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Früherkennung des Schlaganfalls – „Time is Brain“

Ein Schlaganfall ist die Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn. In Österreich treten jährlich rund 22.000 Schlaganfälle auf, in Niederösterreich sind etwa 3.800 Menschen (pro Jahr) davon betroffen. Prim. Assoc. Prof. PD. Dr. Stefan Oberndorfer informierte im Rahmen der Vortragsreihe „Treffpunkt Gesundheit“ über diesen medizinischen Notfall. Wichtig ist, dass die Angehörigen sowie die allgemeine Öffentlichkeit über die ersten Frühsymptome Bescheid wissen und dadurch richtig reagieren können. Eine abwartende Haltung ist bei ersten Symptomen fehl am Platz und kann fatale Folgen nach sich ziehen.


Prim. Assoc. Prof. PD. Dr. Stefan Oberndorfer

Das Gehirn ist gegenüber Sauerstoffmangel höchst intolerant, denn bereits wenn das Gehirn 6-8 Minuten ohne Sauerstoff versorgt ist, bedeutet dies für den betroffenen Menschen den Hirntod. Besonders wichtig ist, dass der Laie die Symptome eines möglichen Schlaganfalles erkennt und diese auf jeden Fall ernst nimmt, auch wenn sich diese nach Minuten oder Stunden wieder völlig zurückbilden. Diese Anzeichen können bereits erste Frühwarnsymptome für einen drohenden, jedoch schwerwiegenderen Schlaganfall sein.

Folgende Veränderungen müssen unbedingt ernst genommen werden:

Ø  Plötzliche Schwäche, Lähmung oder Gefühlsstörung einer Körperseite, meist Arm und Bein, oft auch des Gesichts

Ø  Unverständliche Sprache, gestörtes Sprachverständnis

Ø  Halbseitige Störung des Gesichtsfeldes

Ø  Halbseitige Störung der Wahrnehmung

Ø  Ungerichteter Schwindel mit zusätzlichen neurologischen Zeichen

 

Sollten Sie jene Anzeichen bei sich oder einem Angehörigen bemerken, sollte umgehend die Rettung unter der Telefonnummer 144 angerufen werden.

Spezielle Schlaganfall-Einheiten, sogenannte „Stroke-Units“, wie im Universitätsklinikum St. Pölten, sind darauf spezialisiert, akute Schlaganfälle zu diagnostizieren und zu behandeln.

Bei der heutigen akuten Schlaganfalltherapie stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Es kann versucht werden, Blutgerinnsel mittels eines Medikamentes aufzulösen. Wenn der Schlaganfall allerdings zu groß ist, d.h. wenn ein größeres Gefäß verstopft ist, dann greift diese „Lyse-Therapie“ nicht mehr.

Für jene Patientinnen und Patienten wird nun seit zwei Jahren die interventionelle Schlaganfalltherapie am Universitätsklinikum St. Pölten in Kooperation mit anderen Fachabteilungen wie interventioneller Radiologie, Anästhesie und Intensivmedizin, der Neurochirurgie, sowie dem Universitätsklinikum Tulln angeboten.

Mithilfe eines Katheters, der über die Leiste durch Blutgefäße bis ins Gehirn eingeführt wird, kann der gefäßverstopfende Thrombus herausgezogen werden.  Auch die Kombination mit der vorher erwähnten „Lyse-Therapie“ ist möglich.

„Das Zeitfenster zwischen Symptombeginn und Behandlungsbeginn muss so kurz wie möglich sein, denn `Time is Brain`. Auch wenn durch den Schlaganfall bereits eine Schädigung im Gehirn passiert ist, so gibt es ein `Umfeld` des betroffenen Gehirnareals, welches in den ersten Stunden oder im Einzelfall auch noch nach mehreren Stunden gerettet werden kann. Je früher die Patientinnen und Patienten auf eine Stroke-Unit gebracht werden, desto besser sind die Chancen auf ein gutes Ergebnis“, so Prim. Assoc. Prof. PD. Dr. Stefan Oberndorfer, Leiter der Klinischen Abteilung für Neurologie am Universitätsklinikum St. Pölten.