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Politischer Führungswechsel

Nach vielen intensiven Jahren politischer Verantwortung für die NÖ Landeskliniken übergibt Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka diesen Teil seiner Arbeit in die Hände von Landesrat Mag. Karl Wilfing.


Landesrat Mag. Karl Wilfing

Langer gemeinsamer Weg: (v.l.) Dipl. KH-BW Helmut Krenn, Kaufmännischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding, Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, Dr. Robert Griessner, Medizinischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding

„Als das Land Niederösterreich die Gemeindespitäler übernommen hat, ist mir von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft sehr deutlich Missfallen und sogar Ablehnung signalisiert worden. Ich konnte das aus der Situation heraus verstehen – immerhin gab es sehr viele Ängste. Für mich ist es daher immer ein schönes Gefühl, wenn sie nun verstehen und wertschätzen, wohin das Land Niederösterreich sich mit den Landeskliniken entwickeln will. Da hat sich in der Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits einiges verändert – nicht überall –, aber ich habe mich über jedes positive Signal und jedes Anerkennen dieser Anstrengungen, die ja zuletzt auch die Arbeitsplätze sichern, gefreut“, zieht Wolfgang Sobotka Bilanz am Ende seiner Amtszeit als Kliniken-Verantwortlicher.

Expertenwissen gesammelt

Zehn Jahre lang war Sobotka politisch für die heutigen Landeskliniken zuständig. Er hat sich mit aller Kraft ins Zeug gelegt, um sich das nötige Wissen in allen Bereichen anzueignen: Er ist im Rettungsauto mitgefahren und hat im OP zugeschaut, hat sich genau erklären lassen, wie eine Angiografie abläuft und wie die Notfallversorgung funktioniert, war bei Nachtdiensten auf den Stationen und bei Dienstübergaben dabei, ebenso wie beim Tumorboard und bei zahlreichen Sitzungen in der Holding-Zentrale. Selbst Experten zeigten sich erstaunt über sein Wissen, zum Beispiel beim Thema Einkauf von Herzschrittmachern und Hüftgelenken, als es um beinharte Marktstrategien der internationalisierten Medizinprodukte- Industrie ging (ein Bereich, in dem die NÖ Landeskliniken- Holding mittlerweile hunderttausende Euro pro Jahr einsparen kann).

Langer Weg mit vielen Weggefährten

Sobotka hat als politisch Verantwortlicher gemeinsam mit Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll die NÖ Landeskliniken-Holding aus der Taufe gehoben und am Zusammenwachsen der ehemaligen Gemeindespitäler zu einer der größten Gesundheitseinrichtungen Europas intensiv mitgewirkt. Er hat in Zusammenarbeit mit den beiden Geschäftsführern der NÖ Landeskliniken-Holding, Dipl. KH-BW Helmut Krenn und Dr. Robert Griessner, über die Jahre zahlreiche Weichen gestellt und Rahmenbedingungen geschaffen, durch die sich die 27 Klinik-Standorte in den fünf Gesundheitsregionen und unter dem Dach der Holding-Zentrale wie ein Konzern führen lassen. „Zum Beispiel das Thema SAP: Ich habe damals mit vielen Industrie-Managern gesprochen, zum Beispiel mit dem heutigen Nationalbank- Präsidenten Claus Raidl, wie man die verschiedenen Klinik-Verwaltungs- und Beschaffungssysteme unter einen Hut bringt. Sie alle haben mir zu einem einheitlichen System wie SAP geraten. Damals sagten viele Menschen in den Kliniken, es sei unmöglich, die Häuser darauf umzustellen. Heute funktioniert es, die meisten sind zufrieden, und die Kliniken werden wirtschaftlich wie ein Konzern geführt.“

Finanzierung stabil und gesichert

Eine wesentliche Aufgabe war für Sobotka und die Geschäftsführung der NÖ Landeskliniken- Holding, die Kosten im Griff zu behalten. Heute beträgt der Aufwand für Gesundheit und Soziales die Hälfte des gesamten Landesbudgets. Der Gesamtaufwand für die NÖ Landeskliniken betrug 2012 knapp 1.747 Millionen Euro – eine Summe, die trotz ihrer Größe nicht bedenklich ist, denn es geht um die jährlichen Aufwandssteigerungen: So lange sie unter der BIP-Steigerungsrate liegen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Waren 2005 noch 72 Millionen Euro für Um- und Neubauten fixiert, beträgt die Baurate heuer 237 Millionen Euro – auch ein wichtiger Faktor für gut gestaltete Arbeitsplätze. Und bisher wurde der Voranschlag der NÖ Landeskliniken- Holding noch bei keinem einzigen Budget überschritten, darauf ist Sobotka mit den beiden Geschäftsführern stolz.

Qualität als oberstes Gebot

Ein wahres Herzensanliegen war und ist ihm die Behandlungsqualität. „Wir haben sehr viel dafür getan – angefangen von der Ausbildungs-Million, die den Ärzten Jahr für Jahr zur Verfügung steht, über die Qualitäts-Strategie bis hin zu der Tatsache, dass ganz Österreich die A-IQI übernommen hat, die Qualitätsindikatoren, die die NÖ Landeskliniken-Holding gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und der Schweiz entwickelt hat.“ Mittlerweile hat der Bund auch bei den Peer- Review-Verfahren nachgezogen, bei denen Primarii Abteilungen anderer Häuser, die in Sachen Ergebnisqualität auffällige Zahlen haben, mit Blick auf Abläufe und Behandlungsmethoden untersuchen. Dieses Verfahren der Qualitätssicherung „auf Augenhöhe“ (Primarärzte klären das mit Primarärzten) ist bei vielen Abteilungsleitern heute schon richtig gefragt.

Qualitätvolle Medizin

Ein Highlight ist für Sobotka, dass es gelungen ist, eine Zweigstelle des international hoch angesehenen Cochrane-Institutes an der Donau-Universität Krems zu etablieren. Das dortige Zentrum für Evidenzbasierte Medizin versorgt Klinikärzte bei speziellen Fragen mit dem neuesten Stand des Wissens. Sobotkas Maxime: „Qualitätvolle Medizin ist noch immer am günstigsten; nichts ist teurer als eine Wiederaufnahme oder eine Nachoperation“, ganz abgesehen von den Belastungen für die Patienten. Und eine besondere Freude ist dem Landespolitiker, dass heute auch in Niederösterreich hochqualitative Versorgung angeboten wird – und nicht nur die Grundversorgung: „Wir arbeiten hart an der hohen Qualität und können uns mittlerweile sehr gut behaupten. Spitzenmedizin ist nicht eine Sache der Unikliniken, sondern etwas, das wir im ganzen Land wollen, etwa in der Krebstherapie.“

Verbindungsglied zum Bund

Die Gesundheit bleibt aber auch nach dem Abgeben der Verantwortung für die NÖ Landeskliniken sein Thema, denn Sobotka behält den NÖGUS-Vorsitz (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds), und damit die Verantwortung für die Versorgungsplanung für Niederösterreich. Damit sind die operative Führung der Landeskliniken und die strategische Gestaltung der Gesundheitspolitik nun in unterschiedlichen Händen. Der NÖGUS erarbeitet gemeinsam mit dem Bund und den Krankenkassen die Rahmenbedingungen für die gesamte Gesundheitsversorgung samt niedergelassener Ärzte und allen weiteren Partnern und ist für die Zielsteuerung in den fünf NÖ Versorgungsregionen verantwortlich. Damit bleibt Sobotka zuständig für die Detailverhandlungen zur gerade im Nationalrat beschlossenen Gesundheitsreform, bei der für ihn allerdings der wichtigste Punkt ausgeklammert wurde: „Die Finanzierung aus einer Hand fehlt. Nur Griechenland und wir haben eine Finanzierung aus zwei Töpfen. Das bleibt eine schlechte Lösung. Ein gutes Gesundheitssystem muss aus einem einzigen Topf finanziert werden, sonst wird es immer Doppelgleisigkeiten geben.“ Die gerade beschlossene Gesundheitsreform sieht jedenfalls vor, dass Kassen und Politik gemeinsam festlegen, wie die Versorgung aussehen soll – womit zumindest kleine Schritte zu Verbesserungen möglich sein sollten.

Abschied auch mit Wehmut

Bleibt die Frage, was Sobotka vermissen wird, wenn er statt der Kliniken künftig den Arbeitsmarkt zum Thema hat. „Die Menschen“, sagt er: „Ich habe so viele hoch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen gelernt, die mit ganzer Kraft und ganz viel Engagement und Empathie Tag für Tag großartige Arbeit leisten. Die werden mir fehlen.“

Neue Verantwortung

Mag. Karl Wilfing ist nun der politisch verantwortliche Landesrat für die NÖ Landeskliniken.


Der studierte Politikwissenschaftler und Publizist blickt auf eine lange politische Karriere zurück, einige seiner Stationen: Gemeinde- und Stadtrat (1995– 2000) und Bürgermeister in Poysdorf (2000–2011), Bundesrat (1996–2000), Abgeordneter zum NÖ Landtag (seit 2000), Landesrat seit 28. April 2011. Der 49-Jährige ist verheiratet und hat drei Töchter.