Vom Zwerchfell bis zum Beckenboden
Von der Nierenbeckenentzündung zum lebensgefährlichen Tumor wird an der Urologie des Kremser Universitätsklinikums alles behandelt.

Patient Norbert S. wurde mit dem Green Laser behandelt und fühlt sich danach wieder „sehr gut“. Prim. Grubmüller übernimmt die Nachuntersuchung. Foto: Philipp Monihart
Die Klinische Abteilung für Urologie des Universitätsklinikums Krems beschäftigt sich mit einem breiten Themenspektrum. Neben der Männerheilkunde geht es um den Harntrakt mit Nierensteinen, Nierentumoren und Infektionen, berichtet Abteilungsvorstand Prim. assoc. Prof. Dr. Karl Grubmüller: „Wir operieren vom Zwerchfell bis zum Beckenboden: Niere, Harnleiter, Blasenentfernungen; wir bauen auch Ersatz-Blasen aus Darm-Segmenten.“ Mittlerweile spezialisieren sich Urologen auf einzelne Bereiche.
Auf Patientenseite überwiegt der Männeranteil. Weibliche Urologinnen gibt es immer häufiger, und auch das Pflegeteam besteht hauptsächlich aus Frauen. Das sei heute kein Problem, erklärt Grubmüller: „Die Menschen sind viel aufgeschlossener. In den 80er-Jahren gab es in ganz Österreich vielleicht fünf Urologinnen. Heute machen Frauen ein gutes Drittel aus. Viele Männer lassen sich lieber von einer Frau behandeln als von einem Mann.“
Behandlung
Am häufigsten behandeln Grubmüller und sein Team Blasen- und Nierentumore, Prostatakrebs, Hodentumore, Peniskarzinome oder Nieren- bzw. Harnleitersteine. Solche Steine werden oft mit einer Extrakorporalen Stoßwellen-Lithotrispie behandelt – man „zerschießt“ sie berührungsfrei von außen. Steine können auch endoskopisch über die Harnröhre geborgen oder die Niere direkt punktiert werden.
Die Steine werden dann zertrümmert und abgesaugt.
Bei gutartigen Prostatavergrößerungen bietet die Kremser Urologie als einzige Abteilung in Niederösterreich das Green-Laser-Verfahren an. „Normalerweise wird das Gewebe der vergrößerten Prostata quasi weggehobelt“, erklärt Grubmüller, „und das kann zu Blutungen führen. Weil viele Patienten unter Blutverdünnung stehen, kann das ein Problem sein. Der Green Laser schafft es, das Gewebe zu vaporisieren, also zu verdampfen, und versiegelt gleichzeitig die Gefäße, sodass es nur zu sehr geringen Blutungen kommt.“
Strahlentherapie
Grubmüller und sein Team bieten auch eine Spickung der Prostata an: Bei ausgewählten Karzinomen werden bis zu 100 winzige Metallzylinder direkt in die Prostata gesetzt, die in einem Umkreis von nur zwei Millimetern Strahlung abgeben: „Das Organ wird erhalten und der Krebs zerstört.“
Eine weitere Besonderheit ist die Fusionsbiopsie zur Detektion von Prostata-Karzinomen. Hier wird eine Ultraschallsonde in den After eingeführt, mit der man die Lage von Karzinomen exakt bestimmen kann.
Patienten mit schweren Nierenbeckenentzündungen, Männer mit Prostathitis oder Nebenhodenentzündungen werden nur mit Medikamenten behandelt.
Pflege
Die Pflegekräfte übernehmen in der Abteilung immer mehr Tätigkeiten von den Ärzten, wie das Anlegen von Infusionen oder Routine-Blutabnahmen. Die Kremser Urologie war eine der ersten Abteilungen in Niederösterreich, in der die Pflegekräfte diese Aufgaben durchführten. „Sie machen das ganz hervorragend, es funktioniert sehr gut“, freut sich Grubmüller. Die Abteilung der Urologie verteilt sich auf die Station für Urologie, die urologische Ambulanz und die tages- und wochenklinische Station des Hauses. Die Pflegekräfte werden speziell geschult, um die urologischen Patienten nach den entsprechenden Pflegeleitlinien betreuen zu können, berichtet DGKS Silvia Möseler, Stationsleitung der tagesklinischen Station: „Beispielsweise prüfen wir mehrfach täglich Menge und Konsistenz des Urins. Beim Mobilisieren der Patienten nach einer Blasenoperation können in seltenen Fällen auch Nachblutungen auftreten. Und wir kontrollieren angelegte Spülungen, die so nur in der Urologie vorkommen.“ Die Pflegekräfte der Tagesklinik wurden auch vor Ort in der urologischen Ambulanz ausgebildet, berichtet Möseler: „Wir haben bereits positives Feedback von den urologischen Patienten für die sehr gute Betreuung erhalten, was uns sehr stolz macht.“
Aufgaben & Kompetenzen
Die Abteilung für Urologie stellt die urologische Basisversorgung für Kinder und Erwachsene im Bezirk Krems und auch überregional sicher. Dafür stehen dem Team alle diagnostischen und operativen Möglichkeiten einer modernen Urologie zur Verfügung. Das Behandlungsspektrum reicht von Tumorerkrankungen, Steinleiden, endoskopischen Operationen an den Harnwegen und Nieren bis hin zur Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen der Harnblase (z. B. Inkontinenz). Die Schwerpunkte der Abteilung liegen in der operativen und konservativen Behandlung von urologischen Krebserkrankungen, auch mithilfe von Chemo- bzw. Strahlentherapie.
Informationen: www.krems.lknoe.at





