Transparenz und bessere Steuerbarkeit. Helmut Krenn: „Wir brauchen die Einbeziehung aller Führungskräfte, da hilft nichts. Die Alternative wäre wegschauen, und das ist bestimmt keine verantwortbare Lösung.“ Und Robert Griessner erklärt: „Die Primarii und die pflegerischen Führungskräfte steuern das Fachwissen der jeweiligen Disziplin bei. Das ist etwas, was nur sie leisten können, denn sie stehen jeden Tag in der Abteilung und wissen, was dort passiert.“ Mit diesen Experten an den Abteilungsspitzen werden Ziele vereinbart – in den Bereichen Leistung, Personal, Investitionen und Aufwand. Das hebt die Planbarkeit für das Klinikum und hilft, alle Werte im Blick zu haben, und damit auch die Kosten. Herausfordernd, aber nötig!

Pläne für 2013

Viel ließe sich noch sagen zu den Leistungen 2012 – vor allem die der medizinischen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den NÖ Landeskliniken, die 365 Tage beste Arbeit leisteten, rund um die Uhr und zur vollen Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten. Sie sind das Herz der NÖ Landeskliniken, ihre menschliche Zuwendung lässt sich durch nichts ersetzen. Auch heuer werden daher die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen genutzt, um weitere Verbesserungen zu initiieren. Helmut Krenn: „Ich hoffe, dass sich an den nächsten Befragungen noch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen. Denn nur so können wir wissen, was wir konkret für sie tun können.“

Werben um Ärzte-Nachwuchs

Nicht neu, aber bewährt ist das Werben um die Medizinerinnen und Mediziner der nächsten Generationen: An allen 8. Oberstufenklassen wurde Infomaterial verteilt, die Kliniken luden zu Infoveranstaltungen für Maturanten, engagierte junge Ärztinnen und Ärzte warben dabei um Nachwuchs. Auch die Förderung der Kurse für die Aufnahmeprüfung an den Med-Unis läuft wieder. Bei sämtlichen Mediziner-Messen des Landes stehen Teams der Holding und der LAD2-B bereit, Turnus- und Fachärzte zu werben. Die Zusammenarbeit zwischen Holding und Med-Uni Wien wird vertieft, zum Beispiel für die Pflichtfamulaturen. Robert Griessner: „Ärzte, die ein Klinikum kennen, kommen meist gerne wieder – diesen Effekt wollen wir verstärkt nutzen.“ Und schließlich ist die Karl-Landsteiner-Privatuniversität kurz vor der Zulassung. Andreas Achatz: „Es ist wichtig für das Land Niederösterreich, alle Chancen zu nutzen, genug Ärzte an Bord zu holen. Diese neue Uni in Krems wird viele Anreize auch für unsere Ärztinnen und Ärzte bringen.“