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Freude am Gestalten

Seit über einem Jahr ist WHR Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Pidlich Vorsitzender des NÖ Landessanitätsrats – eine Position mit hoher Verantwortung und nachhaltigem Einfluss auf das Gesundheitswesen.


„Alles muss gut bleiben – neue, sinnvolle Entwicklungen darf man aber nicht bremsen.“ Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Pidlich

Der Landessanitätsrat ist das beratende und begutachtende Organ des Landeshauptmannes in Sachen Gesundheitswesen. Er besteht aus neun ordentlichen Mitgliedern, wie etwa dem NÖ Landessanitätsdirektor, sowie außerordentlichen Mitgliedern und Experten – insgesamt etwa 40 Personen. Prim. Univ.- Doz. Dr. Johann Pidlich, Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Baden-Mödling und Vorstand der Abteilung Innere Medizin im Landesklinikum Baden, war sechs Jahre lang ordentliches Mitglied, als er zum Vorsitzenden gewählt wurde. Seit etwas mehr als einem Jahr übt er nun diese Tätigkeit aus: Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen.

 

Aufgaben des Landessanitätsrats

Hauptaufgabe des Landessanitätsrats sind die fachlichen Bewertungen von Kolleginnen und Kollegen, die sich um ausgeschriebene Führungspositionen im Bereich der Landeskliniken bewerben, beispielsweise um Primariatsstellen. Nach Prüfung der Unterlagen erfolgt eine Bewertung, danach spricht der Landessanitätsrat seine Empfehlung aus und die Personalabteilung des Amtes der NÖ Landesregierung entscheidet dann über die Einstellung der jeweiligen Primarii oder von Ärztlichen Direktoren. Pidlich zur hohen Verantwortung dieser Tätigkeit: „Wir beurteilen die fachliche Eignung der einzelnen Kandidaten, unsere Empfehlungen müssen Hand und Fuß haben. Dadurch sorgen wir dafür, dass ausgeschriebene Stellen mit ausgezeichneten Kolleginnen oder Kollegen besetzt werden. Das hat einen langfristigen Effekt auf das Gesundheitswesen, und bisher hat sich die Personalabteilung stets an unsere Empfehlungen gehalten.“ Etwa 25 neubesetzte Positionen (Primariate, Ärztliche Direktionen, Konsiliarstellen) fallen in die bisherige Amtszeit von Pidlich. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Prüfung oder Bedarfserhebung von neuen Gesundheitseinrichtungen in Niederösterreich und strukturrelevante Bewilligungen – „ein wesentlich kleinerer, aber ebenso bedeutender Teil unserer Tätigkeit“, konstatiert Pidlich.

 

Verantwortungsvolle Tätigkeit

Zu jeder Fragestellung, die an den Landessanitätsrat herangetragen wird, wird ein Mitglied als Gutachter bestimmt, der das jeweilige Aufgabengebiet bearbeitet. In fünf bis sechs Sitzungen pro Jahr werden alle Punkte besprochen, die ordentlichen Mitglieder stimmen ab und das Votum wird als Teil eines ausführlichen Protokolls dokumentiert. Die Empfehlung ergeht an den Landeshauptmann. Die Tätigkeit im Landessanitätsrat ist ehrenamtlich, nimmt entsprechend Zeit in Anspruch und wird von allen Mitgliedern mit großem Verantwortungsbewusstsein wahrgenommen, betont Vorsitzender Pidlich und lobt das Gremium als eines der hochkarätigsten in Niederösterreich: „Alle Mitglieder haben ein sehr hohes fachliches Niveau. Im Gremium wird eine gute Kommunikation gepflegt, eine hohe gegenseitige Akzeptanz mit wertschätzendem Umgang und guter Diskussionskultur, auch wenn naturgemäß nicht immer alle einer Meinung sind.“ Nach über einem Jahr Vorsitz zieht Pidlich eine Zwischenbilanz: „Das niederösterreichische Gesundheitswesen befindet sich auf einem sehr guten Weg, und die vielen medizinischen Entwicklungen in den einzelnen Landeskliniken müssen wir mit guten Führungskräften begleiten.“

 

Neubauten in Baden und Mödling

Neben dieser Tätigkeit im Landessanitätsrat ist Pidlich auch Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Baden-Mödling. Hier beschäftigt ihn momentan der Neubau der beiden Klinikstandorte. Keine leichte Aufgabe, werden doch beide Häuser neben dem laufenden Betrieb neu gebaut. Was am Tag des Interviews deutlich zu hören ist: Baulärm dringt ins Büro des Ärztlichen Direktors, auch leichte Erdstöße sind zu spüren: Die Tiefgarage wird gerade weggestemmt. Davon lässt sich Pidlich nicht aus der Ruhe bringen: „Das dauert noch ein paar Wochen und ist Teil eines innovativen Bauprojekts.“ Der Klinikbetrieb wird davon nicht beeinträchtigt, dies ist auf jeden Fall gewährleistet. 2017 werden beide Neubauten fertig gestellt – zwei moderne neue Landeskliniken.

 

Seit fast 30 Jahren Arzt

Seit fast 30 Jahren ist Pidlich nun Arzt, seit vielen Jahren in Führungspositionen – trotzdem ist das Kernstück seiner Tätigkeit nach wie vor die Arbeit am Patienten. Als Vorstand der Internistischen Abteilung hängt sein Herz naturgemäß an „seiner“ Abteilung, eine der größten Internen in Niederösterreich. Pidlich ist stolz darauf, dass sich die Standorte Baden und Mödling in den letzten Jahren auch mit zusätzlichen medizinischen Leistungsangeboten weiterentwickelt haben, etwa der Kardiologie Mödling, der Interdisziplinären Tagesklinik Mödling, der Onkologie, Psychosomatik, Gastroenterologie/Hepatologie, Nephrologie mit Dialyse in Baden, der Psychiatrie in Baden und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Hinterbrühl. Wichtig ist ihm auch die Kooperation mit der niedergelassenen Ärzteschaft und mit anderen Gesundheitseinrichtungen, z. B. mit dem LK Wiener Neustadt im Bereich der Strahlentherapie, Neurologie und Neurochirurgie, sowie die Weiterentwicklung der regionalen Gesundheitsversorgung.

 

Offen gegenüber Neuerungen

Gesundheitlichen Entwicklungen steht Pidlich immer offen gegenüber: „Die Medizin entwickelt sich ständig weiter, und man muss neuen und sinnvollen Entwicklungen offen gegenüber stehen. In vielen Fachgebieten wird mit dem ständig wachsenden Fachwissen auch umstrukturiert, neue Schwerpunkte werden gesetzt. Demgegenüber muss man aufgeschlossen sein und richtungsweisende Entscheidungen unterstützen.“ Vieles sieht der erfahrene Mediziner mittlerweile abgeklärt: „Seit fast 30 Jahren bin ich Arzt, in dieser Zeit wurden viele große Gesundheitsreformen angekündigt. Gott sei Dank besitzt Österreich ein sehr gutes Gesundheitssystem auf hohem Qualitätsniveau und jeder Patient hat Zugang zu den jeweiligen medizinischen Leistungen.“ Was will er karrieretechnisch noch erreichen? „Ich bin mit meiner Position zufrieden und empfinde meine derzeitige Tätigkeit als große Herausforderung“, sagt der erfahrene Mediziner. Nicht einmal Gesundheitsminister? Pidlich muss lachen: „Dafür gibt es sicherlich Berufenere. Ich will weiterhin Freude an meinem Beruf haben, meine Patienten gut betreuen, meine Expertise zur Verfügung stellen und aktiv das Gesundheitswesen mitgestalten.“

 

 

Zur Person

Johann Pidlich, geboren in Wiener Neustadt, verheiratet, einen Sohn (10) und eine Tochter (7)

Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Als sehr aktiv, ich mache vieles selber, delegiere aber, was nötig. Ich arbeite sehr gerne, gehe voll in meinem Beruf auf. Außerdem habe ich es gerne etwas hektisch, mag gesunden Stress.

Was sind Ihre Schwächen? Ich bin manchmal ungeduldig, vieles kann mir nicht schnell genug gehen.

Wie entspannen Sie sich? In der Natur, im Garten und bei guter Musik. Ich wandere gerne, fahre Rad und verbringe dabei möglichst viel Zeit mit meiner Familie.

Karrierestationen: 1984 Abschluss des Medizinstudiums. Ausbildung am Pharmakologischen Institut der Universität Wien und im AKH Wien/Medizinische Universität. Facharzt für Innere Medizin, Additivfacharzt für Gastroenterologie und Hepatologie und Additivfacharzt für Nephrologie. Seit 1998 Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im LK Baden. Seit 2001 Ärztlicher Direktor in Baden, seit 2005 Ärztlicher Direktor des LK Baden-Mödling. Medizinischwissenschaftlicher Leiter der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des LK Baden. Seit 2011 Vorsitzender des Landessanitätsrates für NÖ.