NÖ ELGA – ein wichtiger Schritt zu mehr Qualität
Die Elektronische Gesundheitsakte in den NÖ Landeskliniken beinhaltet zahlreiche Befunde und bietet damit Ärztinnen und Ärzten rasch Einblicke für die Behandlung.

„Für die Ärztinnen und Ärzte bringen NÖ ELGA und das Befundungssystem ein Mehr an Datensicherheit und dass sie auf alle wichtigen Informationen jederzeit zugreifen können.“ Medizinischer Geschäftsführer Dr. Robert Griessner

„NÖ ELGA und das Befundungssystem sparen jede Menge Zeit und Arbeit – und dadurch gibt es auch weniger Fehlerquellen, weil alle Daten nur ein Mal eingegeben werden müssen.“ Kaufmännischer Geschäftsführer Dipl. KH-BW Helmut Krenn

Otto Huterer, Bereich Medizinisches IT-Service der Abteilung Informations- und Kommunikationsentwicklung in der Zentrale der NÖ Landeskliniken-Holding

Beispiel Baden
Was auf Bundesebene seit Jahresbeginn als Elektronisches Gesundheitsakte-Gesetz in Kraft, aber noch nicht umgesetzt ist, funktioniert in Niederösterreich bereits: Die Befundplattform NÖ ELGA. Sie enthält für alle stationären Patienten Arztbriefe, Histologie- und Pathologie- Befunde, Laborbefunde, OP-Berichte, PACS-Bilder (Picture Archiving and Communication Services – radiologische Diagnostik wie Röntgen, CT etc.) sowie Radiologie-Befunde. An die 20.000 Mal pro Monat suchen die rund 3.100 Ärztinnen und Ärzte im entsprechenden Tool der NÖ Landeskliniken-Holding derzeit an ihrem jeweiligen Computer nach Befunden einzelner Patientinnen und Patienten, 8.000 Mal pro Monat macht eine Ärztin oder ein Arzt in einem der 27 Kliniken-Standorte einen Befund in NÖ ELGA auf. 7,5 Millionen Befunde stehen derzeit in diesem nach außen komplett abgeschotteten Intranet, 1,3 Millionen Patienten sind derzeit in NÖ ELGA angelegt. Otto Huterer, Bereich Medizinisches IT-Service der Abteilung Informations- und Kommunikationsentwicklung in der Zentrale der NÖ Landeskliniken-Holding, berichtet: „Sämtliche Zahlen steigen von Monat zu Monat an, denn immer mehr Ärztinnen und Ärzte schätzen die Vorteile der Befund-Plattform, wo sie sich immer rasch einen Überblick verschaffen können.“
Wichtiges Werkzeug
Denn die Befunde bleiben in NÖ ELGA bestehen und entwickeln sich so im Laufe der Zeit zu einer Befund-Geschichte – außer ein Patient möchte nicht im System auffindbar sein (siehe Kasten „Datenschutz und Opt-Out-Option“ Seite 14). Damit kann man sich bei immer mehr Patienten einen langfristigeren Überblick über die gesundheitliche Entwicklung machen. NÖ ELGA kann aber noch mehr: Mit der Bildübertragungsfunktion für radiologische Fremdbefundungen und -begutachtungen können Spezialisten in einem entfernten Landesklinikum ohne zusätzliche Einschaltung der jeweiligen Radiologie-Abteilungen eine Befundung innerhalb kürzester Zeit erstellen und damit wichtige Daten und Informationen zum Beispiel bei schweren Verletzungen liefern (siehe Kasten „Radiologische Befundung“ Seite 12).
Anbindung an Bundes-ELGA
Und noch etwas kann NÖ ELGA: Es ist jederzeit kompatibel mit der auf Bundes-Ebene geplanten ELGA, im kommenden Jahr soll es so weit sein. „Dann brauchen wir uns nur dranhängen“, erklärt Huterer. Es mussten zahlreiche Lösungen gefunden werden, damit dies alles heute möglich ist. Denn in den Krankenhäusern hatten sich noch vor dem Zusammenschluss unter dem Dach der NÖ Landeskliniken-Holding die verschiedensten Computersysteme entwickelt, und noch heute arbeiten in den Kliniken vier verschiedene Krankenhausinformationssysteme (KIS), die kaum miteinander kompatibel sind. Trotzdem ist es gelungen, dass nun alle Befunde in einem einzigen System funktionieren. So kann zum Beispiel ein Arzt im Landesklinikum Scheibbs einen Befund aus dem Landesklinikum Wiener Neustadt ansehen, auch wenn hausintern nicht die gleichen Systeme verwendet werden. Nur IT-Experten können abschätzen, wie viel Know-how und Arbeit dahinterstecken, dass dies alles so simpel läuft: Egal an welchem Bildschirm ein Arzt sitzt – überall sieht die Arbeitsoberfläche für die Befunde gleich aus und er weiß sofort, wohin er schauen muss, um die benötigten Unterlagen zu finden. „So soll es sein“, weiß Huterer, „schließlich kann es den Ärztinnen und Ärzten egal sein, wie etwas funktioniert. Sie müssen sich nur darauf verlassen können, dass es funktioniert und dass sie so wenig wie möglich dafür tun müssen. Diese Systeme sind eine Serviceeinrichtung und wir bemühen uns sehr, dass der Service gut funktioniert.“
Service & Hilfe
So gibt es ein Trouble Ticket System (TTS) für die 27 Standorte, wo sich Anwender schnell Hilfe holen können, wenn sie sich nicht zurechtfinden oder etwas nicht funktioniert. Eine zentrale Clearingstelle kümmert sich darum, Doubletten bei den Patientendaten zu eliminieren. Und es gibt ein für alle KIS-Systeme einheitliches Schulungswesen. Aber auch in Sachen Sicherheit setzte NÖ ELGA hoch an: Sämtliche Zugriffe und selbstverständlich sämtliche Daten, wann ein Befund eingespeist wird, sind lückenlos dokumentiert. Das bedeutet, dass man jederzeit nicht nur sehen kann, wer Dokumente ins System gestellt hat, sondern auch, wer wann was angesehen hat. Damit ist der Schutz vor Missbrauch sehr hoch.
Verfeinerungen, weitere Befunde
Für Otto Huterer, der NÖ ELGA in sämtlichen Landeskliniken präsentiert hat und ständig an Problemlösungen und der optimalen Nutzbarkeit arbeitet, ist NÖ ELGA damit aber noch lange nicht ausgereizt. EEGs und EKGs zum Beispiel sollten unbedingt auch ins System, weiß er, und in nicht allzu ferner Zukunft zum Beispiel auch Fieberkurven.
Rasch entwickelt
Doch das könnte wohl noch ein Weilchen dauern. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie rasch sich NÖ ELGA entwickelt hat: „Klar wünsche ich mir eine Menge. Aber eines muss man doch bedenken: Die Mehrzahl der Ärztinnen und Ärzte hat das System vor drei Jahren noch gar nicht gekannt. Wenn ich mir die stark steigenden Zugriffszahlen anschaue, bin ich sehr zuversichtlich, das unsere Ärztinnen und Ärzte es immer mehr schätzen – und nutzen.“
INFOBOX
Radiologische Befundung
Quantensprung in Sachen Sicherheit und Tempo für Patienten und Ärzte
Stellen Sie sich vor, bei einem Unfall nahe Baden ist ein Mensch so verletzt worden, dass die Ärzte Blutungen im Gehirn nicht ausschließen können. Deshalb machen sie ein Hirnröntgen und lassen die Bilder von einem Experten der Neurochirurgie im Landesklinikum Wiener Neustadt begutachten, damit sie wissen, wie die weitere Behandlung sein muss – können sie den Patienten in Baden versorgen oder muss er dringend in Wiener Neustadt operiert werden? Der Unterschied zwischen dem bisherigen System und dem neuen Begutachtungs-Ablauf bei Routine-Anfragen (siehe Box) beträgt gut 60 Minuten – Zeit, die alle Beteiligten besser nutzen können als durch Warten. Derzeit funktioniert dieses neue Begutachtungssystem über NÖ ELGA bereits zwischen den Landeskliniken Baden-Mödling und Wiener Neustadt. Künftig soll es allen Kliniken zugänglich sein. Vor allem für Wiener Neustadt und St. Pölten, wo pro Jahr je rund 2.500 Fremdbefundungen geleistet werden, bringt die neue Version deutliche Zeit- und Arbeitsersparnis.
>> Beispiel Baden, siehe Tabelle rechts <<
INFOBOX
Datenschutz und Opt-Out-Option
- Datenschutz: Es gibt eine genehmigte Meldung der Holding an die Datenschutzkommission, außerdem werden Daten nur innerhalb des Gesundheitsdienstanbieters ausgetauscht, also derzeit innerhalb der 27 NÖ Landeskliniken- Standorte. Wird der extramurale Bereich oder andere Bundesländer dazugehängt, ist im Bundes-ELGA-Gesetz geregelt, welche Sicherheiten es zu geben hat und zum Beispiel auch welche Benutzerberechtigungen es gibt. Die Übertragung von Daten läuft derzeit zwischen den einzelnen Häusern im NÖ- MED-Wan, einem abgeschotteten Netzwerk der NÖ Landeskliniken-Holding.
- Patienten-Opt-Out: Sollte ein Patient nicht zustimmen, dass seine Daten in NÖ ELGA gelangen (im KIS müssen sie gespeichert werden, sonst können die medizinischen Applikationen nicht arbeiten), kann er dies bei der Aufnahme kundtun. Bei Anbindung der anderen Bundesländer an das Netzwerk der NÖ Landeskliniken gibt es dafür ab 2015 (wenn Bundes-ELGA schlagend wird) eine eindeutige Regelung im ELGA-Gesetz.





