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Universitätsklinikum St. Pölten: Palliativmedizin – eine junge Spezialdisziplin im Aufbruch

Es gibt gute Gründe, warum palliativmedizinische Themen zurzeit Gegenstand öffentlicher Diskussionen sind. Viele Menschen beschäftigt die ethische und ökonomische Grundfrage: „Wie wird die Gesellschaft mit der wachsenden Anzahl alter und kranker Menschen an deren Lebensende umgehen?“ Es gibt Ängste, die letzte Lebenszeit allein verbringen zu müssen. Genau hier setzt das Angebot des Palliativteams am Universitätsklinikum St. Pölten an: Eine „grenzüberschreitende“ fachliche und menschliche Begleitung in einer Zeit, die besonders intensiv und wertvoll erlebt werden kann.


Palliativteam am Universitätsklinikum St. Pölten (v.l.): DGKS Gabriele Mangl, DGKS Irene Mutenthaler, MSc, Dr. Jürgen Opravil, DGKS Rita Bugl, DGKP Paul Otzelberger, Stationsleitung 1. Medizinische Abteilung 1 (dzt. in Bildungskarenz), DGKS Gudrun Huber, PH Maria Böhmer, DGKS Karin Pokorny, interim. Stationsleitung 1. Medizinische Abteilung 1, DGKS Sabine Leitner, Bereichsleitung, OA Dr. Heinz Hannesschläger, MSc

Im Universitätsklinikum St. Pölten betreut das Palliativteam seit November 2008 vorwiegend Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen oder anderen fortgeschrittenen chronischen, die Lebenszeit einschränkende Erkrankungen. Die Betroffenen jeden Alters werden einerseits auf den Stationen im Klinikum und andererseits auch mobil zu Hause begleitet. Als multiprofessionelles Spitalsteam wird nahtstellenübergreifend ein Netz zwischen Patientinnen und Patienten, Angehörigen, Hausärzten und anderen „Gesundheitsdienstleistern“ gespannt. Als spezielle Leistungen werden die Patientinnen und Patienten zuhause mit Schmerzpumpen versorgt. Das Team kümmert sich ebenso um Fragen der künstlichen Ernährung, der sozialen Absicherung und der pflegerischen Betreuung.

Die statistischen Zahlen sprechen für sich: So können mehr Menschen - wie es oft deren Wunsch ist – zu Hause den letzten Lebensabschnitt verbringen.

Das Palliativteam setzt sich im Kern aus speziell ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten, diplomierten Pflegefachkräften, sowie im Idealfall auch unterstützt durch eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter, zusammen. Das Palliativteam lernt die Patientinnen und Patienten und ihre Familien in einer Ausnahme- und Akutsituation kennen.

Beeindruckende Entwicklungen in der Medizin, aber auch Veränderungen im Klinikalltag, bedingt durch hohe Ansprüche hinsichtlich Qualität und Effizienz, führen vermehrt zu ethischen Fragestellungen: Therapiebegrenzungen bei fortgeschrittenen, inkurablen Krankheiten, Umgang mit Patientenautonomie und Offenheit in der Kommunikation, Fragen der individuellen Lebensqualität und „zu zahlender Preis“ für eine verlängerte Lebenszeit. Palliativteams können mit ihrer Ausbildung und Erfahrung bei vielen dieser Themen Unterstützung und Beratung anbieten und damit auch ein Stück mehr Sicherheit und Entlastung bringen. Im Vordergrund der Arbeit steht die Symptomkontrolle auf allen Ebenen: Schmerzen, Übelkeit, Angst und Unruhe.

Sollte ein Klinikaufenthalt notwendig werden, besteht die Möglichkeit, die Patientinnen und Patienten in der acht Betten umfassenden Palliativstation im Landesklinikum Lilienfeld zu betreuen. Die Station bietet den erkrankten Menschen und deren Angehörigen genügend Zeit und Raum für Gespräche, medikamentöse Einstellung und kleinere Eingriffe. Da der Aufenthalt in einem Klinikum zeitlich begrenzt ist, werden alle  weiterführenden Schritte mit dem Betroffenen und seinem Umfeld individuell geplant und bei der Umsetzung unterstützt.

Die frühe Integration von palliativmedizinischen Leistungen in den Behandlungsprozess, nicht mehr heilbarer, fortgeschrittener Erkrankungen bedeutet für die betroffenen Menschen mehr Lebensqualität und unter Umständen – wie aus internationalen Studien hervorgeht – auch eine verlängerte Lebenszeit. Gründe dafür sind  weniger aggressive Therapien,  Eingehen auf Sinnkrisen und Angst, geringere Schmerzen und damit größere Zufriedenheit und Kooperationsbereitschaft.

Viele Gründe sprechen also dafür, den begonnenen Weg einer umfassenden Palliativversorgung am Universitätsklinikum St. Pölten-Lilienfeld konsequent weiter zu gehen.