Vertrauen entsteht mit dem Tun
Die NÖ Landeskliniken-Holding und die OÖ gespag kooperieren in Sachen IT – ein Zukunftsprojekt, initiiert aus Vernunftgründen, das sich zum unerwarteten Erfolg entwickelt.

IT-Partnerschaft

„Diese IT-Kooperation ist unser großes Zukunftsprojekt.“ Kaufmännischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding, Dipl. KH-BW Helmut Krenn

„Die Kooperation ist österreichweit einzigartig und sehr, sehr eng.“ Mag. Hubertus Johannes Lindner, Leiter der Abteilung Organisationsentwicklung und IKT
Wenn sich zwei große Gesundheitsdienstleister zusammentun, erwartet man nicht gerade schnell Ergebnisse. Doch bei der Kooperation zwischen der NÖ Landeskliniken-Holding mit 27 Klinik-Standorten und der oberösterreichischen Gesundheits- und Spitals-AG gespag mit zehn Kliniken kann man bereits heuer mit sieben bis acht fixfertigen Kooperationsverträgen rechnen, die langfristig beiden Partnern beim Sparen helfen.
Abgestimmte Kooperation
Mag. Hubertus Johannes Lindner, Leiter der Abteilung Organisationsentwicklung und IKT der NÖ Landeskliniken-Holding, ist selbst erstaunt, wie schnell sich eine unternehmensstrategisch abgestimmte Kooperation zwischen den beiden Gesundheitsanbietern entwickelt hat: „Das ist österreichweit einzigartig, und noch dazu kooperieren wir wirklich sehr, sehr eng – das ist nicht einfach eine kleine IT-Kooperation. Hier geht es um langfristig zu sichernde Erfolge für beide Partner durch einheitliche medizinische und pflegerische Mindeststandards, die in der IT einheitlich umgesetzt und betrieben werden.“ Für den Kaufmännischen Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding, Dipl. KH-BW Helmut Krenn, ist diese Kooperation „ein Meilenstein. Beide Klinikenbetreiber bieten den Patientinnen und Patienten sichere und standardisierte Qualität und beide Holdings sparen Geld, das sie für andere Projekte einsetzen können.“
Entlastung der Mitarbeiter
Abgestimmt werden zum Beispiel die Abläufe und damit die Formulare im Computer für Bereiche wie Aufnahme, Zuweisungen, Dokumentation, Zugriff auf die elektronische Gesundheitsakte ELGA, Fremdbefundungen, Tumorboard, OP-Planung und Entlassungsmanagement. Und zwar immer nach dem gleichen Schema: Erst wird das Organisatorische besprochen und vereinheitlicht – nicht von IT-Expertinnen und Experten, sondern von den Betroffenen, von Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften beider Partner gemeinsam. Und erst dann klären die EDV-Spezialisten der beiden Holdings, wie das im Computersystem umgesetzt werden kann, erklärt Lindner: „Nehmen wir das Beispiel Arztbriefe, da geht es um die schlichte Frage: Was ist nötig und wie soll das ausschauen? Aus diesem gemeinsamen Nenner machen wir dann die ITUmsetzung.“ Ziel dabei ist, dass Daten nur ein einziges Mal eingegeben werden müssen. Denn „die IT dient den Mitarbeitern, das ist das Ziel. Sie soll entlasten und nicht im Mittelpunkt stehen. Im Mittelpunkt stehen nämlich nur der Patient und unsere Mitarbeiter.“
Kostendruck als Motor
Auslöser für die Vernunftehe zwischen den beiden Gesundheitsanbietern ist der Kostendruck im Gesundheitssystem und ein sehr logischer Gedanke: Warum das Rad zweimal erfinden? Warum Ausschreibungen zweimal machen statt nur ein einziges Mal gemeinsam? Denn immerhin hat man die gleichen Aufgaben zu bewältigen. Aus dieser Festlegung auf eine Partnerschaft wachsen bereits die ersten Projektergebnisse, wie das Laborinformationssystem LIS, dessen Grundpfeiler die Mitarbeiter der Labors gemeinsam ausgearbeitet haben und das sie nun auch schon dringend nutzen wollen. Benefit für die beiden Spitalsholdings: Das Laborsystem für beide gemeinsam kommt sie um etwa zwei Drittel billiger, als wenn jede Holding es alleine ausgeschrieben hätte, sagt Lindner, neben seiner Aufgabe als Abteilungsleiter auch Assistent des Kaufmännischen Geschäftsführers Dipl. KH-BW Helmut Krenn. LIS läuft im Herbst als Pilot im LK Krems, auch die anderen Kliniken der Region NÖ Mitte sind schon in der Pipeline. Anschließend ist die Thermenregion dran.
Zukunftsprojekt mit Langzeitwirkung
LIS ist erst der Start. Unter anderem wird ein gemeinsam entwickeltes Zentralarchiv alle Daten speichern, die in den Kliniken produziert werden. Medikation und Visite werden künftig ebenso einheitlich dokumentiert und gespeichert – was wiederum große Auswirkungen auf die Abläufe im Klinik-Alltag haben wird: Die Pflege dokumentiert beispielsweise auf dem Laptop während der Visite, und Turnusärztinnen und -ärzte haben weniger Bürokram zu erledigen und mehr Zeit, tatsächlich am Krankenbett zu lernen.
Einheitliche Standards
Alle medizinischen und pflegerischen Standards werden im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre gemeinsam so festgeschrieben, dass die entsprechenden IT-Leistungen ausgeschrieben werden können, erklärt Lindner: „Diese Ausschreibungen sind sozusagen wie ein Rotor, um den herum sich die beiden Kliniken-Holdings mit ihren Leistungen und Notwendigkeiten weiterentwickeln.“ Es geht um einheitliche und tragfähige Standards für die klinisch-pflegerischen Prozesse, die zum Großteil bis Ende 2014 stehen sollen, und Ärzte und Pflege schauen nicht zu, sondern sind Beteiligte. Und Holding-Geschäftsführer Krenn ergänzt: „Diese IT-Kooperation ist unser großes Zukunftsprojekt. Alle Beteiligten sind von dem gemeinsamen Willen getragen, das Beste zu bewirken.“
INFOBOX
Die Vorteile der Kooperation
Die IT-Bereiche beider Träger bleiben selbstständig, kooperieren aber miteinander. Kurzfristig lassen sich Einsparungspotenziale durch gemeinsame Ausschreibungen heben, langfristig fördert die Strategie der Standardisierung auch im täglichen Betrieb Einsparungen durch Vereinfachung, Übersichtlichkeit und einheitliche Benutzeroberflächen der Computerprogramme in allen Kliniken und Abteilungen. Außerdem erleichtert die Vereinheitlichung die Servicearbeit. Die Berechnungen zeigen auch besonders hohe Einsparpotenziale im Bereich Archiv.
Priorisierte IT-Services:
- Laborinformationssystem LIS n Radiologiesystem PACS
- Krankenhausinformationssystem KIS
- Kaufmännisches Informationssystem SAP
- Archiv, E-Health-Plattform
- Office, E-Mail sowie die gesamte Standard-Infrastruktur
INFOBOX
PARTNER GESPAG
Die gespag, die Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG, ist mit einem Marktanteil von rund 44 Prozent Oberösterreichs größter Krankenhausträger und betreibt derzeit zehn Krankenhäuser an elf Standorten, davon acht Allgemeine Krankenhäuser und zwei Sonderkrankenhäuser. Mit Vöcklabruck und Steyr gibt es unter den Allgemeinen Krankenhäusern zwei Schwerpunktkrankenhäuser. Sonderkrankenhäuser sind die Nervenklinik Wagner-Jauregg sowie die Frauen- und Kinderklinik in Linz. In der gespag-Unternehmensgruppe sind rund 9.870 Personen beschäftigt. Die gespag bekennt sich zu einer regionalen, in das jeweilige sozio-kulturelle Bild der einzelnen Regionen eingebetteten, medizinischen Versorgung. Um den Patientinnen und Patienten eine möglichst umfassende Behandlung und eine hohe Sicherheit zu gewährleisten, kooperieren mehrere Häuser in einer Region. www.gespag.at





