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Mit Hirn, Herz & Humor

Enormes Fachwissen kombiniert mit viel Herz und Einfühlungsvermögen: das Team der Inneren Medizin 2 im Universitätsklinikum Krems.


Ein Teil des Teams der Klinischen Abteilung Innere Medizin 2/Station 6A mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Pecherstorfer (3.v.l. hinten) und Stationsleitung DGKS Brigitte Linhart (4.v.l. hinten)

Durch die gute Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und Pflegekräften werden die Patienten bestmöglich betreut, am Bild (v.l.)

Die Diagnose Krebs schockiert wie keine andere. Das bisherige Leben gerät regelrecht ins Wanken. Jährlich erkranken im Durchschnitt 7.000 Menschen in Niederösterreich daran. Schuld daran sind Fehler in der Erbinformation, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Pecherstorfer: „Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz, also der Gene, verändern und diese Veränderungen nicht mehr repariert werden können. Dadurch wird die Erbinformation verfälscht, und je älter der Mensch wird, desto schlechter funktioniert das Reparatursystem für die Gene.“ Hauptfaktoren, die das Risiko für das Entstehen von Krebs erhöhen, sind UV-Strahlen, Rauchen, Chemikalien, chronische Infektionen, erhöhter Alkoholkonsum und eine ungesunde Lebensweise.  
Pecherstorfer ist einer der führenden Krebsspezialisten des Landes, er leitet seit Anfang 2014 die neugegründete Klinische Abteilung für Innere Medizin 2 im Universitätsklinikum Krems, in der die Bereiche Hämato-Onkologie, Gastroenterologie und Palliativmedizin beheimatet sind. Seit 2008 arbeitet Pecherstorfer in Krems und hat den Krebs-Schwerpunkt etabliert - mit stetig steigenden Patientenzahlen: von 300 Patientenkontakten im Jahr 2008 zu 9.000 im Vorjahr.  

Bessere Diagnose & Therapie

Krebs ist heutzutage längst kein Todesurteil mehr: In den NÖ Kliniken arbeiten die Ärzte und Therapeuten nach den letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen – mit immer besseren Ergebnissen, weiß der Krebs-Experte: „Die Mortalitätsraten sind rückläufig, weil die Diagnosen früher gestellt und die Therapien immer besser werden.“

Die Onkologie ist ein dynamisches Fach, das rasant wächst: „Das Wissen in diesem Fachbereich verdoppelt sich alle paar Jahre, man muss immer auf dem Laufenden bleiben“, sagt Pecherstorfer. Lebenslanges Lernen und ständige Fortbildung sind in diesem Bereich ein Muss. Daher wird auch großer Wert auf Forschung gelegt: Im Uniklinikum Krems startete mit Beginn dieses Jahres das Projekt zur Erforschung der Tumor-Kachexie (siehe G&L INTERN 02/16, Seite 23).

Ab Herbst beginnen die Studierenden der Karl Landsteiner Universität für Medizinwissenschaften den praktischen Teil ihrer Ausbildung in den drei Universitätskliniken (Krems, St. Pölten, Tulln). Derzeit laufen die Vorbereitungen, verbunden mit großem Arbeitsaufwand: Lerninhalte und Vorlesungen samt Skripten müssen erstellt werden und vieles mehr. Doch Pecherstorfer freut sich, denn „durch die Verbindung von Lehre mit Behandlung wird die Qualität weiter ansteigen.“

Der erfahrene Primarius war auch federführend an der Entwicklung des Onkologie-Informationssystems (OIS) beteiligt (siehe Seite 14) – ein weiterer Meilenstein im Kampf gegen Krebs: Erstmals werden flächendeckend alle Krebsfälle und sämtliche Behandlungsschritte strukturiert so dokumentiert, dass sie jedem behandelnden Arzt in Niederösterreich einfach und übersichtlich zur Verfügung stehen, „das bringt uns eine engere Vernetzung mit vielen Vorteilen.“ Ab Herbst verstärkt ein Spezialist für Knochenkrebs, der in Harvard und Heidelberg gearbeitet hat, die Abteilung und wird mit seiner Expertise das Team bereichern. Pecherstorfer ist sehr zufrieden mit seinem Team, ist stolz darauf, dass alle Vorgaben erfüllt werden und das Klima hervorragend ist – und das trotz höchstem
Leistungsanspruch.

Breites Spektrum

Die Abteilung Innere Medizin 2 ist unterteilt in drei Bettenstationen, Bereichsleitung ist DGKS Monika Zwirchmayr. Die Stationen werden geleitet von DGKS Brigitte Linhart (6A/Interne mit onkologischem Schwerpunkt), DGKS Charlotte Maier (6B/Interne) und DGKS Gabriele Pachschwöll (Palliativteam). Das Arbeitspensum ist enorm, sagt Linhart: „Im Gegensatz zu den onkologischen Behandlungen sind Patienten mit beispielsweise Schlaganfall oder Pneumonie nicht planbar, sondern kommen akut.“ Hier ist eine gute Organisation notwendig, meint sie, „jeder weiß genau, was er zu tun hat.“

Das Spektrum ist breit gefächert, man hat es mit vielen verschiedenen Krankheitsbildern zu tun. Ein wichtiger Teil der Arbeit sind auch Gespräche mit den Krebs-Patienten, sagt Linhart: „Die Diagnose Krebs wird in den Köpfen der Menschen immer noch mit Sterben verbunden, doch das ist nicht mehr so. Wir werden mit vielen Fragen konfrontiert und versuchen, den Patienten und deren Angehörigen die Angst zu nehmen.“

Im weiteren Behandlungsverlauf erklären die Pflegekräfte den Patienten, worauf sie in punkto Nebenwirkungen während der Chemotherapie achten müssen, wie sie Symptome lindern können und vieles mehr. Wie einige ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie eine onkologische Weiterbildung absolviert, Fachinformationen darüber werden  intern weitergegeben. Generell müsse man immer up to date sein, genauso wie die Ärztinnen und Ärzte, betont sie: „Die Pflege ist lebendig, ständig tut sich was, immer neue Medikamente und Behandlungsmethoden, wir müssen über alles Bescheid wissen.“

Die Wertschätzung stimmt zwischen Medizin und Pflege, freut sie sich, man könne sich gut auf­einander verlassen. Ihrem Team streut sie Rosen, „alle bringen das nötige Einfühlungsvermögen mit, sind motiviert und engagiert bei der Arbeit, mit Hirn, Herz und Humor. Wir machen aus allem das Beste.“ Die Patientinnen und Patienten
danken es ihnen.

Aufgaben & Kompetenzen

Das hämato-onkologische Team der Inneren Medizin 2 beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen. Behandelt wird nach den internationalen NCCN-Standards (National Comprehensive Cancer Network) und nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Das Uniklinikum Tulln und das LK Klosterneuburg werden konsiliarmedizinisch mitbetreut.
In der Gastroenterologie werden Krankheiten des gesamten Magen-Darm-Trakts sowie der Leber, der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse abgeklärt und behandelt. Neben dem stationären Angebot gibt es eine interdisziplinäre Endoskopie (Leitung: OA Dr. Hartwig Bognar) gemeinsam mit der chirurgischen Abteilung. Hier werden alle gängigen interventionellen Eingriffe am Magen-Darm-Trakt sowie an den Gallenwegen durchgeführt.
Palliativstation: Palliative Care ist auf die Linderung von Symptomen und Schmerzen bei Tumorerkrankungen ausgerichtet und bietet auch Unterstützung auf psychosozialer Ebene. Das Palliativteam (Leitung: Priv.-Doz. OÄ Dr. Gudrun Kreye) besteht aus qualifiziertem ärztlichen/pflegerischen Personal, einer
Sozialarbeiterin und einem Psychotherapeuten/Seelsorger.
Informationen: www.krems.lknoe.at

NÖ Onkologie-Tag 2016

Der NÖ Onkologie-Tag dient einerseits zum Wissensaustausch (Spezialisten aus NÖ halten für Spezialisten eines anderen Faches Vorträge), andererseits zur fachübergreifenden Kooperation, um für onkologische Patienten die optimale Therapie festzulegen. Der NÖ Onkologie-Tag findet heuer bereits zum sechsten Mal statt, die Teilnehmerzahl ist im Lauf der Jahre kontinuierlich gestiegen – von einer Handvoll Leute zu mittlerweile über 150 Personen.
Termin: 25. November 2016, 09:00–17:00 Uhr, Seminar- und Tagungszentrum Schwaighof, Landsbergerstraße 11, St. Pölten
Anmeldung: https://registration.azmedinfo.co.at/onkotagnoe2016
(freigeschalten ab August)
Informationen: Ärztezentrale Med.Info, Marielle Wenning, Tel.: 01/53116-85, azmedinfo(at)media.co.at