Drehscheiben für die Versorgung
Die Logistikzentren in Wiener Neustadt und St. Pölten nehmen nun Schritt für Schritt den Betrieb auf. Sie beliefern künftig die Landeskliniken der Thermenregion, des Mostviertels, der Region NÖ Mitte und das Landesklinikum Hainburg.
Es ist eine Revolution in der Kliniken-Landschaft Österreichs: Erstmals müssen die einzelnen Krankenhäuser nicht selbst sämtliche benötigte Materialien lagern, sondern bekommen genau dann jene Produkte geliefert, die sie ganz konkret jetzt brauchen – von haltbaren Lebensmitteln bis hin zu Medikamenten und Hygienepapier. Und das von Lkws, beladen mit Containern, die direkt für die einzelnen Stationen befüllt werden. Damit sparen sich die Landeskliniken den teuren Lagerplatz im Haus ebenso wie den intensiven Lieferverkehr durch verschiedene Lieferanten. Sie bekommen auch die sterilisierten und fertig aufbereiteten OP-Werkzeuge direkt aus dem Logistikzentrum und müssen sich nicht mehr selbst um diesen
Service kümmern.
Versorgung der Landeskliniken
Diese Aufgaben für die 27 Klinikstandorte übernehmen in Zukunft drei Logistikzentren. Zwei dieser Zentren sind so gut wie fertig: Am künftigen Standort des LK Wiener Neustadt in der Civitas Nova arbeitet das neue Logistikzentrum bereits an der Versorgung der Klinikstandorte Wiener Neustadt und Mödling und übernimmt Schritt für Schritt, genau nach Plan, immer mehr Aufgaben (siehe Kasten Seite 08). Ab 2015 wird es dann in Vollbetrieb sein und auch die
Standorte in Baden, Neunkirchen, Hochegg und
Hainburg versorgen.
Auch am Gelände des LK St. Pölten sind die Bauarbeiten für das Logistikzentrum so gut wie abgeschlossen, auch hier rüsten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Versorgung des Klinikums sowie der Landeskliniken der Region NÖ Mitte und des Mostviertels.
Die Landeskliniken des Wald- und des Weinviertels bekommen ebenfalls ein Logistikzentrum, die Standort-Entscheidung soll in den nächsten Monaten fallen. Der Vorteil: Hier
fließen die Erfahrungen aus den beiden bestehenden Zentren ein. Da die beiden Logistikzentren so ausgestattet sind, dass sie sich im Notfall gegenseitig vertreten können, können die
Landeskliniken ganz beruhigt sein, was ihre Versorgung betrifft. Sie ist auch im Fall eines Totalausfalls eines der Zentren gesichert und ebenso gerüstet für größere Sonderfälle wie Hochwasser, Busunfälle und viele weitere Szenarien. Jedes der beiden Zentren lagert zur Sicherheit den kompletten Bedarf für 31 Tage. GESUND&LEBEN INTERN lud zu „Im
Dialog“, um über die jüngsten Entwicklungen und alle Neuerungen informieren zu können.
Dipl.-BW Horst Cubert, MBA,
Leiter des Logistikzentrums in
Wiener Neustadt
„Das Logistikzentrum füllt sich immer mehr, Tag für Tag übernehmen wir weitere Aufgaben. Es ist spannend und schön zu sehen, dass alles zu laufen beginnt, wie es sein soll. Es ist wirklich enorm, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Logistikzentrum geleistet haben. Sie werden für die verschiedenen Anforderungen wie SAP und auf die neuen Abläufe eingeschult. Denn künftig beliefern wir die Landeskliniken ja Station für Station: Da kommt in einen Rollcontainer genau das, was die jeweilige
Station gerade braucht. Das ist neu für unsere Mitarbeiter, und das üben sie derzeit ganz in Ruhe. Immer mehr Abteilungen im LK Wiener Neustadt werden bereits von unserer AEMP (Aufbereitungseinheit Medizinprodukte) versorgt, seit April auch das LK Mödling. Zwei Drittel unserer etwa 60 Mitarbeiter kommen aus dem LK Wiener Neustadt, ein Drittel haben wir neu aufgenommen. Ich habe den Eindruck, dass sie im Großen und Ganzen sehr zufrieden sind mit dem neuen ergonomischen Arbeitsumfeld. Denn wir haben alles getan, damit die körperliche Belastung gering ist, das Zentrum ist schön hell und bietet genug Platz. Es ist ein ganz anderes Arbeiten als bisher in den Kliniken.“
Mag. Dr. Bernhard Kadlec,
Kaufmännischer Direktor LK St. Pölten
„Wir haben bewusst sehr viele Gespräche mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Vertretern der Kliniken im Mostviertel geführt, um alle Bedürfnisse genau zu kennen und auch über die Sorgen Bescheid zu wissen und sie bestmöglich auszuräumen. 66 Menschen arbeiten in unserem Logistikzentrum. Es ist eine große Herausforderung, den Betrieb in einzelnen Phasen hochzufahren, aber alles läuft gut. Die Investitionen in die Arbeitsergonomie lohnen sich jetzt schon, die Prozesse sind gut durchdacht, vieles funktioniert automatisch. In den einzelnen Kliniken bleiben künftig nur mehr die Wertstoffsammlung und die Reinigung, die restlichen Versorgungsaufgaben übernehmen die Logistikzentren.“
Dipl. KH-BW Peter Maschat,
Vorsitzender Zentralbetriebsrat
„Bisher war die Materialwirtschaft in vielen
Landeskliniken in schlecht beleuchteten und schlecht belüfteten Räumen untergebracht. Jetzt bieten die Logistikzentren attraktive Arbeitsplätze mit Tageslicht und tollen technischen Hilfsmitteln. Das ist ein effizienter
Neubeginn.
Viele Mitarbeiter aus den Landeskliniken arbeiten nun in neuen Bereichen, denn ab Rampe müssen die Container aus dem Logistikzentrum ja in den Kliniken weiterhin verteilt werden. Was für manche Mitarbeiter in den Logistikzentren noch offen ist, sind Fragen der Verkehrsanbindung und die geänderten Dienstzeiten in den Zentren im Vergleich zu den Kliniken. Gemeinsam mit den zuständigen Betriebsräten wurden für die Bediensteten akzeptable Dienstzeiten erarbeitet.
Thema Apotheken: Die Produktion wird zentral in den Produktionsapotheken am Standort Logistikzentrum gemacht. Dafür gibt es in den Kliniken eine Neuheit, die hochgefahren wird: eine klinisch-pharmazeutische Beratung, die einerseits die Qualität der Patientenversorgung verbessert, andererseits attraktive Arbeitsplätze schafft.“
Dipl. KH-BW
Helmut Krenn,
Kaufmännischer Geschäftsführer
NÖ Landeskliniken-Holding
„Für die NÖ Landeskliniken-Holding sind die Logistikzentren wichtige Bausteine für die Sicherung der Zukunft. Sie entsprechen dem Stand der Technik, wir haben jede Menge Anfragen von anderen Klinikbetreibern, die sie sich anschauen wollen, wie die Barmherzigen Brüder und viele andere. Die Logistikzentren sind ein wirklich einzigartiges Projekt. Wir haben dabei sehr viel gelernt. Wichtig war uns, die Widerstände im Personal ernst zu nehmen und zu zeigen, welche Optionen die Mitarbeiter haben. Es hat enorm viele Gespräche gegeben, sehr viele Sorgen konnten ausgeräumt werden. Ich bin überzeugt, dass wir mit den Logistikzentren wichtige Meilensteine setzen, denn schlussendlich müssen wir auch die Finanzierbarkeit der Gesundheitsversorgung absichern, und ebenso allen sich laufend ändernden Ansprüchen wie Hygiene- oder Sicherheitsstandards entsprechen. In den Logistikzentren wird es uns noch besser gelingen, immer auf dem geforderten Standard zu bleiben.“
Ing. Thomas
Hauer-Dobeš,
MSc, Leiter
Abteilung Bau und
Facility Management
„Die beiden Logistikzentren werden den Lieferverkehr in den einzelnen Landeskliniken deutlich spürbar senken. Wir liefern bis zu drei Mal pro Woche. Die Bestellvorgänge sind jetzt überall optimiert, in den täglichen Abläufen in den Abteilungen ändert sich damit nichts. Dass unsere Logistikzentren mittlerweile international tatsächlich als Vorzeigeprojekte gelten, ist eine große Freude.“
Landesrat Mag. Karl Wilfing
„Die Entwicklung von Logistikzentren ist ein logischer Schritt in der Gesundheitsversorgung Niederösterreichs, denn hier sind sämtliche Kliniken bei einem einzigen Träger – das ist ein großer Vorteil, der uns ermöglicht, wie in der Industrie üblich, die Ressourcen zu bündeln. Alle, die noch Sorgen haben, mögen sich an die ersten Handys erinnern – was gab es da für Gedanken und Befürchtungen. Heute können wir alle die Vorteile gut nutzen. Letztendlich profitieren die Patientinnen und Patienten, denn die Versorgungsqualität steigt, die Lagerbedingungen sind optimal, wir sind damit wirklich auf dem Stand der Technik und des Wissens. Was wir an Geld sparen, fließt wieder in die Kliniken, um die Versorgungsqualität zu sichern und an den neuesten Stand des Wissens anzupassen. Und auch die Arbeitsbedingungen verbessern sich für viele sehr stark. Ich bin überzeugt, dass wir mit den Logistikzentren ein europäisches Leitprojekt geschaffen haben.“
neuer Leiter für das Logistikzentrum St. Pölten
MMag. Wolfgang Janko übernimmt die Leitung des Logistikzentrums am
Gelände des LK St. Pölten, das im Endausbau die Landeskliniken der
Regionen Mostviertel und NÖ Mitte versorgen wird. Der 29-jährige Janko arbeitete davor beim NÖ Hilfswerk. Durch seine langjährige ehrenamtliche Arbeit als Notfallsanitäter kennt er das LK St. Pölten, das ihn schon immer fasziniert hat. Janko studierte Sozioökonomie und Betriebswirtschaft mit der Spezialisierung auf Gesundheitsmanagement.
Zeitplan: Die nächsten Schritte
In den Logistikzentren in Wiener Neustadt und St. Pölten laufen bereits
zahlreiche Bereiche. Zusätzlich zu den jeweiligen Landeskliniken übernimmt das Zentrum in Wiener Neustadt als Erstes die Versorgung des LK Mödling, das in St. Pölten des LK Lilienfeld. Danach werden in beiden Zentren Schritt für Schritt die weiteren Kliniken der Region versorgt – in Wiener Neustadt
die gesamte Thermenregion und das LK Hainburg, in St. Pölten die
Landeskliniken der Region NÖ Mitte und des Mostviertels.
n Logistikzentrum Wiener Neustadt
Materialwirtschaft: Seit April übernimmt das Logistikzentrum schrittweise die Belieferung des LK Mödling, Ende April ist die Übersiedlung der Materialwirtschaft Mödling ins Logistikzentrum abgeschlossen. Ab Juni werden immer mehr Abteilungen des LK Wiener Neustadt aus dem Logistikzentrum beliefert, bis Ende Juli übersiedelt die gesamte Materialwirtschaft des Landesklinikums ins Logistikzentrum.
Apotheke: Parallel zur Materialwirtschaft erfolgen auch die Übernahmen der Versorgung und die Übersiedlungen der logistischen Apotheken. Ab Juni beginnt die Produktionsapotheke im Logistikzentrum Schritt für Schritt mit sämtlichen Aufgabenbereichen.
Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP): Für die Landeskliniken Wiener Neustadt und Mödling läuft die Versorgung bereits aus dem Logistikzentrum.
n Logistikzentrum St. Pölten
Der Bau des Logistikzentrums ist abgeschlossen, nach und nach übernehmen die einzelnen Einheiten ihre Aufgaben. Die im Logistikzentrum beheimatete Küche ist seit März in Betrieb.
Materialwirtschaft: Die Erstbefüllung ist mit Anfang Mai abgeschlossen. Im Mai startet die schrittweise Übernahme der Versorgung des LK St. Pölten,
im Juni die des LK Lilienfeld. Dann ist auch die Übersiedlung der Materialwirtschaft in das neue Logistikzentrum abgeschlossen.
Apotheke: Die logistische Apothekenversorgung von St. Pölten und Lilienfeld läuft ebenfalls ab Mai bzw. Juni. Die Produktionsapotheke hat bereits im März den Probebetrieb im Logistikzentrum gestartet. Nun erfolgt Schritt für Schritt der Start sämtlicher Leistungen.
AEMP: Ab Juni übernimmt die neue Stelle im Logistikzentrum Woche für Woche die Versorgung einer weiteren Abteilung des LK St. Pölten.
n Logistikzentrum 3
Ein drittes Logistikzentrum soll später die Landeskliniken in den Versorgungsregionen Waldviertel und Weinviertel beliefern. Dafür will man die
Erfahrungen aus den ersten beiden Zentren nutzen. In den nächsten
Monaten soll die Standort-Entscheidung fallen.






