Bauen in den Kliniken
Warum ist es nötig, dass in vielen Landeskliniken gebaut wird? Wozu gibt es Standardzimmer? Und was bringen die Um- und Neubauten den Mitarbeitern? Darüber sprach GESUN D+LEBEN INTERN mit Ing. Thomas Hauer-Dobeš, Leiter der Abteilung Bau und Facility Management in der Holding-Zentrale, und mit dem Kaufmännischen Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken- Holding, Dipl. KH-BW Helmut Krenn.

Der Kaufmännische Geschäftsführer Dipl. KH-BW Helmut Krenn (l.) und Bau-Abteilungsleiter Ing. Thomas Hauer- Dobeš (r.) erklären, warum Neu- und Umbauten das Arbeiten für die Mitarbeiter erleichtern.
Warum wird in so vielen Landeskliniken gebaut? Könnte man das Geld nicht für andere wichtige Dinge verwenden?
Ing. Thomas Hauer-Dobeš: Da gibt es viele Gründe – von der Anpassung der Standards an die heutigen Bedürfnisse bis hin zum Umweltschutz, aber auch organisatorische, wie zum Beispiel im LK Mödling: Die Kinder- und Jugendabteilung mit 30 Normal- und vier Intensivbetten ist dort derzeit auf drei Stockwerke verteilt. Im neuen Klinikum ist die Abteilung dann im Pavillon B in einem Stockwerk untergebracht. Allein das erleichtert den Mitarbeitern die Arbeit.
Dipl. KH-BW Helmut Krenn: Es geht darum, dass die Kliniken durch gute Abläufe effizient wirtschaften können. Viele Dinge in den teilweise sehr alten Klinikgebäuden entsprechen auch nicht mehr den heutigen sanitätsrechtlichen Notwendigkeiten. Mir geht es auch um die Mitarbeiter, die in einem gut geplanten Klinikum ein deutlich besseres Arbeitsumfeld vorfinden. Und wir denken langfristig: Was wir jetzt bauen, ist oft auf die nächsten 30 Jahre ausgelegt.
Für die Mitarbeiter können Baustellen anstrengend sein. Verstehen Sie, wenn da jemand stöhnt?
Krenn: Natürlich verstehe ich das. Teile des Klinikums müssen übersiedelt werden, phasenweise müssen Mitarbeiter in Containern arbeiten – übrigens auch Führungskräfte wie die Kollegiale Führung in Tulln. Es ist nie angenehm, eine Baustelle zu haben. Aber wir können ja nicht einfach ein Krankenhaus zusperren, bis wir fertig sind. Und wir tun auf jeder Baustelle alles, um die Belastungen für die Mitarbeiter zu minimieren.
Manche Mitarbeiter sagen, die Einbindung der künftigen Nutzer findet kaum statt.
Hauer-Dobeš: Wir binden die Nutzer so gut wie möglich ein – überall dort, wo es um offene Fragen geht, bei denen wir ihr Feedback und ihr wertvolles Know-how aus der Praxis brauchen. Wir haben ein Standardraumprogramm, damit wir das Rad nicht für jeden Um- oder Neubau neu erfinden müssen. Das spart Geld – sowohl beim Planen als auch in der Ausführung. Denn jeder gebaute Quadratmeter verursacht Kosten – in der Errichtung, und der jahrelangen Erhaltung. Wünsche berücksichtigen wir so weit wie möglich. Aber wir können nicht auf alle individuellen Wünsche Rücksicht nehmen, weil sich jeder ein bisschen was anderes von seinem Arbeitsplatz wünscht. Die Arbeitsplätze müssen aber möglichst „neutral“ sein, um sie auch langfristig nutzen zu können. Und leider können wir nach Abschluss der Betriebsorganisationsplanung und dann ab Freigabe des Entwurfes keine Änderungen mehr vornehmen – das würde sämtliche Kostenlimits sprengen, da die Planungsschritte neu begonnen werden müssten.
Krenn: Daher haben wir ja Standards definiert, die die Anforderung aller Nutzer bestmöglich berücksichtigen. In diese Definitionsprozesse waren übrigens auch überall Nutzer eingebunden. Wir müssen immer gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit, Leistbarkeit und Machbarkeit im Auge haben, und Kliniken sind natürlich vor allem Zweckbauten. Ich ersuche jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter um Verständnis – wir sind ein öffentlicher Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen und tun das mit Steuergeldern. Da müssen wir immer jeden Cent verantworten können.
Wie plant man eigentlich so, dass das auch in Jahrzehnten noch passt?
Krenn: Manche Dinge werden sich nicht so schnell ändern, etwa Patientenzimmer. Andere Dinge ändern sich schon. Zum Beispiel braucht man heute für eine Endoskopie weit mehr Platz als früher. Derartige technische Entwicklungen können wir nur bedingt voraussehen. Manche Veränderungen, wie zum Beispiel die Interdisziplinäre Entlassungsstation, die wir gerade als Pilotprojekt in Melk und St. Pölten testen, sind rein organisatorische Dinge, für die man nicht anders bauen muss.
Und was tut sich im Bereich Umwelt?
Hauer-Dobeš: Eine ganze Menge. In Stichworten: Photovoltaik, Erdwärme, Vollwärmeschutz, neue Formen der Beleuchtung und vieles mehr. Und das lohnt sich: Wir verbrauchen zum Beispiel im Landesklinikum Mödling 70 Millionen Euro pro Jahr an Betriebskosten. Der gesamte Neubau kostet rund 157 Millionen. Wenn wir durch den energieeffizienten Neubau nur einen Bruchteil der Betriebskosten einsparen, hat sich das Bauen allein deshalb schon gelohnt.
Krenn: Wir wollen optimale Rahmenbedingungen für die oft belastende Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen, und die finden sie in Gebäuden nach den neusten Erkenntnissen vor. Übrigens: Ich höre immer wieder, es wäre in den Kliniken zu heiß oder zu kalt. Das ist ein schwieriges und individuell sehr unterschiedliches Thema. Was wir sicher nicht machen, sind Klimaanlagen wie in den USA, denn das würde extrem viel kosten und sich nicht rechnen. Schließlich sind uns ja auch die Energiebilanz und nicht zuletzt die Folgekosten für die Kliniken wichtig.





