Ganz schön viel gespart
Viel Qualität bei einem geringeren Preis: Nun nützt die NÖ Landeskliniken- Holding ihre Marktmacht auch beim Kauf von Herzschrittmachern und Hüft- bzw. Kniegelenken – unter Einbindung der Ärztinnen und Ärzte in die Kaufentscheidung.

Im Dialog.

„Man muss bei einer Ausschreibung Abstriche machen, aber dafür haben wir eine wirklich gute Qualität der Produkte zu deutlich geringeren Preisen.“ OA Dr. Alexander Teubl, 2. Interne LK Wiener Neustadt, Fachgruppensprecher Kardiologie

„Der Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding ist hochprofessionell gerüstet – und ist im europäischen Vergleich wirklich spitzenklasse, in Österreich sowieso.“ Diplom-Volkswirt Dieter Zocholl, InMEDIG

„Oberstes Ziel ist, hohe Qualität zu leistbaren Preisen zu beschaffen.“ Norbert Bier ist Lead Buyer, spezialisiert auf Implantate aus den medizinischen Fachbereichen Orthopädie, Traumatologie, Kardiologie sowie der invasiven Kardiologie und Angiographie.

„Wichtig ist, dass wir Transparenz herstellen und eine Vertrauensbasis schaffen.“ Christian Schauer, Leiter Abteilung Einkauf

„Wir können unseren Kollegen die Angst nehmen, dass sie was aufs Aug’ gedrückt bekommen.“ HR Prim. Dr. Christian Meznik, Ärztlicher Direktor und Leiter Orthopädie LK Amstetten

„Die Ärztinnen und Ärzte sind oft selbst überrascht, wenn sie die Zahlen sehen, und verstehen dann, wie wichtig strategische Einkaufsentscheidungen für Medizinprodukte sind.“ Otto Konrad, MBA, InMEDIG
Der Preis regelt den Markt – so ist es normalerweise bei vielen Produkten, die die NÖ Landeskliniken brauchen, wie bei Verbandsmaterialien und OP-Sets, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie Dienstleistungen. Schwieriger wird es schon bei Medikamenten und noch viel schwieriger bei Implantaten – hier gibt es nur wenige Anbieter auf dem Markt, diese sind meist international tätig und diktieren die Bedingungen und die Preise. Und, so berichten die Fachleute, ein und dasselbe Produkt ist in einem anderen Land komplett ident – hat aber eine andere Verpackung und kostet nur die Hälfte. Doch das kann die NÖ Landeskliniken- Holding nicht einfach importieren – das wissen die international tätigen Medizinprodukte-Konzerne zu verhindern, indem sie zum Beispiel dann keine Serviceleistungen gewähren.
Internationale Konzerne als Gegenüber
Klingt für einen Normalkonsumenten nicht nachvollziehbar, aber diese Erfahrungen hat die Abteilung Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding bereits gemacht, berichtet deren Leiter, Christian Schauer. Und Diplom-Volkswirt Dieter Zocholl erklärt: „In der hochkonzentrierten Pharma- und Medical Industrie gibt es gerade einmal 20 bis 25 weltweit relevante Firmen mit einem Marketingund Vertriebsbudget von 4,5 Milliarden Euro pro Jahr allein für den deutschsprachigen Raum. Etwa 25.000 professionell ausgebildete Vertriebsmitarbeiter treffen hier auf circa 750 Krankenhaus- Einkäufer.“ Verständlich, dass es da mehr als eine hohe Fachkompetenz braucht, um als Klinikbetreiber nicht über den Tisch gezogen zu werden. Deshalb holte sich die NÖ Landeskliniken- Holding Experten an Bord und arbeitet bei Bedarf mit einem industrieunabhängigen, international erfahrenen Player zusammen. Die Entscheidung fiel dabei auf die Firma InMEDiG (Internationale medizinische Einkaufs-Dienstleistungen im Gesundheitswesen), ein als Einkaufsoptimierer für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen, insbesondere für Krankenhäuser arbeitende Unternehmensgruppe, die derzeit in der Schweiz, Deutschland und Österreich tätig ist. Volkswirt Zocholl ist Manager von InMEDiG, leitet die Standorte in den drei Ländern und kennt die Branche gut.
Ärztinnen und Ärzte entscheiden mit
Bei vielen Produkten, die die Landeskliniken brauchen, entscheiden die Nutzer mit, was eingekauft wird – von der Einmalspritze bis zum klinikindividuellen OP-Set, von Verbandmaterial bis zur OP-Haube, von den medizinischen Handschuhen bis zum Putzmittel für die Küchen. In derzeit 47 sogenannten Fachgruppen diskutieren die künftigen Anwender genau, was die jeweiligen Produkte können müssen und wie sie beschaffen sein sollen. Diese Kriterien kommen dann in die Leistungsverzeichnisse der jeweiligen Vergabeverfahren, die dann wegen der Größe der Einkaufsvolumina von den Vergaberechtsexperten der NÖ Landeskliniken-Holding begleitet und durchgeführt werden. Die Fachgruppe wählt dann aus den Anboten gemeinsam jene Produkte aus, die künftig in den Kliniken verwendet werden. Genauso ist es auch bei den hochspezialisierten Produkten wie Herzschrittmachern und Endoprothesen – künstlichen Hüften und Kniegelenken. OA Dr. Alexander Teubl von der 2. Internen Abteilung im LK Wiener Neustadt ist Sprecher der Fachgruppe Kardiologie. Er berichtet, dass es nicht gerade einfach ist, die besten Ärztinnen und Ärzte in eine Fachgruppe zu bekommen: „Die Ärzteschaft hat eine gewisse Aversion gegenüber dem Einkauf und gegenüber Beratern. Doch wir müssen bei diesen Themen einfach zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Produkte für unsere Arbeit auszuwählen. Nach vielen Überarbeitungen haben wir jetzt bei den Herzschrittmachern und den implantierbaren Defibrillatoren ein Leistungsverzeichnis erstellt, mit dem wir alle leben können. Es muss allen Anwendern bewusst werden, dass man bei einer Ausschreibung zwar wenige, aber doch bestimmte Abstriche machen muss. Aber dafür haben wir auch für alle Patientinnen und Patienten eine wirklich gute Qualität der Produkte – und das zu deutlich geringeren Preisen.“
Fachgruppen sind Chefsache
Dass das Erstellen eines Leistungsverzeichnisses für eine Ausschreibung ein mitunter mühsamer Weg ist, weiß auch HR Prim. Dr. Christian Meznik, Ärztlicher Direktor und Leiter der Orthopädie im LK Amstetten: „Wir können unseren Kollegen aber die Angst nehmen, dass sie was aufs Aug’ gedrückt bekommen“, versichert Meznik. Für den erfahrenen Orthopäden ist es völlig klar, dass er selbst sämtliche Termine der Fachgruppe mit dem Einkauf wahrnimmt, trotz seiner zahlreichen Aufgaben als Ärztlicher Direktor eines großen Hauses und Leiter einer großen Abteilung: „Das lohnt sich unbedingt, denn dabei geht es um etwas, und es geht etwas weiter, wir treffen wichtige Entscheidungen.“
30 bis 65 Prozent Ersparnis
In seiner Fachgruppe ging es um die Auswahl jener Hüft- und Kniegelenksimplantate, die die NÖ Landeskliniken künftig verwenden. Für die operierenden Orthopäden wichtig: gute Qualität der Implantate, damit sie möglichst lang halten und nicht schon nach einigen Jahren wieder ersetzt werden müssen – mit großen Belastungen für den Patienten. Meznik ist zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeit in seiner Fachgruppe: Den Operateuren stehen nun drei verschiedene Systeme für Hüftgelenke zur Verfügung (natürlich jedes in unterschiedlichen Größen) sowie vier für die Kniegelenke. Davor wurden in den NÖ Kliniken zwölf verschiedene Hüft- und 17 Knie- Systeme verwendet. Durch die Konzentration auf einige wenige Systeme, die den Kriterien der Orthopäden entsprechen, sparen die NÖ Landeskliniken viel Geld, berichtet Norbert Bier, zuständiger Lead Buyer (Facheinkäufer) der NÖ Landeskliniken- Holding für diese Produktgruppen: „Bei den Knieund Hüftprothesen sparen wir durch die Konzentration auf wenige Systeme rund 30 Prozent und bei Landesklinikenden Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren sogar bis zu 65 Prozent der Kosten, die früher dafür ausgegeben wurden.“ Damit ergibt sich für die NÖ Landeskliniken allein bei den Endoprothesen ein Einsparungspotenzial von etwa 3,7 Millionen Euro pro Jahr. Und Orthopäde Meznik betont: „Wir hatten früher viele verschiedene Hüftsysteme, von denen es teilweise nur Kleinserien gibt. Die Konzentration auf wenige Hauptlieferanten ist absolut begründbar. Wir haben jedenfalls keine Abstriche bei der Qualität machen müssen, verwenden nur mehr hoch qualitative Keramik-Systeme und keine Metallköpfe mehr.“
Marktkenner mit internationaler Erfahrung
Diese Ergebnisse sind aber erst durch Unterstützung der Experten von InMEDiG machbar geworden, die den Markt, vor allem aber die Produkte auch in anderen Ländern kennen und zum Beispiel auch bei Kongressen dabei sind, um zu wissen, was in der Branche läuft, betont Schauer. Und er betont seine Philosophie: „Wichtig ist, dass wir Transparenz herstellen und eine Vertrauensbasis schaffen. Da hat sich durch die diversen Anstrengungen unserer Abteilung und die Zusammenarbeit mit den InMEDiG-Experten viel geändert.“ Und das sieht man auch in anderen Bereichen an den Preisen. So können die Kliniken allein bei den implantierbaren Stents (zur Aufdehnung und zum Offenhalten verengter Gefäße, zum Beispiel im Herzbereich) 1,3 Millionen Euro einsparen, beim Narkosegas 360.000 Euro.“ Das sind Summen, die sich ein Normalbürger kaum vorstellen kann. Das erklärt aber auch, warum der Budgetvoranschlag für die NÖ Landeskliniken- Holding mit allen 27 Standorten für 2013 eine Kostensteigerung von nur 2,5 Prozent vorsieht, während der Bund den Ländern eine Kostensteigerung von bis zu fünf Prozent zugestehen würde.
Lob für die Ärzteschaft
Otto Konrad, MBA, arbeitet mit seinem Kollegen DI Michael Pany für InMEDIG Österreich und kennt den heimischen Markt sehr gut. Der ehemalige Nationalteam-Torwart hat bereits viel Erfahrung in der Branche gesammelt. Dass die Einkaufs-Experten der Holding mit den Anwendern, den Ärzten, so eng zusammenarbeiten, sieht er als wesentlichen Erfolgsfaktor und lobt die Mediziner: „Ich war sehr positiv überrascht, dass die Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich so kooperativ sind. Denn die meisten haben sich bisher mit den Preisunterschieden der Produkte nicht beschäftigt, nicht beschäftigen müssen. Wenn man aber in der Fachgruppe die Charts an die Wand wirft, verstehen sie sofort, warum es nötig ist, die Produkte für alle Kliniken gemeinsam einzukaufen. Diese Bereitschaft zur Kooperation gibt es selten. Aber sie ist enorm wichtig – denn unsere Gegenspieler in der Industrie arbeiten hochprofessionell. Das müssen natürlich auch die Kliniken tun.“ Und das tun sie, wie die InMEDiG-Experten bestätigen. Zocholl: „Durch die Zentren- und Schwerpunkt- Bildung haben Sie exzellente Ärzte, die die Produkte wirklich gut kennen. Das hilft enorm bei den Entscheidungen.“
Lob für Einkaufsorganisation der Holding
Zocholl, der auch die Situation in der Schweiz und in Deutschland kennt, lobt die NÖ Landeskliniken-Holding: „Sie sind eine so junge Organisation und haben im Vergleich mit vielen anderen Klinik-Betreibern in Europa eine wirklich hervorragende Struktur im Einkauf. Das ist umso bemerkenswerter, weil es sich hier mit insgesamt rund 250 Millionen Euro Einkaufsvolumen für Medizin- und Pharmaprodukte pro Jahr und 27 Standorten um eine der größten Klinikbeschaffungsorganisationen im deutschsprachigen Europa handelt. Die Investitionen im Bereich Datenmanagement und EDV lohnen sich auch langfristig enorm. Sie arbeiten wirklich hochprofessionell und sind im europäischen Vergleich absolut top. Es gibt kaum andere Träger, die so rasch sämtliche Daten bereit haben. Das erleichtert natürlich auch uns die Zusammenarbeit, aber vor allem sind Sie bestens gerüstet für effektive Einkaufs-Arbeit.“
Hohe Qualität an allen Standorten sichern
Dass die NÖ Landeskliniken-Holding im Vergleich so gut dasteht, führt der von Seiten des Kliniken-Eigentümervertreters Land Niederösterreich zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka auf die Entscheidung für einen zentralen Einkauf für alle Kliniken zurück: „Natürlich geht es dabei auch um Zeit- und Arbeitsersparnis für die Kliniken und um einen guten Preis durch Nutzung des Skaleneffekts. Aber uns geht es ganz zentral um die Hebung der Qualität. Als Holding haben wir ein ganz anderes Standing gegenüber unseren Verhandlungspartnern. Und was für die Landeskliniken wichtig ist: Es geht um hohe Qualität der Leistungen in jedem Klinikum. Es muss für die Qualität der Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger egal sein, ob sie in Wiener Neustadt oder Mistelbach operiert werden, in Amstetten oder St. Pölten.“ Und er lobt den Kaufmännischen Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken- Holding, Dipl. KH-BW Helmut Krenn, sowie Einkaufs-Chef Schauer: „Sie haben es geschafft, dass wir wirklich unseren großen Einfluss als Kunde nutzen können und so höhere Qualität zu oft niedrigeren Preisen bekommen.“
INFOBOX
Der Partner des Landes – InMEDIG
Die Firma InMEDIG (Internationale medizinische Einkaufs-Dienstleistungen im Gesundheitswesen) bezeichnet sich als industrieunabhängiger Einkaufsoptimierer für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen und nennt als ihre Aufgabe die Identifikation und Realisierung sowie Garantie und Controlling von Reduzierungen der Einkaufskosten im Sachkostenbereich bei gleicher oder sogar höherer Versorgungsqualität sowie höherer Serviceund Prozessqualität. +
Informationen: www.inmedig.eu





