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Wie gut wirkt stationäre Psychotherapie bei Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen?

Von Jänner 2014 bis September 2015 wurde an der Abteilung für Stationäre Psychotherapie, Pavillon 17, eine Studie mit dem Ziel, die Wirksamkeit des Therapieangebotes zu überprüfen durchgeführt. Mittels psychologischer Fragebögen wurden die Schwere der Krankheitssymptome und die Lebensqualität der Patienten zum Zeitpunkt der Aufnahme, der Entlassung sowie 6 Monate nach der Entlassung erhoben.


(v.l.) Leitende Oberärztin Dr. Tessa Thomanek, Klinischer Psychologe Mag. Michael Thir

Das 3-monatige stationäre Therapieprogramm auf Pavillon 17 stellt eine Kombination aus Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Ergotherapie, Kunst- und Musiktherapie, tiergestützter Therapie, körperorientierter Therapien, medikamentöser Behandlung , sozialem Kompetenztraining, Bezugskrankenpflege, tagesstrukturierender Beschäftigungstherapie sowie Betreuung klinischer Sozialarbeit dar.

Dieses spezialisierte stationäre Psychotherapieangebot richtet sich an Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenien, Persönlichkeitsstörungen und komplexen Traumatisierungen.

Für die Behandlung schwer traumatisierter Patienten ist es besonders wichtig, dass im Therapieangebot spezielle traumatherapeutische Methoden integriert sind. Um das Ausmaß der Traumatisierungen der Patienten zu verdeutlichen sowie die traumatherapeutische Behandlung zu legitimieren, wurden die traumatischen Erfahrungen der Patienten in Kindheit und Jugend in Form von körperlicher, emotionaler und sexueller Gewalt, sowie emotionaler und körperlicher Vernachlässigung erfasst. Die schweren Traumatisierungen zeichneten sich deutlich ab, denn siebzig Prozent der Patienten beschrieben Traumatisierungen in mindestens zwei Bereichen!  Die häufigsten Nennungen für Traumatisierungen in Kindheit und Jugendfanden sich in den Bereichen „emotionale Vernachlässigung“ (75% der Patienten), „emotionale Gewalt“ (73% der Patienten) und „sexuelle Gewalt“ (63% der Patienten).

Während die Stärke der Krankheitssymptome zum Aufnahmezeitpunkt durchschnittlich dreimal so hoch war wie in der Normalbevölkerung, zeigten sich zum Entlassungszeitpunkt deutliche  Verbesserungen, denn die Werte lagen in sämtlichen Bereichen im Normbereich.

Ebenso ergaben sich erhebliche Verbesserungen für die Lebensqualität: die Werte für die globale sowie die Unterbereiche der psychischen, physischen und sozialen Lebensqualität, sowie im Wohnumfeld lagen zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme im unterdurchschnittlichen Bereich. Zum Entlassungszeitpunkt beschrieben die Patienten erfreulicherweise eine durchschnittlich gute Lebensqualität in all diesen Bereichen. Die bedeutendste Verbesserung zeichnete sich im Bereich der psychischen Lebensqualität ab!

„Die Nachuntersuchung ergab zudem, dass die Verbesserungen in beiden Bereichen, Krankheitssymptome und Lebensqualität, auch 6 Monate nach Therapieende unverändert waren, d.h. der Therapieerfolg blieb erhalten“, so die leitende Oberärztin Dr. Tessa Thomanek.

Im Rahmen der Nachuntersuchung wurde auch die Zufriedenheit mit dem Aufenthalt und der Behandlung erhoben. Die Patienten attestierten dem Behandlungsteam von Pavillon 17 ein sehr gutes Zeugnis, indem sie eine hohe Zufriedenheit mit dem Aufenthalt angaben.

Die Ergebnisse belegen nicht nur die Wirksamkeit des Behandlungsangebots auf Pavillon 17, sondern darüber hinaus auch die Bedeutung und Sinnhaftigkeit des hoch spezialisierten Therapiekonzepts in der psychotherapeutischen Behandlung von schwer kranken und traumatisierten psychiatrischen Patienten.

Erste Ergebnisse der Therapieevaluationsstudie „TSL-17“ wurden bereits im April 2016 auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) von OÄ Dr. Tessa Thomanek und Klinischem Psychologen Mag. Michael Thir, in Gmunden präsentiert.